Wilde Milderung

Draußen findet eine wilde Milderung statt, es geht zügig auf zehn Grad und mehr zu. Beim Discounter gibt es schon irgendwas mit Bärlauch und natürlich auch Ostersüßwaren in pastellig bunter Frühlingsfarbgebung, es geht voran. Und es knirscht beim Gehen. Der Streusand liegt noch überall, jeder Schritt ein Geräusch, jeder Schritt eine Mahnung, gestern noch das Eis. Die ganze Stadt hat jetzt Sand im Getriebe, und wie viel davon. Man müsste hier mal weiträumig durchfegen, man müsste hier mal alles neu machen. Den Winter oder überhaupt alles rausfegen, klar Schiff machen. Das gilt auch für die Wohnung, wie sieht es hier aus, wer hat hier gehaust. Nächste Woche kommen die Handwerker und tauschen mehrere Fenster aus, vor dieser Aktion lohnt es nicht, einen Frühjahrsputz auch nur anzufangen. Ich habe vergessen, nach dem Spaziergang die Schuhe auszuziehen, jetzt knirscht es auch in der Wohnung. Überall Reibung.

Im Hafen tuten tief die Schiffe. Der Wind steht gerade wieder so, dass wir es deutlich hören. Nie war mir das ein Fernwehgeräusch, jetzt schon. Die Leinen losmachen, das klingt in der aktuellen Situation schön und vielversprechend. Und dann wenigstens, na, sagen wir nach Helgoland. Übers Meer, übers Meer, heute fahren wir übers Meer. Einmal dort um die Düne gehen, das wäre ja schon viel. Im Dünenrestaurant draußen sitzen und Pommes in der Sonne essen. Dann wieder rüber zur Hauptinsel, was schon viel zu groß klingt für Helgoland, in ein Hotelzimmer gehen und nichts machen müssen. Das dann aber mit Begeisterung.

Ich höre stattdessen eine Radiosendung über den Raummythos Transsilvanien (54 Minuten). Ich googele das seltsame Hotel am Borgo-Pass, um welches es da geht, es sieht nicht gerade einladend aus. Aber drüber bloggen könnte man schon, denke ich, und früher hätte ich so etwas nicht gedacht. Transsilvanien. Warum nicht. Literarische Bezüge, schöne Landschaft, reiche Geschichte. Und Untote, okay, aber irgendwas ist ja immer. Geister, die ihren Opfern zwar nicht das Blut, aber doch alle Energie rauben, wie die Rumänen in der Sendung erklären. Das kennt man auch von gewissen Pandemien, diesen Raub. Untote Viren, dennoch leben sie nicht und haben es auch nie.

Ich reise nicht, natürlich nicht. Ich gehe wieder nur knirschend einkaufen, irgendwas noch ohne Bärlauch, und pfeife dabei La Paloma, das kommt davon, wenn man große Schiffe hört. Das Geburtshaus von Hans Albers wird gerade saniert, sehe ich im Vorbeigehen.

Immer alles in Form halten, ganz wichtig.

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