Manchmal auch interessant, wie lange ein Highlight im Internet kursieren kann, ohne dass man es mitbekommt. Was für eine absonderliche Aneinanderreihung von Zufällen das sein muss. Wenn etwas wieder und wieder durch die Timelines geistert und man es aber nach Jahren erst sieht – so geht es mir gerade mit der Leipziger WG-Version des Weihnachtsoratoriums von Bach, immerhin schon zehn Jahre alt. Ich habe es mir ganz angesehen und fand es deutlich stimmungsaufhellend, nehmen wir es als Advent-Highlight heute:
Nebenbei habe ich beim Sehen dieses schon etwas abgehangenen Videos wieder gemerkt, dass ich die letzten zwei Jahrzehnte bis zur Gegenwart modisch nicht recht auseinanderhalten kann. Ich sehe da keine Anhaltspunkte, um zu sagen: „Ah ja, die Nuller“, wie ich es bei den Sechzigern, Siebzigern, Achtzigern doch deutlich zu sehen meine. Ich weiß nicht zuverlässig, wie sich die Zehner von den Zwanzigern unterscheiden, es fällt mir nicht auf. Die Gegenwart beginnt für mich kurz nach 2000 und ist ein einziger Block, was den Look angeht. Aber vielleicht geht es Ihnen ja anders, vielleicht fehlt mir da etwas in der Wahrnehmung.
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Auch interessant: Über die Geschichte der Weihnachtsmärkte. Gefunden via Nicola Karnick auf Bluesky.
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Ich bin in der Bücherei gewesen und habe mir Bücher für den allerdings eher unwahrscheinlichen Fall besorgt, dass im Dezember irgendwann überraschend noch einer dieser langen Winterabende eintritt, an denen auch Zeit für die dickere Romane anfällt, etwa für Volter Kilpi mit „Im Saal von Alastalo“, Deutsch von Stefan Moster, das ich schon einmal begonnen und dann doch in Richtung Winter verschoben habe.
Über tausend Seiten sind das, die an einem einzigen Nachmittag spielen, und die man sicher nicht an einem einzigen Abend lesen kann. Ich finde das ansprechend.
Bis dahin lese ich zwischendurch die Erzählungen von Siegfried Lenz und höre weiter seine Deutschstunde, ich bin im letzten Drittel. Vermutlich ist es dann nach Moby Dick das umfangreichste Werk, das ich als Hörbuch konsumiert habe.
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Auf arte gesehen und gemocht: Undine von Christian Petzold, mit Paula Beer und Franz Rogowski in den Hauptrollen. Etwas zu sommerlich für die Jahreszeit, aber irgendwas ist ja immer. Hier ein Interview mit dem Regisseur über die Dreharbeiten und die Geschichte.
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Im Tagesbild noch einmal winterliche Schönheit an der Alster, von der in Wahrheit allerdings nichts mehr da ist, wir sind in einer ziemlich hässlichen Winterphase, wie meistens kurz vor und auch an Weihnachten. In den Timelines klagen vor allem Menschen aus Berlin über das Wetter und die Aussichten vor den Fenstern, als sei es da noch furchtbarer als anderswo, noch dunkler, kälter, grässlicher. Ich weiß nicht, ob das so ist, aber hier kann man immerhin zur Not runter zum Hafen gehen, dem das Grau irgendwie steht.
Die Schneebilder sind damit leider verbraucht, entweder das Wetter legt bald nach oder die Wirklichkeit wird in aller Härte abgebildet werden müssen. Schlimm.
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Wow. Das ist ja einfach nur wundertoll. Wieviel Spaß die haben, bei Soli im Hintergrund mit“singen“ und tanzen. Selbstironisch mit Fehlern umgehen. Szenenapplaus. Und dabei extrem gut sind. ?
Wie haben die das ausgehalten? Der CO2-Gehalt der Luft dürfte ziemlich eskaliert sein. und man Stelle sich das mal nachpandemisch vor. ?
Vielen Dank für den Link, wunderbar.
Funfact zu Mode: ich bin ja kürzlich in einen anderen Teil Deutschland umgezogen und beobachte erstaunt die dort vorherrschende Mode, die ich für mich auch in den 1990ern verorte (oder es liegt am großen Bevölkerungsanteil Ökos oder meiner Arbeitsplatznische?) ich bleibe dran!
Das WG-Konzert ist toll, danke!
Mit großem Vergnügen habe ich mir das WG-Konzert nochmal angesehen. Ganz besonders ist auch mir diesmal diese unglaublich gute Stimmung aufgefallen. Das ist ja alles nicht so leicht zu spielen und zu singen – aber bei aller Konzentration gab es nur lächelnde Gesichter. Hinreißend!
Ein neuer bzw. mich wie Joriste an die 90er erinnernde Kleidungsstil ist mir tatsächlich auch erst seit diesem Sommer aufgefallen – auf einmal sind alle, die jetzt zur Schule gehen oder ihr Studium beginnen und hier in der mittelgroßen Uni-Stadt herumlaufen, nicht mehr auch „meine“ Generation, sondern die nächste, was Kleidung betrifft. Von den Nuller-Jahren bis jetzt gab es meinem Empfinden nach nicht so starke Veränderungen wie jetzt. Altersmäßig passt das mit der nächsten Generation ja auch, ich habe es nur dadurch erst realisiert: Ich verstehe die Codes nicht mehr, für mich sieht alles merkwürdig aus, im Laden und an den Menschen – für meine Begriffe alles zu kurz, zu breit, zu dicke Sohlen, Ballonseide, senfgelb, mintgrün, lila und Stoff-Muster wie auf meinen alten Kinderbildern, dazu Vokuhilas, Schnurrbärte und Goldrandbrillen (letztere schon länger)…. Bestimmt ist das alles absichtlich so kombiniert und viel Second Hand – ich verstehe nur das System dahinter nicht.
Diese Beobachtung hat mich aber tatsächlich das erste Mal ganz plötzlich „alt“ und wie eine Fensterrentnerin fühlen lassen… 😉