Lange nicht mehr gehabt, diese Überschrift. Es ist aber nicht so, dass nichts jemals schön war, in der Zeit seit dem letzten Eintrag aus der Reihe, der vermutlich Jahre her ist. Ich hatte das Format aber, warum auch immer, nur noch lesend parat (etwa regelmäßig hier), nicht mehr schreibend. Obwohl gerade diese Rubrik sinnvoll, ausdrücklich lebensbejahend und gute Stimmung verbreitend ist. Daher vermutlich sozial erwünscht und alles. Also bitte.
Es geht aber nur um eine Kleinigkeit. Um eine rein innere Angelegenheit auch noch, und zwar um eine, die nicht einmal besonders auffällig des Bejubelns wert war. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Aber eigentlich doch, wenn auch nur für mich. Aber nun, es geht hier um mich, siehe etwa den Titel der Seite.
Und zwar betrifft das Bemerknis das Entstehen des Blogeintrags mit dem Herbstmodenmann, das war dieser hier. Das war nämlich an einem Morgen, an dem ich mit dem sicheren Gefühl aufstand, keine Restnotizen oder Stichworte, keine brauchbaren Erinnerungen und keine auch nur ansatzweise verfügbare Idee für einen Text zu haben. Komplette Ebbe im Hirn.
Was an sich kein großes, bedrängendes Problem ist. Immerhin bin ich keineswegs verpflichtet, jeden Tag zu bloggen. Die Welt da draußen geht gewiss nicht unter, wenn hier einmal kein Text erscheinen sollte. Das Blog ist am Ende leicht entbehrlich, es gehört nicht zur kritischen Infrastruktur, ist nicht systemrelevant und überhaupt nur von marginalem Interesse für die Öffentlichkeit. Wie alle Blogs.
Immerhin aber, und das ist schon schön genug und nicht selbstverständlich, bedauern es zuverlässig wenigstens ein paar Menschen, wenn hier nichts Neues erscheint. Das ist ebenso erfreulich wie großartig. Und zwar auch dann noch, wenn man schon jahrzehntelang bloggt und also denken könnte, man sei mittlerweile halbwegs daran gewöhnt. Es hört aber nicht auf, dass ich mich darüber freue. Es motiviert fortwährend.
Kurz nach meinem allerersten Text im ersten Blog kommentierte damals jemand, zu meiner großen Freude, ich solle doch bitte mehr schreiben. Das mache ich seitdem in stets bemühter Wiederholung. Es ist aber tatsächlich etwas von dieser ersten Freude an der Tätigkeit, an diesem Spaß hängengeblieben, über all die Jahre.
Ich hatte dennoch an diesem Morgen mit dem Herbstmodentext zunächst nur einen eher dünnen Gedanken, nämlich den bemerkenswert wenig geistreichen Satz, dass mir zu warm war. Den schrieb ich dennoch hin, denn man muss irgendwo anfangen. Dann habe ich es etwas weiter erklärt, warum mir zu warm war. Das war die naheliegendste Ergänzung. Man muss sich manchmal warmtippen, auch wenn einem zu warm ist. Bis der Text laufen lernt.
Dann fiel mir dieser Traum ein, dann auch noch, was ich am Abend davor gelesen hatte, und schließlich, welche Musik ich gehört hatte.
Das hat dann gereicht, und es war schön, dass es auf diese Art gereicht hat. Denn immer noch fühlt es sich herrlich befriedigend für mich an, einen Text geschrieben zu haben. Eine Idee, irgendeinen nachweisbaren Gedanken gehabt zu haben. So kann ich mir aus dem Nichts oder nur aus meinem Hirn, manchmal liegen die beiden Begriffe verdächtig nahe beieinander, ein kleines Glück basteln, und offensichtlich kann ich es sogar immer wieder. Selbst an ausdrücklich gebraucht wirkenden, unzumutbaren und eher drittklassigen Tagen kann ich das. Wenn ich schon sonst wenig kann, aber das immerhin. Und es ist nicht nichts.
Einige Menschen mochten den so entstandenen Text in der Folge sogar, mehrere bedankten sich für die Musikhinweise. Es geht aber nicht um die Anzahl der Likes, es geht darum, dass es überhaupt passiert. Darin liegt für mich immer noch das Besondere.
Denn man macht etwas, und man macht es als Autor ausdrücklich ganz allein, ohne jeden Außenkontakt. Man denkt aber, versteht sich, im Hintergrund als Grundrauschen doch zumindest manchmal an andere. Diese anderen Menschen sollen es immerhin lesen, das ist hier kein geheimes Tagebuch. Ich ziehe mich beim Schreiben also in einen seltsam indirekten, aber doch vielfältigen Kontakt mit mir nur zu einem kleinen Teil bekannten Menschen zurück.
Und sich für Kontakte allein zurückzuziehen – wie passend kann eine Beschäftigung für eher introvertierte Menschen denn sein.
Es gibt außerdem diesen Satz, von wem war der jetzt noch, „Ich schreibe mir mein Leben zurecht“, den ich für bloggende und auch anderweitig schreibende Menschen immer noch überaus gelungen finde. Auch wenn der Satz am Ende von mir selbst gewesen sein sollte, ich bin mir gerade nicht sicher und finde keinen Beleg, pardon.
Ich weiß im Erleben oft noch nicht, was später Text werden könnte. Es fällt mir erst hinterher auf, teils mit starker Verzögerung. Es ist manchmal ein beliebig anmutender Aspekt des Tages. Manchmal nur ein winziges Teilchen, ein Gedanke lediglich, eine bloß halbe Idee. Aber das wird dann Text. Also wird es auf eine gewisse Art eine Geschichte, die dann auch meine Geschichte ist. Auf doppelte Art, geschrieben und gehabt.
Been there, done that, got the blog post.
Und das verhilft mir schließlich zu einem Zustand der geistigen Aufgeräumtheit. So fühlt es sich wenigstens an. Beweise müssen hier ausbleiben, aber selbst der nur gefühlt aufgeräumte Zustand reicht für mich vollkommen aus, den möchte ich nicht mehr missen.
Genau das war jedenfalls schön. Dass mir das noch einmal so deutlich auffiel, wie es von einem gedanklichen Nichts oder Ungefähr, von einem bloß vagen Wabern blasser Gedanken in etwa einer Stunde zu einem mehr oder weniger strukturierten Text kommen kann. Der dann auch noch andere erreicht und hier und da sogar gefällt.
Eine herrliche und auch beglückende Angelegenheit ist das für mich, immer noch und weiterhin.
***
Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
ich finde es immer schön hier zu lesen. sogar weit mehr als schön, mir gefällt die wortwahl, die themen sind mir oft nah, manche gedanken sind mir vertraut, andere regen mich zum denken an. was ja auch schön ist. dazu gehört auch, durch ein kleines fenster in die großstadt zu schauen, ich bin auf dem land. so kann ich voller freude danke sagen für die chance der teilhabe an vielem. gruß roswitha
Geht mir genauso, ich finde es schön hier zu lesen. Gerade und auch als Mensch der in Hamburg lebt – Ihre Gabe der Beobachtung und Formulierung gibt mir immer wieder neue Einblicke und Sichtwinkel.