Am Montagmorgen, ich gehe schon wieder etwas nach, pardon, dann die Rückkehr zum alten Männerbild. Auch mal etwas wagen, dachte ich mir kühn schon beim frühen Blick aus dem Fenster. Auch mal unwägbare Risiken auf sich nehmen, und zwar in betont aufrechter Haltung: Audaces fortuna iuvat. Größere Gefahren in Kauf nehmen, etwas unbedingt erreichen wollen. We could be heroes, wo ein Wille ist, sich selbstherrlich eine Bresche in den Alltag schlagen und all das. Früher begann der Tag mit einer Schusswunde.
Und dann tat ich es einfach. Ich ging also ohne Regenschirm aus dem Haus. Während sich oben schon wieder Dunkelgraues und Schwarzes zusammenzog, auftürmte und herumdrohte. Aber nicht mit mir, dachte ich, nicht mehr mit mir, das muss ein Ende haben. Und man muss beim Gehen auch gar nicht dauernd nach oben sehen.
Ich verweilte dann allerdings etwas länger im Discounter. Ich stand jeweils minutenlang sinnend vor den Regalen und tat vor mir selbst überzeugend so, als würde ich heute einfach etwas länger für die Auswahl von Obst und Joghurt brauchen. Method acting nichts dagegen. Mein Name ist Buddenbohm, ich kaufe hier ein. Und wie gründlich ich einkaufen kann, es war staunenswert.
Als würde ich einfach besser aufpassen als sonst. Viel sorgfältiger und bedachter wählte ich alles aus, ganz so, als würde ich nicht etwa nur den prasselnden Regen auf dem Flachdach des Marktes ein Viertelstündchen abwarten wollen. Man muss es sich alles nur zurechtdenken, ich sage es ja immer. Es ist doch ein Satz, der sich dermaßen vielfältig bewährt.
Dann siegestrunken und vor allem vollkommen trocken nach Hause. Quasi siegreicher Feldzug.
Geht doch.
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Eine Empfehlung für den Freundeskreis Popmusikgeschichte, die ich vermutlich noch nicht verbloggt hatte, ist der Podcast „Alles Interpretationssache“. In dem es jeweils um einen Song geht, dessen Entstehungsgeschichte kurz und kundig vorgestellt wird, gefolgt von mehreren sorgfältig ausgewählten Cover-Versionen.
Die Folgen sind jeweils etwa eine halbe Stunde lang, sie sind also wieder bestens fürs Hören beim Kochen geeignet. Und die Stücke sind genreübergreifend, für jeden etwas dabei. Vielleicht auch ab und zu eine Horizonterweiterung; ich höre mir aus diesem Grund auch die Folgen mit Beispielen aus der klassischen Musik an.
Komfortzone verlassen, ne, passend zum ersten Teil des Textes. Es geht hier bemerkenswert wild zu in diesem Urlaub, am Ende zeichnet sich da ein Trend ab.
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Auf arte gibt es gerade „Der Himmel über Berlin“, das ist dann für den besinnlicheren Teil des Tages. Also wenn es einen solchen Teil gibt. Alle paar Jahre sehe ich es mir doch gerne wieder an, auch wenn ich einige Stellen schon mitsingen kann.
Und freue mich dabei, dass ich zumindest einen der Hauptdarsteller noch auf der Bühne erlebt habe, nämlich den Herrn Otto Sander.
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Den in früheren Jahren physisch gefühlten Schmerz der Schusswunden spüre ich heute psychisch zum Tagesbeginn.
Toller Podcast übrigens.