Der Content da draußen

Ich habe lange nicht mehr über ein Zwischenzeugnis nachgedacht. Bei meiner mittlerweile etwas märchenhaft lang anmutenden Firmenzugehörigkeit, bei der mein Anfangsjahr mit dem Geburtsjahr von Teamkolleginnen übereinstimmt, was man allerdings bei Kenntnisnahme auch erst einmal verdauen muss, verliert sich so etwas leicht, während die Monate dahinfliegen.

Aber ich entnehme heute einem anderen geschätzten Blog doch eine mögliche Formulierung für so ein Dokument. Sie wird mir dort einladend serviert: „Herr Buddenbohm war fast so produktiv wie eine Berliner Badezimmerheizung.

Es hat einen gewissen Klang, hat es nicht?

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Noch eine verwertbare Notiz vom Wochenende gab es ansonsten, ich tue mich aber ungewohnt schwer damit. Denn wieder wirkt es so unangenehm konstruiert, was ich da erlebt habe. Diesmal etwa so, wie man es aus diesen kleinen Spielszenen in Fernsehsendungen mit ansonsten eher dokumentarischem Charakter kennt, aus diesen Spielszenen also, die Schlagzeilen und Thesen etwas unangenehm plakativ untermauern sollen. Die dann meist nicht einmal gut gespielt sind, sondern eher etwas hölzern und laientheaterhaft. Aber nun, auch hierbei gilt: Es ist, wie es ist.

Bzw. es war, wie es war, und die beteiligten Menschen haben immerhin nicht schlecht gespielt, sondern waren nur, was sie waren, und benahmen sich auch so. Wie wir alle meistens, wenn wir nicht gerade doch über unsere Rolle und das verdammte Skript nachdenken.

Und so war es nämlich, dass ich eingekauft habe, wie jeden Tag, mein routinierter Kontakt mit der Außenwelt. Die dabei trotz meines eher zurückgezogenen Lebensstils immerhin diverse Chancen hat, sich mir zu präsentieren, auf mich einzuwirken, sich so oder so darzustellen, mir Chancen, Drohungen und Content zuzureichen.

An der Kasse lud ich meine Waren aus dem Wagen und legte sie auf das Band, während die Kassiererin weiter vorne schon anfing, die ersten Artikel zu scannen. Die ersten beiden Packungen allerdings, Waren aus dem Convenience-Bereich des Kühlregals, besonders geeignet zur Fütterung des Nachwuchses im Hangry-Zustand, zog sie mit einem mehrfach wiederholten Ausruf des Erstaunens zwei-, dreimal über den Scanner.

Der Parkplatz der Firma "Wurst & Durst" am Hauptbahnhof mit entsprechendem Schild

Sie sah sich dann die Packungen genauer an und blickte noch einmal auf den angezeigten Preis im Display. „Das ist doch auch schon wieder teurer geworden“, sagte sie und schlug mit der flachen Hand empört auf das Laufband. „Und in der Werbung heißt es gerade irgendwas mit billig, weißte! In dem Spruch da, die sagen immerzu billig! Ja was, soll ich mir jetzt noch einen dritten Job suchen oder was, um den Scheiß zu bezahlen, wer soll denn da noch gegen ankommen?“

„Hab‘ ich schon“, sagte die Frau, die hinter mir ihre Waren aufs Band legte. „Was?“ fragte die Kassiererin irritiert, die nicht mit ihr geredet hatte. „Den dritten Job“, sagte die Frau, „also den hab‘ ich schon. Schon längst. Und schön ist das nicht.“

Falls Sie sich also zwischendurch oder etwa beim nächsten Einkauf fragen, ob Sie der einzige Mensch sind, dem immer noch oder wieder auffällt, wie die Kosten sich nach wie vor weiter in nur eine Richtung entwickeln: Dem ist offensichtlich nicht so.

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Ein Kommentar

  1. Mit einem leichten Morgenschmunzeln auf dem Lippen, lese ich die Überlegung zum Zwischenzeugnis, denn – wie es der Zufall in der Bloggerwelt – denke auch ich gerade sehr konkret darüber nach. Mittlerweile selbst kopfschüttelnd, gab es gerade die Unterschrift unter dem nächsten befristeten Arbeitsvertrag, der das zweite Jahrzehnt voll machen wird, wobei es insgesamt schon ein Vierteljahrhundert beim der gleichen Institution ist … immer mit 1-2 Jahres-Verträgen, wie so viele in meinem Umfeld …

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