Ich sitze im Garten. Ich habe das momentane Lieblingsnotizbuch aufgeschlagen auf den Beinen liegen und halte den Stift in lauernder Bereitschaft über der fast leeren Seite. Sie müssen sich das so vorstellen, dass nur diese Buchstaben, bis genau hier, dort bis jetzt zu sehen sind, also jetzt natürlich gerade wieder ein paar mehr, Sie müssen schon etwas mitdenken. Ich sitze also, starre konzentriert auf die größtenteils nach wie vor leere Seite und frage mich, was ich wohl denke. Dabei bin ich mehr als bereit, das sofort aufzuschreiben. Nicht etwa, weil ich große Gedanken vermuten würde, dagegen spricht ja jede Erfahrung, nein, einfach nur aus Neugier. Man kommt nicht viel herum zur Zeit und man ist es doch gewohnt, auf irgendwas zu achten, jedenfalls als schreibender Mensch. Man belauert eigentlich immer irgendwas, die Welt oder zur Not eben auch sich selbst. Ich komme heute aber nach einer Weile und nach gründlicher Beobachtung zu dem Schluss, dass ich überhaupt nichts denke. Das ist allerdings überhaupt kein Problem, denn das ist immerhin deutlich besser als die sinnlose, belastende und am Ende doch wieder nicht zielführende Herumgrübelei, die bekanntlich gerade nahezu weltweit Saison hat. Das also denke ich so und sage dann: “Ha!”, denn ich denke ja doch etwas und so doof ist es gar nicht. Jetzt das Level halten!
Man kommt ja ganz ohne Ehrgeiz doch nicht aus.
Während ich den obigen Absatz schrieb, flog eine Hummel mehrmals um mich herum, ganz so, als sei ich ein irgendwie blütenähnlicher Typ. Aber Verwirrte gibt es eben überall und unter sämtlichen Lebewesen, nehme ich an. Die Hummel heißt im Plattdeutschen Plüschmors, falls Sie das nicht wissen. Plüschmors, und wenn man das weiß, dann werden einem Hummeln gleich noch viel sympathischer, selbst die verwirrten Exemplare: “De Plüschmors is een Dösbaddel.”
Und am Rande sei hier noch schnell festgehalten, dass der schauspielaffine Sohn I das Wort “Plüschmors” bereits einmal auf der Bühne des Ohnsorgtheaters im Text hatte, also als es dort noch Theateraufführungen gab. Was eigentlich so schön ist, er müsste diesen entzückenden Umstand später in seiner Bio vorkommen lassen, wenn er denn jemals eine brauchen sollte. Ich werde ihn dann erinnern, nehme ich mir jedenfalls mal vor. Vielleicht wird er aber auch etwas Anständiges und braucht so etwas wie eine Bio dann gar nicht, wer weiß.
Ansonsten sitzt auf einem Zweig im Apfelbaum ein paar Meter weiter eine Meise und ist mit meiner Anwesenheit in diesem Garten ganz und gar nicht einverstanden, was sie lautstark und nun schon seit mehreren Minuten schimpfend verkündet. Und wissen Sie was, ich gehe da jetzt rüber und diskutiere das mit dem Vogel in aller Ruhe aus – ich verbringe doch nicht seit Jahren ziemlich viel Zeit in gewissen sozialen Netzwerken, um mich hier von der Seite anzwitschern zu lassen.
So ja nun nicht.
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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.
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In freudiger Erwartung:
„Zwiegespräche mit meiner Meise“
Band 1-7
Gruß an die Meisen, das ist ja süß!
„Plüschmors“ gefällt mir außerordentlich. In bestimmten rheinischen Ansiedlungen nennt man einen Pfirsich „Plüschprüm“.