Komplikationen und Neustart

Gerade erst habe ich verstanden, denn ich gehe, wie bereits angemerkt, bei den Nachrichten neuerdings eventuell ein wenig nach, dass die Modernisierung und Entbürokratisierung von der frischen Regierung in einem neuen Ministerium angesiedelt werden wird. Dass man dafür also erst einmal neue, zusätzliche und sicher komplexe Strukturen schafft. Das ist doch einmal ein grandioser Einstiegsscherz, für mich viel unterhaltsamer als die zunächst misslungene Kanzlerwahl. Ich möchte ausdrücklich zu dieser Idee gratulieren. Und ich tue dies nicht, wie man vielleicht spontan annehmen könnte, voller Zynismus und Spott. Nein, keineswegs.

Ich gratuliere vielmehr als Mensch, der erstens in einem ebenfalls komplexen Weltkonzern arbeitet und zweitens mit dem Auf und Ab der Bürokratisierung und der administrativen Prozesse nicht eben wenig zu tun hat. Ich gratuliere also voller Sympathie und Kameradschaft, und ich denke, ich kann mir die gedanklichen Wege, die bei „Alles muss einfacher werden“ begannen und dann bei diesem neuen Ministerium endeten, dermaßen gut und plastisch vorstellen, dass ich aus dem Stand eine Netflix-Serie daraus machen könnte. I feel you, neue Regierung, I feel you. Also zumindest bei diesem Aspekt.

Bei allen anderen Fragen und Themen der Politik bleiben selbstverständlich weiterhin erhebliche Zweifel und Distanz angebracht.

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Weil ich schon bei Thomas Mann war und gerade erst seine Erzählungen „Kleiderschrank“ und auch „Eisenbahnunglück“ konsumiert habe, habe ich gleich noch ein weiteres Hörstück angefangen. Es lag so verlockend direkt neben den anderen in der Audiothek – „Der kleine Herr Friedemann“. Vortrefflich gelesen von Dieter Mann, nicht verwandt mit dem Autor.

Eine kleine Novelle, von der ich noch weiß, dass ich sie sicher als junger Mensch einmal gelesen habe. Von der ich ansonsten aber so gut wie nichts in der Erinnerung habe, außer: Das geht keinesfalls gut aus. Vom vorlesenden Dieter Mann gibt es übrigens auch, noch eben eine Erinnerungsempfehlung, eine sehr, sehr gute Hörbuchversion von Heinrich Manns Professor Unrat.

Wenn diese Ihnen begegnet, hören Sie ruhig mal rein, für mich ist das die gültige Version.

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Ansonsten war der Mittwoch ein unbefriedigender Tag in Hammerbrook, verstimmt und schlecht verarbeitet. Unzufrieden mit mir und allem, mir außerdem keiner Lösung bewusst und mit bestenfalls mäßiger Perspektive bei nahezu allen Themen, die mir einfielen. Und mir fielen viele ein. One of those days, Sie kennen das.

Na, man kann die Kurve auch nicht an jedem Tag kriegen, man muss es wohl auch gar nicht. Es gibt Tage, die löst man am besten dadurch auf, dass man ins Bett geht. Reset und Neustart.

Aber immerhin Alster.

Blick über die Binnenalster am Nachmittag vom Jungfernstieg aus

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2 Kommentare

  1. Lieber Herr Buddenbohm,
    Ihr Blog gehört seit vielen Jahren zu meinem täglichen Lesepensum. Heute begegnete ich bei der Lektüre von „Der Freund“ von Sigrid Nunez einem Zitat, das mich an diesen Blog hat denken lassen und das ich gerne teilen möchte:
    „Wenn ich nicht spazieren gehen kann, kann ich nicht schreiben. Morgens hast du gearbeitet, und an einem bestimmten Punkt, der immer kam, als es schien, als könntest du nicht einmal mehr einen einfachen Satz schreiben, bist du hinausgegangen und meilenweit gelaufen.“
    Viele liebe Grüße aus Leipzig, Eva G.

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