Blicke aus dem Weltall

19.5., ein Freitag. Auch mal eine Meldung, die ich gut finden kann: in Niedersachsen werden Bahnlinien wiederbelebt. Sollen sie mal machen, ich fahre da dann auch mal durch die Gegend.

Ich schreibe einen Einkaufszettel für den Wiedereinstieg in die familiäre Küchenroutine. Die Herzdame war zwei Wochen nicht hier, wir alle waren eine Woche nicht hier, der Einkaufszettel wird daher gefühlt kilometerlang, wir brauchen einfach alles, und am besten alles gleich mehrfach. Vielleicht doch mal mit dem Auto zum Einkauf, aber die Ehre des Fußgängers! Man hat doch auch seinen Stolz. Und man kann auch dreimal gehen, das ist gesundheitlich sogar förderlich und sicher wieder besser als überhaupt kein Sport. Das zumindest kann man sich einreden, und 15.000 Schritte kommen so leicht zusammen.

Ein kleiner Junge stolpert aus einem Haus und mir strampelnd vor die Füße, eine hilfreiche Großmutterhand sammelt ihn umgehend wieder auf. Er guckt an sich herunter und ruft mit sichtlichem Stolz im Gesicht: „Ich habe eine blaue Hose! Und! Eine blaue Jacke!“ Er klopft auf beides, auf Jacke und Hose, sehr schön blau sind die tatsächlich, und neu sehen sie aus. Die Großmutter lacht und sagt: „Ja, das sind die Signalfarben, damit man dich aus dem Weltall gut sehen kann.“ Und wissen Sie was, so habe ich das noch nie gesehen. Mit jedem blauem Kleidungsstück zum blauen Planeten beitragen, da hat man auch wieder eine Aufgabe. Aber wer sieht einen dann? Das hat der kleine Junge nicht gefragt, und warum eigentlich nicht. Kinderfragen auch nicht mehr, was sie mal waren.

An einem Gebäude der katholischen Kirche, apropos Blicke aus dem Weltall, hängt ein neues Banner. Es sieht professionell hergestellt und auch korrekt befestigt aus, es wird sozusagen abgesegnet dort hängen: „Frau. Leben. Freiheit.“ Und ich denke, dass die Kirche womöglich etwas, haha, unorthodox zu dieser Erkenntnis gekommen sein wird, dass es unterm Strich aber fraglos begrüßenswert ist, wenn bei den Katholiken die Frau auch einmal vorne steht. Auf einem Platz in der Nähe hat diese Parole jemand mit Kreide gemalt.

Kreideschrift auf Asphalt: Frau Leben Freiheit

Einige hundert Meter weiter steht an einer Wand, gesprüht diesmal: „Frau Freiheit Sozialismus!“ und wieder weiter hat jemand etwas an einer anderen Wand durchgestrichen, durchgesprüht eher, das man jetzt nicht mehr lesen kann, aber darunter zur Erklärung noch gut lesbar angemerkt: „Sexistische Kackscheiße weghauen.“

Das ist hier gerade die Stimmung an den Wänden.

Die Schaufenster dagegen werden, nachdem Ostern und generell auch der Frühling irgendwie durch sind, wieder auf maritim gedreht, um die vielen kaufkräftigen Touristen zu erfreuen, die im Sommer sicher kommen werden. Bring uns mal irgendwas mit Anker oder Möwe mit, ja? Oder mit Leuchtturm oder mit Muscheln. So etwas. Oder, noch besser vielleicht, einen vollkommen beliebigen Alltagsgegenstand, auf man „Moin“ geschrieben hat und ihn deswegen mit einem Aufschlag verkaufen kann. Volle Lotte Hamburg.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

 

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