Donnerstag, der 17. August. Gestern habe ich mit der Herzdame noch die Miniserie Transatlantic angefangen, wir verblieben nach zwei Folgen allerdings eher unterwältigt. Man kann es der Ausstattung, der Kostüme und der bekannten Figuren halber sicher sehen, das schon, aber alle paar Minuten haben wir doch deutliche Fluchtreflexe. Weltgeschichte, die für Netflix allzu sehr optimiert und zurechtgebogen wird – schwierig, schwierig. Natürlich wird Geschichte für Erzählzwecke immer zurechtgebogen, das geht auch nicht anders, aber manchmal ist der Mechanismus einfach zu sichtbar. Bei der Kaltmamsell sehe ich übrigens etwas zur Romanvorlage.
Außerdem habe ich Ein Mann namens Otto (mit Tom Hanks) angefangen. Ich fand dann aber schnell, dass es eher keinen Grund gibt, diesen Film zu sehen, wenn man das Original schon kennt und sogar gemocht hat, denn den schwedischen Film habe ich in guter Erinnerung. Das also wieder abgebrochen.
Mehr Erfolg hatte ich dann bei The Kominsky Method mit Michael Douglas und Alan Arkin in den Hauptrollen, mit grandios besetzten Nebenrollen. Das hat etwas, da werde ich wohl dranbleiben. Ich fand den Einstieg in die erste Episode etwas schwach, aber es hat sich diesmal gelohnt, nicht zu früh wieder auszusteigen, die ersten zehn Minuten reichen eben doch nicht in jedem Fall zur korrekten Bewertung einer Serie oder eines Filmes aus. Geduld haben Du musst, ja, ja.
Die Serie ist allerdings arg männerlastig, es geht um das fortschreitende Altern zweier Freunde, inklusive urologischer Probleme etc., ich bin nicht sicher, ob das auch Zuschauerinnen stark anspricht.
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Ansonsten ein Tag mit anstrengendem Home-Office. Die Familie ist mir heute entschieden zu turbulent um mich herum. Aus Sicht werktätiger Eltern ist es dann auch nett, wenn die Schule irgendwann wieder anfängt. Aus der Perspektive der Söhne fällt die Beurteilung der Lage selbstverständlich dezent anders aus, und auch das ist nachvollziehbar.
Nachmittags habe ich ein Termin bei der Zahnärztin, es geht dabei nur um die routinemäßige Zahnreinigung. Diesmal wird sie ausgeführt von einer männlichen Nachwuchskraft, und zwar in Rekordzeit, geradezu ungestüm. Das Erlebnis wird, so stellte ich fest, keineswegs entspannter, wenn es einem sehr schnell widerfährt. Immerhin ungeahnt fix wieder auf der Straße gewesen, um dort in Ruhe „WAS WAR DAS DENN?!“ zu denken.
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Abends in einem vietnamesischen Restaurant in der Innenstadt gewesen und nicht satt geworden. Schlimm. Entweder werde ich in letzter Zeit deutlich verfressener oder die Portionen werden kleiner. Ich müsste eine Versuchsreihe daraus machen, um es besser beurteilen zu können, aber wer hat denn Zeit für so etwas. Danach noch eine Stunde vor einer Bar bei uns im kleinen Bahnhofsviertel gesessen. Auch selbst mal dort an der Außengastro teilnehmen, die ich sonst immer nur im Vorbeigehen wahrnehme und beschreibe, das kommt bei mir selten genug vor. Wir wurden in dieser Stunde, in der wir dort saßen, ich habe mitgezählt und berichte es ohne jede Wertung, einfach nur als Tatsache in diesem Jahr und in dieser Stadt, zwölfmal von irrlichternden Elendsgestalten in verschiedenen Stadien der Verwahrlosung angebettelt, darunter waren wiederum sehr junge Menschen und auch solche, die nach vorgetragener Bitte nicht einfach schnell weitergingen, sondern wortreich klagend stehenblieben.
Im Hintergrund der Szene war die Hilfseinrichtung für Straßenkinder, in der auch reger Betrieb war, und ich finde nicht, dass man all das noch elegant verdrängend ausblenden kann.
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danke nochmal für die vielen berichte aus der großstadt. heute fiel mir mein erster besuch in hh ein. auf einer außentreppe der kunsthalle lag ein junger mann und starrte vor sich hin, offensichtlich hilflos. als ich das personal aufgeregt darauf aufmerkam machte, winkten sie nur ab. ich bin halt vom land und will immer eingreifen.
Das Dranbleiben bei der Kominsky Method kann ich empfehlen. Bin alle drei Staffeln drangeblieben und habe es nicht bereut.
Ich habe The Kominsky Method schon zweimal durchgeschaut und fand es interessant, Männer mal von anderen Seiten (krank, trauernd etc.) gezeigt zu bekommen. Die Frauen kommen noch dazu, grandios in Staffel 3 Kathleen Turner!