Dreiklang der Desaster

In der letzten Woche habe ich an einem Tag nicht gebloggt, es fiel vielleicht auf. Das lag an einer satiretauglichen, nicht mehr glaubwürdigen Zuspitzung von Problemen im nichtblogbaren Bereich, es könnte sich auch demnächst wiederholen. In diesem Bereich gibt es fast nie gleichmäßige Verlaufskurven, sondern manchmal lächerlich anmutende Eskalationsachterbahnen. So dass immer mal wieder alles seltsam überzogen wirkt, unbemüht ausgedacht und arg klischeemäßig zusammengeklöppelt. Sie kennen es vielleicht von ihren Problemen, ich möchte es fast annehmen.

Man kennt das erlebte Szenario jedenfalls als Muster auch aus etlichen Filmen oder Serien und Romanen der heiteren Art. In denen die männliche Hauptfigur beispielsweise morgens erfährt, dass ihn die Ehefrau wegen des Gärtners oder einer anderen Figur verlässt, mit einer Figur jedenfalls, die irgendwie besonders wirken soll. In denen er im Laufe des Tages dann Knall auf Fall auch seinen Job verliert und er auf dem Heimweg schließlich sieht, wie der Blitz in sein Haus einschlägt und es komplett abfackelt. Alles in den ersten zehn Minuten, ein etwas alberner Dreiklang des Untergangs und der Desaster also.

Solche Abläufe meine ich. Wobei in meinem Fall die Frau, der Job und das Haus im Moment noch da sind, ich suche nur Beispiele. Das Gemeine ist nun aber, also als Steigerung der Gemeinheit aller einzelnen und ohnehin garstigen Begebenheiten, dass man bei einem Film, der so losgeht, eine recht eindeutige Happy-End-Erwartung hat und auch zu Recht einen einigermaßen vorhersehbaren Spannungsbogen erwartet.

Da aber macht die Wirklichkeit dann nicht mehr zwingend mit. Da möchte sie sich auf einmal kapriziös und unberechenbar geben, die olle Zicke von Realität. Mit erwartbaren Handlungsverläufen hat sie es nämlich nicht so. Nur mit jederzeit erwartbaren, aber unverbundenen Einzelsequenzen, lose eingestreut in die Wirrnis des Alltags. Und manchmal eben eher mit der Schippe geschmissen.

Wäre der Verlauf von allem klarer und etwas vorhersehbarer, wir wären hier wohl schon wesentlich weiter (der Autor blättert an dieser Stelle unruhig im merkwürdig unleserlichen Drehbuch, ringt die Hände und flucht leise, aber für seine Verhältnisse bemerkenswert ordinär, vor sich hin).

Kreideschrift auf dem Pflaster: "Verlierer ..." Rest unleserlich

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Im Kontrastprogramm, man kann sich auch nicht immer nur um Erlebtes kümmern, zumal das keinen Spaß macht, hörte ich einen Podcast zum schönen Thema Langeweile, und zwar 22 Minuten zur Entromantisierung des Themas. Denn romantisiert wird die Langeweile gerade von meiner Generation verdächtig oft. Vermutlich, weil die Verdrängung da doch mittlerweile Erhebliches geleistet hat und viele nicht mehr parat haben, wie schlimm sie früher war, diese Langeweile. Und welche Macht sie über uns hatte. In Boulevardmedien könnte man zu den Forschungsergebnissen aber groß titeln: „Wer sich langweilt, stirbt früher“, und es wäre nicht vollkommen falsch.

Es geht in der Sendung auch um die gar nicht so simple Definition der Langeweile, es spricht außerdem ein kundiger Langeweileforscher. Was wiederum ein Beruf ist, den ich zu gerne ebenfalls auf der Visitenkarte gehabt hätte.

Aber zu retten, ach, zu spät.

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