In der Elbe, an der Elbe

Bei Kachelmann schrieben sie, dass es in dieser Woche viel Wetter geben solle, na, wenn das keine Aussichten sind.

Am Sonntag weiter im Alfred Andersch gelesen, diesmal in „Mein Verschwinden in Providence“, noch einmal Erzählungen. Es kommt darin die Redewendung vor, dass sich jemand wie ein Stint freut, die habe ich schon lange nicht mehr irgendwo gesehen oder gehört. Vermutlich ist sie auch aussterbend. Wie beim angesprochenen Fisch: „Lokale Bestandsgefährdungen.“ Beim Fisch etwa in der Elbe, bei der Redewendung an der Elbe. Ich nehme an, unsere Söhne kennen weder den Fisch als Gericht noch die Redewendung.

Außerdem lese ich in diesem Buch, dass „maximal“ als häufig vorkommendes Jugendwort verwendet wird (in einer Studentinnengeschichte aus den Sechzigern), in etwa so, wie wir „geil“ verwendet haben, und ich denke, „maximal“ ist mir in dieser Verwendung bisher noch nicht begegnet. Überhaupt aber ist dieser Band mit Erzählungen ein Dokument des Umbruchs in den Sechzigern, man möchte etwa die Passagen über höchst irritierende Miniröcke anstreichen. Und diese Erstaunen von Andersch, oder besser das von ihm beschriebene Erstaunen, denn wir wissen beim Lesen nicht, ob er selbst gestaunt hat, kombiniert sich mit einer Formänderung, denn recht eindeutig übernimmt er für seine Erzählungen den Textaufbau der amerikanischen Kurgeschichten. Faszinierend.

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Ich habe ein wenig Geld von der Krankenkasse bekommen, aus einem Bonusprogramm, wofür ich Daten, die der Kasse durchweg bereits vorlagen, noch einmal selbst eintippen und teils auch einscannen musste, warum auch immer, in eine einigermaßen kryptisch aufgebaute Seite mit unzureichenden Erklärungen und kontraintuitiver Benutzerführung – dann gab es eine mehrwöchige Bearbeitungszeit. Und da ich es bei einem anderen Thema gerade recht ähnlich erlebt habe: Ich glaube, dieses Vorgehen beschreibt viele scheindigitalisierte Prozesse in diesem Land recht gut. Das ist bei dem Thema so unser Stand.

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Ein nicht unbedingt beruhigender, auf jeden Fall aber interessanter Artikel über die Berechnung von Systemkollapswahrscheinlichkeiten, gefunden via Klimagarten auf Mastodon.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

5 Kommentare

  1. Viele Begriffe, wie zum Beispiel „Stint“, habe ich nicht im aktiven Wortschatz. Ich kenne sie nur, weil ich regelmäßig Kreuzworträtsel löse. (das ist für mich die ideale Tätigkeit, wenn ich meine Tochter bei den Hausaufgaben betreue)

  2. Ich las zuerst scheinintelligent statt scheindigital, aber das kommt ja irgendwie aufs gleiche raus in der Sache…

  3. Ich bin ein Teenager der 60iger Jahre, kann mich aber nicht erinnern, dass „maximal“ bei uns ein Jugendwort war. Wahrscheinlich wieder nur in der Großstadt, von der wir ja eh nichts wussten.

  4. „Scheindigitalisierte Prozesse“ – endlich ein Begriff, der zu vielem passt, was hier auf Arbeit passiert. Danke! Den werde ich in der nächsten Dienstberatung vermutlich mehrmals verwenden 🙂

    Viele Grüße aus dem ÖD!
    Nelia

  5. Bei der Erwähnung des Wortes „Maximal“ und der Miniröcke erinnerte ich mich an eine Schulaufführung zum Jubiläum der Schule. Da sie in den 60ern gegründet wurde, spielten wir Schüler*innen Szenen aus der Zeit nach, neben der Mondlandung war das die damalige Mode. Ich erinnerte mich, dass wir zum Schluss der Szene sagten: „Mini oder Maxi, das ist ganz egal, denn was wir auch tragen, ist immer maximal.“ Dazu liefen wir in Röcken zu einem Lied über die Bühne, in dem auch Mini oder Maxi vorkam. Jetzt gegoogelt und tatsächlich das Lied gefunden: Gitte Hænning – Mini oder Maxi (https://www.youtube.com/watch?v=Vx4imrsym3g). Der Schluss des Liedes (von dem wahrscheinlich auch der Satz stammt, den wir sagen mussten), könnte auch ein Beleg der Nutzung des Wortes „maximal“ in diesem Sinne sein.

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