Blumen am Mittwoch

Etwas von der Arbeit im Brotberuf überrollt worden. Danach eingekauft und die Familie bekocht und festgestellt, dass Tag und Kraft und Denkvermögen komplett verbraucht waren. Diese Vollzeitnummer in nur einem Beruf könnte ich mir ernsthaft auf Dauer gar nicht mehr vorstellen. Viel zu zehrend ist das, auch wenn es hier und da Spaß macht und interessant sein kann, schon klar, was aber auch allzu oft nur im Bereich des Möglichen verbleibt. Wenn man wie ich mehrere Berufe und Familie und Interessen und sonst was hat, ist es immer ein Jonglieren mit etlichen Tellern. Manchmal ist das Gesamtkonzept etwas sportlich anstrengend, manchmal wirkt es unmöglich und manchmal läuft es auch routiniert durch, manchmal denkt man sogar für einen Moment: „Jetzt habe ich es raus!“ Da liegt man dann mit großer Sicherheit falsch, wie ich nach nun vielen Jahren Erfahrung damit sagen kann.

Am Dienstag habe ich hier morgens verwelkte Blumen festgestellt, was dann ein besonderes Problem ergab. Denn routinemäßig würde ich verwelkte Blumen selbstverständlich durch neue Exemplare ersetzen, es war aber dieser alberne Valentinstag und ich hätte dann also zu den Männern gehört, die am Valentinstag Blumen kaufen, wo ich doch wahrheitsgemäß zu den Männern gehöre, die dauernd Blumen kaufen, die ich zwar jeweils der Herzdame überreiche, die ich aber, wenn ich mal so unromantisch sein darf, womöglich auch ohne Frau an Bord kaufen würde, weil Blumen nämlich schön sind und ich es gut und erstrebenswert finde, wenn die im Wohnzimmer stehen. Am Valentinstag aber keine Blumen zu kaufen, nur weil Valentinstag ist, das ist ja auch eine verdrehte Form des Sich-Fügens, das ist auch wieder der Beweis, dass man einen Umstand auch nicht in Ruhe ignorieren kann, wenn man ihn erst einmal wahrgenommen hat. Man hat aber auch Probleme!

Egal. Blumen am Mittwoch gekauft. So. Dem habe ich es aber gegeben, dem Valentinstag! Es hat doch alles, wenn man es recht bedenkt, seine ausgesprochen kindische Seite, man kann noch so alt werden.

Beim Bäcker gab es „Valentin Herzen“, mit ohne Bindestrich. Drei sprachliche Änderungen, die zu meinen Lebzeiten aufgetreten sind und die mit großer Sicherheit vollkommen normales Allgemeingut werden:

  • Das Verschwinden vom Genitiv
  • Aus „Ich gehe ins Kino“ wird „Ich gehe Kino“
  • Aus Valentin-Herzen oder Valentinsherzen werden völlig unverbundene Valentin Herzen (wie deep ist das denn).

Das ist nun einmal so. Sprache ändert sich, ob ich das nun doof oder lustig oder sonst wie finde. Richtiges Empörpotenzial sehe ich da für mich nicht mehr, ich habe es ja auch mit Mühe verwunden, dass man jetzt Potenzial schreibt, nicht mehr Potential oder Fantasie statt Phantasie, was noch schwerer zu ertragen war. Alles längst verwunden, Krämpfe und Kämpfe von gestern! Und das so ungemein strittige Gendern hat für mich übrigens weder als Leserin noch als Autorin irgendeinen Krawallfaktor. Ich habe mich da, versteht sich, gerade mitgemeint.

Tulpen, übrigens. Es gab Tulpen.

***

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6 Kommentare

  1. Tulpen auf dem Tisch sind ganz wunderbar. Im Garten, nun ja, da halte ich es seit 2-3 Jahren eher mit dieser Redensart:

    „Das Jahr geht weiter, und ehe man sich‘s versieht, ist für die Tulpen, die man im Herbst nicht gesetzt hat, die Zeit gekommen nicht zu blühen.“

  2. Mir wäre es ja so egal wie diese jahreszeitlichen Sondergebäcke hießen bzw. geschrieben würden, wenn es nicht so inflationär wäre.
    Für meine Schwiegermutter kaufe ich am Wochenende Stütchen – also weiche, nicht zu süße Brötchen, die sie dann zum Frühstück mit gesalzenem Ei isst.
    Zuerst musste ich nur zu Ostern und um Sankt Martin aufpassen und rechtzeitig Alternativen suchen, weil es dann Hefehäschen bzw. Weckmänner anstelle der Stütchen gab: deutlich größer, deutlich süßer – nichts für die Kombination mit Ei – und deutlich teurer.
    Letztes Wochenende gab es plötzlich anstelle der Stütchen nur Heidewecken – mit Hagelzucker und Rosinen – angeblich eine Karnevalstradition. Hoffe die Valentin Herzen brauchen noch etwas Zeit von Hamburg bis in die Provinz …

  3. Wieder ein toller Artikel
    Bei mir gibt es übrigens um diese Jahreszeit immer nur Narzissen. Früher mit Buchsbaumzweigen, aber Sie wissen ja selbst….

  4. Darf ich dem Sprachwandel noch eine Facette hinzufügen? Ordinalzahlen.
    „Der 3te Tag“, „die 8te Stunde“ usw. Schön finde ich das nicht. Ich will die Leute, die das schreiben, auch nicht korrigieren – aber als Linguist brennt es mir jedesmal unter Nägeln, sie zu fragen, seit wann sie so schreiben und was sie dazu gebracht hat. Besonders, wenn es sich um Menschen meiner Altersklasse handelt.

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