Für mein weltliches Defizit

Wenig gibt es zu erzählen, kaum etwas ist passiert, nur dass mir morgens auf dem Arbeitsweg jetzt schon die ersten Menschen in vollem Winter-Ornat begegnen, in dicker Jacke und mit Wollmütze, Schal und Handschuhen, mit allem also. Wo bleibt da die Steigerungsmöglichkeit, worin besteht das Potential, was machen die, wenn es Winter wird. Auf Twitter laufen die Heizungsdiskussionen, die ersten schalten in diesen Tagen an, andere empören sich selbstverständlich darüber, lachen darüber, spotten darüber, können mehr ab. Aufzählungen von Accessoires, Armstulpen und Pulswärmer, Wärmflaschen etc.

6 Grad sind es da draußen am Morgen, unsere Wohnung bleibt noch ein paar Tage bei mindestens 21 Grad, Sommerreste. Uns geht’s ja noch gold. Erste Schneebilder kommen aus Österreich, aber da muss ich ja nicht hin.

Ansonsten fortschreitende Erkältungsverblödung, negative Tests und währenddessen viel zu viel administrativer Ballast der komplett irren Art, man müht sich so durch und die Woche ist schon wieder sehr lang, geht aber vermutlich vorbei. Dabei auch mal dem Kalender vertrauen. Ein Sohn soll für die Schule ein elaboriertes Baumtagebuch führen, Herbstbeobachtungen en Detail sind gefragt. Ich bin ein wenig neidisch, ein Baumtagebuch kommt mir viel attraktiver vor als das, was ich da am Notebook gerade beruflich mache. Wie verändert sich die Eiche, und das dann als Aufgabe aber so etwas von ernst nehmen und guck mal, ein Eichhörnchen. Das wäre es jetzt.

Auf dem Wochenmarkt vor dem Büro steigen währenddessen die Preise für das Mittagessen weiter. Ich bin da jetzt raus, ich habe Schnittchen dabei, anderen geht es ähnlich. Man steht vor den Ständen und sagt sich frühere Preise auf.

Ich lese abends Katerina Poladjan, Zukunftsmusik, hier eine Rezension dazu. Angenehme Abendlektüre ist das, melancholisch im Tonfall. Mag ich.

Ansonsten die Nachrichten lesen, Musik hören und Herbstgefühle pflegen, das immerhin, und das auch gründlich.

Wenn du bedenkst

Dass das Ganze nichts auf sich hat

Jeder vollzieht seine Endlichkeit

In einer anderen Stadt.

Sucht sich Erfüllung

Für sein weltliches Defizit

Einzig Musik hält mit der Trauer Schritt.“

Der Herr Hüsch hat das geschrieben. Ich bin gar nicht traurig, aber wenn es doch nun einmal saisonal gefragt und passend ist.

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2 Kommentare

  1. Sind das übrigens dieselben, die im Frühling bei 15 Grad schon in Shorts und Flipflops rumlaufen? Menschen ohne die viel bespöttelte Übergangskleidung?

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