Warme Fliesen, kalte Monate

29.5., der Pfingstmontag. Das Wetter der letzten Tage hat die Wohnung angewärmt. Wir können wieder aufstehen, ohne dass uns kalt ist, nicht einmal der Fußboden vor dem Bett ist noch kalt am Morgen, nicht einmal die Fliesen im Bad sind es, es gibt hier keinen Hausschuhbedarf mehr, Barfußzeiten. Man merkt jetzt auch mit den Füßen, das man staubsaugen muss, nicht mehr nur mit den Augen.

Bis ungefähr Ende September wird das jetzt vermutlich so sein, vier von zwölf Monate fallen so aus, der Oktober hat dann nur noch eine schwache, bestenfalls halbe Chance. So viel ist das also nicht, und in zwei von diesen vier Monaten wird es vermutlich auch eher zu heiß als einfach nur warm sein. So richtig fair will mir die Temperaturverteilung übers Jahr nicht vorkommen. Die Zeit der kalten Füße überwiegt doch eindeutig, aber wo könnte man sich beschweren. Und wenn man sich beschweren könnte, wären dann hinterher nicht immer 12 Grad. Schwierig.

Die üblichen Bäcker haben heute alle geschlossen, das sind die Feiertagsbesonderheiten. Ich gehe also ausnahmsweise in den Bahnhof, um Brötchen zu holen, bei uns hat immer etwas auf, Millionenstadtvorteile. Der Bahnhof ist für den frühen Morgen erstaunlich voll, eine seltsame Mischung aus den Opfern und angeschlagen Überlebenden der ersten Partynacht mit sommerlicher Anmutung und den startbereiten Reisenden, Rückreisenden vermutlich, geeint nur in der Müdigkeit und im Drang nach Koffein und belegten Brötchen. In der Schlange vor mir stehen mehrere Menschen an, die ihre bunten Nackenhörnchen für die Zugfahrt oder für den späteren Flug schon um den Hals tragen, so wie man modische Accessoires trägt. Mich weht plötzlich die Erinnerung an das Stillkissen an, das es hier jahrelang im Haushalt gab, das war auch so ein Schlauchding, nur deutlich größer. Es ist dann irgendwann zerplatzt, und damit war die Familienplanung beendet, meine ich zu erinnern. War es nicht so? Blau war es, mit gelben Sternen darauf, mit Sonne und Mond auch vielleicht. Irgendwo habe ich ein Bild davon, ich müsste es suchen.

Die Erinnerung an das Kissen zerfließt wieder, noch während ich darüber nachdenke. Es ist auch schon unwirklich lange her.

Später fahre ich noch einmal in den Garten, ich sehe dort einen ersten rötlichen Farbhauch an den Blüten der Schafgarbe, ein erstes rotes Bäckchen an einer Erdbeere und auch den ersten roten Hauch auf einer Kirsche, eine ungefähre Andeutung nur.

Eine Weile hocke ich mich hin und sehe mir einfach nur ein Beet an. Ich achte auf alle Bewegungen und überlege, ob ich da jetzt viel oder wenig Insekten sehe. Ich verbleibe unschlüssig, aber vermutlich sind es doch eher wenige.

Die Herzdame und ihr Bruder streichen währenddessen die Laube weiter. Sie vergisst dabei die Zeit und lässt ihn mehrere Züge in seine nordostwestfälische Heimat verpassen, was ihm allerdings nichts ausmacht, es gibt solche Menschen. Die Laube sieht jetzt wieder aus wie neu, jedenfalls von außen, und die Rosen, die vor den Fenstern wachsen, sie haben mehr Blütenansätze denn je.

Nur ein paar Tage oder Wochen weiter und es gibt hier ein Bild davon, rote Blüten vor blassblauer Wand. Ich merke uns das vor.

Die Bille an der Billerhuder Insel

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