Am Donnerstag, etwa gegen 14 Uhr, fing die Entspannung an. Das war einerseits spät, wenn ich bedenke, dass ich dafür insgesamt nur eine Woche Urlaub zur Verfügung hatte und also vier Werktage Anlauf brauchte, um überhaupt einmal in diesen Zustand zu kommen. Kein Wunder also, dass ich außerhalb der Urlaubszeiten eher nicht dorthin finde. Der Anfahrtsweg scheint für mich tatsächlich ein wenig zu lang zu sein.
Es war andererseits gerade rechtzeitig, um noch wenigstens knapp etwas davon zu haben. Und also erneut und nach erheblichem Zeitabstand wieder einmal zur Kenntnis zu nehmen, wie es sich eigentlich anfühlt, halbwegs entspannt zu sein. Ja, halbwegs nur, denn wir sind es schließlich alle nur im Rahmen unserer alltagsbegrenzten Möglichkeiten. Wie es bei Erwachsenen nun einmal fast unabwendbar die Regel ist.
Ich habe den in dieser Hinsicht interessanten Vergleich in den Jugendzimmern. Die Söhne sind, jedenfalls bezogen auf die eher gewöhnlichen Anforderungen des Lebens, in den Ferien entschieden entspannter als ich. Schon auf den ersten Blick und ab der ersten Ferienstunde sind sie das. Ich wüsste gar nicht, wie es geht, irgendwo dermaßen gechillt so herumzuhängen, dass man gleich auf den ersten Blick erkennt, hier macht jemand voller Hingabe genau das, hängt also einfach nur gechillt herum. Und macht dabei auch nichts anderes, weil es doch schon ein volles Programm ist.
Bei mir würde man vermutlich bei flüchtiger Beobachtung, wenn ich jemals so auf einem Möbel anzutreffen sein sollte, zunächst eher Kreislaufversagen vermuten.
Die Söhne sind allerdings altersgerecht außerhalb ihrer Schulzeiten noch mit weitreichender Nichtzuständigkeit für sehr vieles gesegnet, was ihrer Entspannung selbstverständlich enorm zuträglich sein dürfte. Und sie werden, wie vermutlich fast alle Menschen, erst später im Leben verstehen, was für ein unschätzbarer Bonus der Jugendzeit das ist.
Sie sind andererseits, es versteht sich von selbst, bei weiteren Themen mit Sicherheit nicht einmal ansatzweise entspannt. Immerhin sind beide Teenager, und in dieser Phase neigt man auch gewissen Problemen zu, siehe sämtliche Coming-of-Age-Romane oder -Filme.
Und vielleicht geht es bei diesen Problemen dann sogar um Themen, bei denen ich deutlich entspannter bin als sie. Es hätte am Ende fast einen Aspekt von Fairness.
Aber wie auch immer: Halbwegs entspannt also. Immerhin.
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Im Rahmen dieses Zustandes habe ich dann den Tod von Venedig bis zur Himmelfahrt des Aschenbachs durchgehört (ARD-Audiothek). Dann habe ich den hinterher allerdings drastisch unpassenden “Wackelkontakt“ (Verlagslink) von Wolf Haas angefangen. Ein Buch, zu dem es schon eine erstaunlich ausführliche Wikipedia-Seite gibt.
Das handwerkliche Können im Aufbau der Superspezialkonstruktion der Handlung begeistert mich gleich auf den ersten Seiten des Romans, die Handlung selbst und die Hauptpersonen brauchen länger. Viel länger.
Aber es kommt dann schon noch. Weil Wolf Haas.
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Ich war hingerissen, habe mich köstlich amüsiert, ein echter Haas. Quasi.