Erste Tomaten, letzte Stachelbeeren

Freitag, der 21. Juli. Es gab die ersten Tomaten im Garten, die letzten Stachelbeeren und noch einige Kirschen. Der Kohlrabi wäre auch schon fällig, zu dem komme ich aber gerade nicht, nur einen zum Nebenbeiknabbern nehme ich mit. Kohlrabi aus dem Garten schmeckt genau wie der aus dem Supermarkt. Nicht alles, was man selbst zieht, ist dem anderen Zeug geschmacklich überlegen, das ist ein Märchen, es stimmt nur manchmal und nicht einmal bei allen Salatgurken. Aber doch immerhin bei den meisten.

Ein Teller mit frisch geernteten Tomaten

Die Prachtscharten blühen so, dass man den ersten Teil ihres Namens glatt durchgehen lassen kann, es passt schon. Scharten allerdings – nach schönen Blumen klingt das eher nicht.

Wir haben ferner unser Trampolin wohl erfolgreich verkauft, entnehme ich einem Zettel an der Laubentür. So endet also eine weitere Phase der Nachwuchsbetreuung und – bespaßung. Während der Corona-Zeit, besonders im ersten und besonders schwierigen Jahr, hat das Trampolin eine größere Rolle gespielt. Wir haben es damals nur widerstrebend gekauft, weil es so furchtbar groß war, so überaus hässlich auch, aber es hat sich dann doch gelohnt. Ohne die Pandemie allerdings wäre es wohl ein Fehlkauf gewesen.

Das Ufer der Bille an der Billerhuder Insel, Weiden und Lauben, einige Wolken, Seerosen im Wasser

In den Hamburger Medien gibt es eine Meldung über die Vierer-Streifen im Hauptbahnhof. Da gehen also die Angehörigen verschiedener Sicherheitskräfte neuerdings zusammen auf Patrouille, sie arbeiten im besten Fall zusammen an Problemen oder verbreiten schon qua Existenz Beruhigung, so die Annahme. Das erwähne ich nur, weil ich noch etwas ergänzen kann, das in keiner Meldung dazu steht, denn ich habe diese Vierer-Trupps jetzt schon oft gesehen. Ein Detail ist es nur, versteht sich, aber es ist so – die reden dabei unentwegt miteinander, während sie da herumgehen und aufpassen. Angeregter Smalltalk zwischen den Vieren findet statt, stets laufende, perlende Unterhaltungen, vermutlich weil sie sich eben nicht schon jahrelang aus dem Berufsalltag kennen, sondern jeweils zufällig neu gemischt werden. Die Streifen, die dagegen aus den Angehörigen nur einer Truppe bestehen, sie gehen fast immer schweigend, muffig, ausgesprochen knurrig wirkend, vielleicht auch bedrohlicher in der Ausstrahlung, Achtung, hier kommt schlechte Laune.

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Am Morgen gelesen: In England werden die Schwalben knapp, die Housemartins. Ich poste ein Lied von der gleichnamigen Gruppe dahinter, die hat sich noch zu einer Zeit nach diesen Vögeln benannt, als an solche Nachrichten nicht zu denken war. Eine unschuldigere Zeit war es damals, die Bands tollten damals noch draußen in der Natur herum, und vermutlich waren sie dabei nicht einmal eingecremt.

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Es werden Koffer gepackt. Ein Koffer für die Herzdame, ein Koffer für beide Söhne und mich, „fair verteilt“ nennen wir es dann. Es werden außerdem sorgsame Proviantüberlegungen angestellt und diverse Einkäufe gemacht. Meine Reiselust liegt im nicht messbaren Bereich, mir wäre eine Woche im Bett mit Büchern deutlich lieber. Aber nun ist es so, wie es ist, und ich werde auch bezüglich der Stimmung unterwegs stets bemüht sein. Eh klar.

Noch einige Hörbücher herunterladen, wer weiß, wie lange man irgendwo offline ist. Wir werden Zug fahren, das wirft einen technisch in diesem Land bekanntlich um Jahre zurück.

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Zwischendurch gelesen, es ist sehr dünn, es reicht kaum für eine halbe Stunde und ist fast nicht einmal Buch zu nennen: Annie Ernaux, Der junge Mann. Deutsch von Sinja Finck. Der Satz auf dem Vorblatt ist immerhin gut: „Wenn ich die Dinge nicht aufschreibe, sind sie nicht zu ihrem Ende gekommen, sondern wurden nur erlebt.“

Ich kann sonst weiterhin der Begeisterung für Ernaux nicht recht folgen, aber ich bleibe dran und versuche weiter.

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Es stirbt Tony Bennett, hier singt er im Duett mit einer anderen Großen, die ihm schon vorausgegangen war.

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Es gab am Abend zum ersten Mal Spaghetti al pomodoro, mit Tomaten aus unserem Garten. Nur eine Zwiebel, Olivenöl, Knoblauch, Chili, viele Tomaten, Nudelwasser, etwas Butter, Basilikum – und gut. Und wie gut! Eigenes Basilikum wäre selbstverständlich noch besser gewesen, eh klar, aber den haben wir in diesem Jahr versehentlich nicht angebaut.

Man macht Fehler im Garten, dauernd macht man Fehler.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

4 Kommentare

  1. hier in der eifel auch
    viel weniger rauchschwalben,
    mehlschwalben und mauersegler.
    weil viel weniger insekten…

  2. Es ist nicht immer nachzuvollziehen, warum manche Bücher hochgelobt werden, manche, die es verdient hätten, aber nicht. Mit Annie Ernaux ging’s mir ähnlich wie Ihnen, ich streiche mittlerweile aber beizeiten die Segel.

    Eine Buchempfehlung liegt mir aber quasi noch auf der Seele, weil ich denke, es ist was für Sie:
    Marion Brasch, jüngstes und einziges überlebendes Geschwisterkind vom sagenumwobenen Thomas schrieb schon vor längerer Zeit ihre Erinnerungen an ihre ungewöhnliche Familie auf. Ihr Buch „Ab jetzt ist Ruhe“ hat mich vom ersten bis zum letzten Satz gefesselt.

  3. Wir sind wie die letzten Jahre campen auf dem Darß und hier gibt es noch Schwalben in rauen Mengen, in allen möglichen und unmöglichen Ecken und Ritzen brüten die; und auch Spatzen gibt es sehr viele und freche, die ich zu Hause im Ruhrgebiet überhaupt nicht mehr sehe. Kindheitserinnerungen an die thüringer Heimat macht das.

  4. Danke für das Lied von den Housemartins! Herrjeh, als ich die rauf und runter gehört gabe, war ich auch noch jünger…

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