Die geplanten Arbeiten

Gelesen: Innendrin hundert geworden.

Die geschätzte Landlebenbloggerin schildert in ihrem frisch renovierten Blog einerseits das Boot und andererseits eine ganz andere Kassensituation, als ich sie hier beschrieben habe. Es liegen offensichtlich einige Welten, nicht nur etliche Kilometer zwischen unseren Gegenden.

Und weil es nach dem letzten Kassentext von mir wieder mit Erstaunen kommentiert wurde: Ja, Security in Supermärkten und Discountern ist bei uns normal. Die Alkoholszene, die Drogenszene, die Armut, das Elend, die Obdachlosigkeit. Dazu noch andere Gruppen mit besonderen Problemen. Etwa die Menschen mit diversen, teils deutlichen psychischen Defiziten, wie die Gestalten, welche den ganzen Tag laut vor sich hin schimpfen und pöbeln. Oder seien es die in meinen Texten gerade geschilderten Leute mit erheblichen Aggressionsproblemen und allzu kurzer Lunte.

Ich übertrieb in den letzten Blogartikeln nicht, es gibt so viele von diesen Leuten in der Mitte der Stadt. Wenn Sie in einem Dorf wohnen, nehmen Sie einfach an, dass es viel, viel mehr sind, als sie denken. Es wird hinkommen. Und der Einkauf ist immer eine Situation der sozialen Begegnung. Ein Einkauf ist also immer kritisch. Menschen stoßen auf oder vielleicht sogar an andere. Das metallene Geräusch sich berührender Einkaufswagen als Warnsignal, der Discounter ist auch deutlich zu eng. Ein großes Problem.

Nach dem, was ich täglich mitbekomme, ist die Security zumindest in dem Laden, in dem ich am häufigsten bin, öfter bei Verhaltensproblemen als bei Diebstahldelikten im Einsatz. Und zwar signifikant öfter.

Wir haben, das darf man vielleicht gültig ableiten, zumindest in den großen Städten ein überdeutliches kollektives Benimmproblem. Man kann es anders benennen und soziologisch sicher tiefsinniger ausdeuten, aber letztlich ist es genau das.

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Okay. Wenden wir uns wieder anderen Themen zu. Ein gezeichneter Hase wird kurz eingeblendet: Seid zur Heiterkeit bereit.

Am Freitag sollten aufwändige Arbeiten von Handwerkern bei uns im Haus durchgeführt werden, diese fielen aber unerwartet und kurzfristig aus. An der Eingangstür unten hing ein Brief der beauftragten Firma, in dem als Begründung stand: „Die geplanten Arbeiten fallen wegen weiterer Arbeiten aus.“

Ein sympathischer Satz, finde ich. Wir können, wenn man lange genug darüber nachdenkt, mit dieser Argumentation alle die Arbeit, also jegliche Arbeit, umgehend einstellen: Die geplanten Arbeiten fallen wegen weiterer Arbeiten aus.

Das vielleicht auch als Outlook-Standard-Textbaustein erfassen. Diese Aussage außerdem an anderen Stellen zur Geltung bringen und anwenden. Ich kann hier im Haushalt beginnen: Das geplante Staubsaugen fällt wegen weiterer Arbeiten aus. Es ist schlüssig, es ist bündig, es überzeugt.

Ich habe noch etwa zwei Wochen bis zum Urlaub, aber vielleicht kann ich mit dieser Logik schon etwas früher aus allem aussteigen. Denn auch im Büro wird der Satz passen. Und wie er passen wird.

Aber apropos. Die Herren Söhne werden ab Mittwoch wieder Ferien haben. Die langen Sommerferien werden sie haben, bei denen wir Eltern wie immer nicht mithalten können. So viele Urlaubstage hat kein Mensch, wenn man vom Lehrpersonal absieht. Und doch ist die Sommerferienzeit in ihrer beträchtlichen Erstreckung für mich immer eine Zeit minderer Motivation und zumindest angestrebter Lässigkeit. Also für meine Verhältnisse jedenfalls. Und da ich für eine französische Firma arbeite, wird es auch außerhalb meiner eigenen Urlaubswochen im Brotberuf wahrscheinlich demnächst etwas ruhiger zugehen, wie in jedem Jahr.

Im Hochsommer ist in Paris kein Mensch, der ein auch nur halbwegs normales Leben führt, im Büro. Man bekommt von dort in dieser Zeit Abwesenheitsmeldungen mit teils beneidenswerten, fantastisch anmutenden Zeiträumen: Votre e-mail ne sera pas lu.

Was ich sagen wollte, es kann hier in den nächsten etwa sechs, sieben Wochen zu Unregelmäßigkeiten kommen. Zu verspäteten, verschobenen, ausgefallenen Texten. Es könnte ein wenig wie bei der Bahn sein, kommste heut nicht, kommste morgen, die nachfolgenden Texte verspäten sich um …

Aber vielleicht kommt es auch anders. Vielleicht schreibe ich pünktlich wie fast immer weiter, stoisch und verlässlich wie ein Uhrwerk aus der Klischee-Schweiz. Es liegen so viele Notizen noch auf Halde. Es gibt genug Material und es wird dauernd neuer Stoff anfallen. Selbst wenn man gar nichts macht, selbst wenn man nur wellnessbemüht irgendwo lesend oder dösend  herumliegt, an einem Pool vielleicht , immer fällt doch etwas an. Sie wissen jedenfalls Bescheid, wenn es hier ein wenig ungewöhnlich zugehen sollte: Es liegt nur wieder an der Saison.

Und zumindest einige der geplanten Arbeiten, soviel steht fest, werden wegen weiterer Arbeiten ausfallen.

Zwei Gänse am frühabendlichen Ufer der Außenalster, auf der einige Segelboote mit orangefarbenen Segeln zu sehen sind

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