Durchweicht, zerzaust und windverprügelt

Die S-Bahnen sind am Dienstagmorgen schon etwas voller, ein paar mehr Menschen hasten durch den verstetigten Regen zu den Bahnhöfen, einige Lichter mehr sehe ich in den Bürobauten, das Jahr läuft langsam an.

Auch heute ein kleiner Erfolg am Morgen, mir gelingt auf dem Weg zur Bahn ein seltenes Foto des Sonnenaufgangs im Hamburger Winter – sehen Sie hier das wohltuende, sattgelbe Leuchten an einem Januarmorgen.

Ein ramponierter gelber Regenschirm liegt im U-Bahn-Bereich des Hauptbahnhofs und formt einen Halbkreis, wie wie aufgehende Sonne

In den Radionachrichten laufen währenddessen immer wieder die Meldungen zur Lage in Niedersachsen. „Sorgenkinder sind Hunte und Hase“, höre ich, und es klingt seltsam schön, ist es aber gar nicht. Auch die Hochwasserwarnungen für Lübeck und Travemünde sind wieder im Programm, in Lauenburg elbaufwärts laufen ebenfalls die ersten Keller voll und auch in Hamburg steigen die Pegel der Flüsse und Bäche. Vor dem Bürofenster schüttet es.

Nachmittags in den Garten, denn auf der Insel laufen die Gräben über, wie rundgemailt wird. Sie sind in den letzten Jahren teils zugeschüttet oder verrohrt worden, im Grunde also das gleiche Problem wie überall. Ich muss jedenfalls einmal nachsehen, wie die Lage dort ist. Unsere Parzelle steht zwar nicht unter Wasser, aber die Gärten ringsum machen insgesamt einen durchweichten, zerzausten, arg windverprügelten Eindruck. Hier und da wegknickende Zäune und Büsche, verwehter Unrat hängt in den kahlen Ästen und liegt auf den Wegen, windbrüchige Äste und Zweige sehe ich überall. Es sieht alles nicht eben schön aus, es wirkt alles etwas ramponiert und heruntergekommen. Nur der Mangold, den wir im Herbst nicht mehr gepflückt haben, leuchtet mit einem derart knackigen, saftigen, frühlingshaften Grün aus dem Beet – man bekommt umgehend Hunger auf Gemüse, wenn man das sieht.

Auf dem Rückweg sehe ich an einem Laternenpfahl in Hamburg-Hamm einen Aufkleber mit einem Franzbrötchenbild, es wurde dort angepappt, so lese ich dann, von der „Antifaschistischen Genießerfraktion.“ Es formt sich also doch breiter Widerstand, so ist es recht.

Der Tag ist ansonsten überdeutlich geprägt von Müdigkeit, Rückzugsbedürfnis und wildem Hunger auf Zucker und Fett. Mit anderen Worten, etwas Winterschlaf oder wenigstens eine Mupfel würden dem Monat jetzt guttun, und der gefühlte Wochentag weicht schon wieder stark ab.

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Wir haben Weihnachten in den Keller gebracht.

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2 Kommentare

  1. „Hase auf der Wiese“ hat jetzt plötzlich eine neue, eher negativere Bedeutung als im Sommer bekommen.
    Danke für Ihre wunderbaren Genießertexte!

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