Auf dem Weg ins Büro sah ich am Mittwochmorgen doch noch die ungeduldig wie immer erwarteten gelben Blätter. Unten am Mittelkanal haben sie nun endlich mit der herbstlichen Dekoration begonnen, so dass sogar diese Ecke der Stadt für einen Moment recht ansprechend wirkte.
Dort bin ich dann zwei, drei Minuten stehengeblieben und die Arbeit musste noch einen Moment warten. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, ich habe also mit der gebotenen ernsten Freude erst einmal etwas passende Herbstmusik gehört.
Alles auskosten, alles mitnehmen. Sie wissen ja, man muss es sich mühsam genug zusammensuchen.
“Kiss all the pretty ones goodbye
Give everyone a penny that cries
You can throw all my tranquil pills away
Let my blood pressure go on its way
‚Cause my autumn’s done come”
Ein Augenblick für die alte Blogreihe „Was schön war“, die ich auch lange nicht mehr gepflegt habe.
Wir können das Thema abschließend auch abseits der anekdotischen Evidenz auflösen. Es gibt immer Menschen, die irgendwas akribisch mitzählen, und die meisten Ergebnisse sind irgendwo nachzulesen: Der Eintritt des Spätherbstes und auch der des Winters sind tatsächlich die beiden Phasen im phänologischen Kalender, die sich im Schnitt weiter verspäten. Alle anderen kommen tendenziell früher, wie wir dann vermutlich im Frühjahr wieder intensiv diskutieren werden.
Für den verspäteten Herbst gilt: „Der Grund hierfür ist, dass höhere Temperaturen im Herbst den Chlorophyllabbau im Blatt verlangsamen und damit zu einer späteren Blattverfärbung führen.“
Die Verzögerung fällt in der Gesamttendenz gering aus, drei Tage nur. Aber wir beobachten im Schnitt doch richtig, und in einzelnen Jahren und Gegenden kann es auch wilder abweichen. Vermutlich heißt das auch, dass die Verzögerung in den großen Städten deutlicher als auf dem Land ist, wegen der entsprechenden Temperaturunterschiede.
Wie es bei Durchschnittswerten und Durchschnittsgegebenheiten so ist, man muss immer sehen, wo man da hineinpasst. Gestern übrigens, aber das nur als Scherz am Rande, sah ich aus dem Augenwinkel eine Meldung über Lieder, die Menschen besonders gerne kurz vor dem Tod hören. Ich sage es ja, alles wird gezählt, und wie gut ist das aus meiner Sicht. Eines der meistgewünschten Lieder war „My way“, was nicht ganz ohne Komik ist. Denn wir könnten es, wenn es uns doch mehrheitlich zu verbinden scheint, also auch auf „Our way“ umtexten. Es sind alles geteilte Erfahrungen. And so we face the final curtain etc.
Unter den Top Ten dieser besonderen Lieder war auch, und das immerhin fand ich überraschend, „Girls just want to have fun.“ Schriebe ich Kolumnen aus weiblicher Sicht, käme mir das wie ein Thema vor.
Aber egal, wo war ich. Das Wetter, das Laub, der Herbst. Wer die App des Deutschen Wetterdienstes nutzt, so wie ich, kann darin auch selbst Meldungen zu den entscheidenden saisonalen Veränderungen bei Pflanzen eingeben. Dann weiß die Allgemeinheit wieder mehr und muss nicht vage herumraten.
Eine gute Sache also, da mal mitmachen, ich bewerbe das ebenso ausdrücklich wie unbezahlt.
(Auf dem Startbildschirm über „Weitere Produkte“ den Bereich „Pflanzenmeldungen“ hinzufügen, dann läuft es und man kann auch sehen, was in der eigenen Region bereits erfasst wurde.)
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