Der Blick durch die Krone einer Jurte am Morgen

Gelesen weiter in den Briefen der Kaléko und auch noch etwas in den Erinnerungen von Gabriele Tergit. Letzteres ist ein beunruhigendes Buch, wenn man an die aktuellen Ergebnisse der Nazis in den Umfragen und an die wieder so modern gewordenen Schuldzuschreibungen an Gruppen denkt. So beunruhigend war die Lektüre, danach hatte ich einigermaßen finstere Albträume von noch finstereren Zeiten, und das kam jetzt schon zum wiederholten Male vor.

Ich wäre mittlerweile so etwas von bereit für irgendein Zeichen der politischen Hoffnung, aber das geht Ihnen vermutlich ebenso.

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Der Dienstag dann überfüllt, erst lange im Home-Office gearbeitet, dann komplizierte Diskussionen um Schulfragen, danach gab es noch einen belastenden Termin in einem anderen Stadtteil. Grässlich.

Abends Bach gehört, das immerhin. Bach, November und frühe Dunkelheit passen sehr gut zusammen.

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Mittwoch. Während die Krähe mich jetzt bis auf Armeslänge herangezähmt hat, wird, und das überrascht mich, auch der Eichelhäher allmählich deutlich zutraulicher und fliegt nicht mehr weg, wenn ich hinter der Balkontür stehe, nicht einmal mehr, wenn ich mich bewege. Nur die Elstern bleiben hartnäckig bei maximaler Distanz und Skepsis, die vertrauen niemandem und lassen sich kategorisch auf nichts ein. Ich denke, sie hängen an dem Gefühl, dass sie die ausgelegten Nüsse auf eine betont ruppige Art rauben und erbeuten, dass sie nicht etwa einfach nur wie Nutzvieh wegfuttern, was ihnen jemand in einen Trog gelegt hat. Eine Frage des Stolzes wird es sein, Elstern leben wild und gefährlich.

Das Tageshighlight war dann aber ein Buntspecht an den Meisenbällen, der die Kugeln wie in einem Cartoon mit Tom & Jerry zügig weghämmerte, dass die Krümel nur so flogen.

Meisenbälle nachbestellt. Viele.

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Beim abendlichen Spaziergang sehe ich auf dem Hotel gegenüber und auch am Rathaus eine merkwürdige Flagge, da wird also wieder ein Staatsgast in der Stadt sein, der bei mir in der Nachbarschaft übernachtet, aber diese Flagge habe ich noch nie gesehen. In der Mitte sehe ich etwas, das mir zunächst wie ein Tennisball vorkommt, es ist wirklich seltsam. Die Flagge von Kirgisistan, wie ich dann später herausfinde und selbstverständlich nachlese, hier die Wikipediaseite dazu.

Der Ball in der Mitte wird dort als Tündük erläutert, als die Krone einer Jurte, durch die man beim Aufwachen am Morgen die Sonne sieht. Auf der eben verlinkten Seite ist eine Abbildung, durch die wird das Bild vorstellbar, und ich finde, es ist eine sehr hübsche Erklärung für eine Flagge.

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Im Tagesbild reiche ich Ihnen noch einmal einen Rettungsring. Warum auch nicht.

Blick über das Fleet bei der Rathausschleuse vor den Arkaden, im Vordergrund ein Rettungsring an einem Fahnenmast, blaues Abendlicht

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Ein Kommentar

  1. Ich wäre mittlerweile so etwas von bereit für irgendein Zeichen der politischen Hoffnung, aber das geht Ihnen vermutlich ebenso.

    Sic. Deswegen lese ich Sie gerade so gerne.

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