Am Morgen überkam mich in der Stunde, in der ich normalerweise blogge, das überaus seltsame Bedürfnis, den Kühlschrank von innen zu reinigen. Das war zwar angebracht, auch seit mehreren Wochen schon, aber die Uhrzeit war dafür doch befremdlich. Woher der Gedanke in dem Moment kam, das war auch eher unerfindlich. Ich zögerte daher zunächst etwas, ging dann aber widerstrebend mit dem Flow, oder wie man das jetzt nennt.
As my wimsey takes me, wie es damals noch bei Dorothy L. Sayers stand. “Die nachfolgenden Blogeinträge verzögern sich um … Grund dafür ist ein Reinigungseinsatz …“, sie haben die entsprechenden Durchsagen am Blogbahnhof vielleicht mitbekommen.
Sollte ich aber morgen zu sehr früher Stunde auf einmal Lust haben, das Badezimmer zu putzen, werde ich am Ende noch sämtliche Tagesroutinen neu durchdenken müssen, um meine Schreibzeit, die doch regelmäßig zu sein hat, irgendwo neu einsortieren zu können.
Mir graut.
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Gehört: Zwei Sendungen über Gegenden etwas hinter dem Tellerrand, einmal aus der Reihe Zeitfragen, Feature: „Vietnam – 50 Jahre nach dem Krieg“ (28 Minuten), und einmal einen Weltspiegel-Podcast „Ellbogen raus – wie sich Kanada gegen Trump stemmen will“ (30 Minuten.). In welcher Kanadas Grenze zu Dänemark (ganz oben auf der Darstellung im Schul-Atlas) und die Nähe zu EU sehr betont werden. Und kanadisch-europäische Union, so schlecht klingt das nicht.
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Es vergeht kaum noch ein Tag, an dem einem nicht etwas zu technisch beigesteuerter Intelligenz auffällt. Diesmal ist das Bemerknis eher banal, aber sprachlich ist es doch unerwartet schön. Automatisierte Übersetzungen sieht man längst in etlichen Apps und Browsern, manchmal fallen sie einem erst dann auf, wenn sie etwas so falsch machen, dass man doch beim Lesen stolpert, also wenn sie etwa die Türkei wieder als Truthahn bezeichnen oder die Firma Anthropic als „anthroposophisch“ übertragen und dergleichen.
Dass aber ein solcher Automatismus den Begriff „High maintenance“ als „wartungsvoll“ übersetzte, das gefiel mir. Dieses Wort ist sicher das erste aus so einem Programm, das ich mir merken werde. Auch beruflich ist es vermutlich gut zu verwenden: Ein Prozess, eine Abteilung oder ein Kollege, sie sind unerwartet wartungsvoll. Was für eine charmante Beleidigung.
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Apropos Beleidigung: Im Vorbeigehen hörte ich am Vormittag aus dem Dialog zweier junger Frauen einen Satz, dem wir uns vermutlich mehrheitlich anschließen können: „Eigentlich mag ich es ganz gerne, wenn Menschen nett sind.“
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Einige Meter hinter diesem Dialogfetzen habe ich dann das Tagesfoto aufgenommen, nach allerdings unangenehm langer Wartezeit, denn es dauerte etwas, bis da endlich einmal wenigstens für einige Sekunden niemand drüberlatschte.
Die Fußwege im Stadtteil, Sie sehen es gleich, werden hier weiterhin vermutlich nachts einigermaßen emsig und halbwegs kalenderspruchtauglich beschriftet. Aber ich denke da nicht weiter drüber nach, ich gucke bloß.
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Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
Vor ein paar Wochen sah ich zufällig, dass mindestens manche Fußweg-Beschriftungen im besagten Stadtteil doch tatsächlich tagsüber durch eine Frau im deutlich höheren Alter geschehen – die daran unübersehbar Freude hatte. 🙂
Die Frau ist meines Wissens nur für „Frei sein“ zuständig, was sie seit Jahren schreibt, unermüdlich.
„As my Whimsy takes me“, also ohne e *klugscheiß*. Aber hach, so ein hinreißend schöner Absatz.
Ah, das kommt, wenn man aus unsauberen Quellen abschreibt. Schlimm! Aber danke!
Kindermund der damals etwa achtjährigen Tochter: „wächst du noch oder hast Du nur noch so Geburtstag?“
Zu KI-Übersetzungs-Absonderlichkeiten: Neulich hörte ich von der Übersetzung eines Textes zum Ende des Zweiten Weltkriegs: da waren dann mal kurzzeitig 1944 die Aliens in der Normandie gelandet. (Ja, ist noch rechtzeitig bemerkt und in „Alliierte“ korrigiert worden).
Ab und zu habe ich Kontakt zu einer Freundin in Indonesien. Oft funktioniert es auf Deutsch – in einfachen Sätzen von mir, mit oft bruchstückhafter Freestyle-Grammatik von ihr. Und ab und zu nutzt sie ein Übersetzungsprogramm, das auch herrliche Stilblüten produziert!