„Abgesehen von möglichem Regen trocken.“ Wenn das so im Wetterbericht steht, und ich las es gerade eben dort, ist es ein Fall von eklatanter Arbeitsverweigerung? Oder ist es eine passiv-aggressive Variante von „Guck doch aus dem Fenster, du Trottel“? Vielleicht also wieder ein Fall von „Kein Tag ohne Demütigung“.
Oder zehrt am Ende nur diese etwas seltsame erste Woche nach dem Urlaub dermaßen an meinen Nerven, dass ich doch arg empfindsam werde. Quasi aufgerieben vom Alltag?
Fragen über Fragen.
Wie auch immer, eine Empfehlung zum Weiterdenken habe ich jedenfalls heute für Sie. Gestern hörte ich auf dem Rückweg vom Büro einen Podcast über die anhaltende und sich auch jederzeit neu belebende Kultbereitschaft des Menschen. Über unsere Neigung, etwas glauben zu wollen, weit über uns hinaus empfinden und hoffen zu wollen. Über die Verbindung dieser sich seit Anbeginn unserer Geschichte wiederholenden Lust am Übersinnlichen mit dem Numinosen in unserer Zeit. Also mit AI oder KI, wie Sie lieber mögen.
Die österreichische Theologin und Philosophin hat darüber ein Buch geschrieben („Der neue Gott – Künstliche Intelligenz und die menschliche Sinnsuche“, Verlagslink) und sprach darüber im philosophischen Radio beim WDR. Die Folge ist 53 Minuten lang, man wird vielleicht einige Gedanken noch darüber hinaus verfolgen wollen.
In diesem Zusammenhang – ich konnte jahrelang mit Reddit nichts anfangen. Zu AI aber lese ich dort bei etlichen Gruppen mit, da ich da auch aus beruflichen Gründen einiges mitbekommen muss. Es ist allerdings ein weiterer und deutlicher Fall von „Unfallgucken auf der Autobahn“. Denn insbesondere in den Beiträgen aus den USA kann man das, was auch in den Medien hier und da vorkommt und worum es in dem eben verlinkten Podcast geht, dass die AI nämlich geeignet scheint, etliche dafür anfällige Menschen in Psychosen und seltsame Kultvorstellungen zu treiben, derart deutlich beobachten, und es geschieht in einer Geschwindigkeit – es hat mich doch etwas schockiert.
Wie viele da eine Softwarevariante im Ernst als hochkompetenten Therapie-Ersatz nutzen und wie viele dieser Technik eine Art höhere Persönlichkeit und damit einhergehend auch ganz selbstverständlich höhere Absichten zusprechen. Es ist gruselig, aber es ist zweifellos auch interessant. Mehr Vertrauen in die Zukunft der Menschheit gewinnt man so allerdings nicht.
Zum Ausgleich habe ich dann noch das von Fontane gehört, was vom Titel her einfach immer passt. Was außerdem angenehm kurz ist und zudem eine nahezu perfekte, überaus klug durchkomponierte Liebesgeschichte darstellt, zumindest aus der Schublade „Ohne Happy-End“: Irrungen, Wirrungen.
In der ARD-Audiothek ist es verfügbar, schön gelesen von Jutta Hoffmann.
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