Standardbriefe und Schwalben

Nur kurz, die Woche ist voll, allzu voll. Schon der Montag ist im Grunde ein Unding jenseits des Zumutbaren gewesen, er ist es noch. Der Blick geht unwillkürlich bereits zum Freitag, der ist weit, so weit. Und Freitag wird es auch gar nicht besser, ich gucke da nur aus Prinzip und Tradition hin. Nun, es gibt so Wochen, ich will nicht jammern. Also will ich doch, aber ich will auch so tun, als ob nicht. Kompliziertes Innenleben, wie ein Gedicht von der Kaléko heißt, aber das ist ein anderes Thema.

Dennoch zwischendurch ein paar Seiten gelesen. Immer dennoch ein paar Seiten lesen, ganz wichtig. Ich lese in Stephen Moss: Über die Schwalbe. Da steht, eine durchschnittliche Schwalbe (auch eine schöne Beschimpfung übrigens, Sie Durchschnittsschwalbe! Das mal irgendwo anbringen) wiegt in etwa so viel wie ein Standardbrief. Ein Standardbrief, wie leicht bitte ist ein Standardbrief. Landete eine Schwalbe auf meiner Hand, ich spürte sie also kaum. Und es wäre schön, so schön, wäre das Gewicht eines Standardbriefs anhand der Schwalben ermittelt worden. Die beiden Reisenden, die beiden Leichtgewichte, Brief und Schwalbe, die setzen wir mal gleich, was wiegt die, so soll auch das sein. Aber, versteht sich, so poetisch wird der Zusammenhang nicht sein. Schade eigentlich.

Schönes Buch, aber das sagte ich bereits. Liest sich gut.

Ansonsten nur Office-Office, Home-Office und Freiberufler-Office. Nennen wir es Free-Office? Das Office-Office im Büro des Arbeitgebers, das Home-Office am Wohnzimmertisch, das Free-Office kurz darauf auf dem Sofa daneben, variatio delectat, mein Notebook und ich, wir kommen herum.

Ich frage einen Sohn, warum ich ihm eigentlich jeden Morgen einen Apfel schneide, wenn er ihn doch stets und verlässlich nur zur Schule mitnimmt, um ihn dann nach der Schule wieder auszupacken? Der Sohn sagt kauend und mit großer Selbstverständlichkeit, dass er nach der Schule nun einmal gerne einen Apfel esse. Auf meine Anmerkung, dass man das Obst zu diesem Zweck nicht erst durch die Gegend tragen müsse, reagiert er überrascht, darüber hat er nie nachgedacht. Er holt eben immer nachmittags einen Apfel aus dem Ranzen und isst ihn dann.

Von dem Prozess „Apfel schneiden und essen“ sind hier also große Teile komplett sinnentleert, teils überflüssig und seltsam terminiert. Lieber nicht darüber nachdenken, für wie viele Prozesse das wohl noch gilt.

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4 Kommentare

  1. „Von dem Prozess „Apfel schneiden und essen“ sind hier also große Teile komplett sinnentleert, teils überflüssig und seltsam terminiert. Lieber nicht darüber nachdenken, für wie viele Prozesse das wohl noch gilt.“ – Es sind Sätze wie diese, wegen derer ich Ihr Blog mit allergrößtem Vergnügen lese.

  2. Also es gibt ja einen Schnaps, der erst über den Äquator verschifft werden muss, ehe er als trinkbar gilt, wobei ich mich frage, was das an seinem Geschmack ändertim Vergleich zu einem Apfel, der erst kleingeschnitten durch die Gegend und verschiedene Temperaturen getragen wird, mechanischen Einflüssen ausgesetzt et cetera pepe ungleich mehr neben einem Apfel, der frisch aufbereitet wird, nicht? Das mal schmecken, ich denke, so macht das Sinn?!

  3. Das mit dem Apfel ist schon richtig so. es handelt sich hierbei um Wanderobst, das muss so. Schöner sind nur noch Hasenstullen (die waren einmal mit arbeiten und sind leicht angetrocknet. Am besten waren die von Opa, mit einem leichten, gerade so wahrnehmbaren Ölgeruch).

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