Am Montag der erste Arbeitstag. Ich bewege mich in etwas unerwartet schneller Eskalation von einem morgendlich munteren „Ach komm, man könnte auch mal wieder was wegarbeiten, nach so langer Pause“ zu einem von früher noch erinnerbaren „Es tut gleichmäßig weh“, etwa ab den zweistelligen Uhrzeiten.
Aber was soll’s. Erste Tage, nicht wahr. Was heißt es schon (sagen Sie jetzt nichts).
Nach der Arbeit in Hammerbrook gab es dann noch familiäre Verwicklungen, Planungspannen, Terminprobleme und organisatorische Kalamitäten. Insgesamt war es also ein etwas gebraucht wirkender Wochenanfang, schadhaft an den Rändern und gut lesbar als Mängelexemplar abgestempelt.
Weiter warten auf den Hauptgewinn in der Tageslotterie.
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Christian Buggisch schreibt über die Zeichen der Zeit, unter sinniger Berufung auf Nils Minkmar. Und landet immerhin bei Kant, womit er aus meiner Sicht auch nicht verkehrt liegt.
Bevor man das Thema aber, nur weil es nun einmal naheliegend scheint, als Verbitterungstirade alternder Menschen auffasst und damit doch zu schnell abtut – es ist, soweit ich weiß, mittlerweile soziologisch unterfüttert, was er da schildert. Wir leben in einer Gesellschaft mit einem nicht mehr so dezenten Regelverlustproblem.
Oder, wenn man es kurz umdreht, mit einem millionenfachen Egoproblem.
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Noch etwas zur abebbenden Reisesaison: Sven beobachtet einen KI-Trend bei Touristen, der mir hier bisher noch nicht aufgefallen ist. Ich nehme aber an, dass es bald alle auch hier so machen werden, in Kürze schon. Es kommt mir erwartbar vor.
Wenn ich da dann durchs Bild latsche, dann sagt die fast allwissende Software vielleicht zu den Reisenden: „Im Hintergrund ein Blogger, der schreibt nachher über sie.“ Und dann gucken die sich wahrscheinlich alle misstrauisch um, die aus den Reisegrüppchen, und machen erst einmal gar nix mehr. Sicherheitshalber.
Und vielleicht ist das dann auch gut so.
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Hier noch ein KI-Erfahrungsbericht aus Autorinnensicht. Wobei ich lustigerweise die überflüssige Verfloskelung, die sie in der ausgegebenen Sprache der Software da feststellt und bemängelt, auch als typisches Merkmal der sich ändernden Berufswelt bemerke. Jüngere und sehr viel jüngere Menschen schreiben immer öfter so, dass ich mich im Vergleich dazu wie ein alter, bulliger Drill-Sergeant fühle, mit meinen telegrammartig gebellten Antworten, also aus deren Sicht.
Es geht mir dermaßen gegen den Strich, eine berufliche Kommunikation, die mit zwei Worten zu erledigen wäre, zeitgemäß mit dem trendgerechten „Ich hoffe, es geht dir gut, du hast eine glückliche Familie und die Sonne scheint auf allen deinen Wegen“ zu beginnen, wobei ich jetzt nur minimal übertreibe. Dabei möchte ich doch nur kurz, knapp und schnell sein.
Wie auch immer. Wie weit ist es noch bis zur Rente? „Aushielt er, bis er das Ufer gewann.“ Ich denke vermutlich irgendwann nur noch in Fontane-Zitaten, und das wird dann auch schön sein.
Zumindest für mich.
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Bei dem letzten Abschnitt musste ich schmunzeln. Da stimme ich mit ihnen überein. Kurz und knapp und mit Inhalt. Was oft fehlt.
Liebe Grüße Katrin
John Maynard hatte ich die letzten Arbeitsjahre auch immer im Kopf. Aber googeln Sie mal retirement blues – dirty secret.