In den SRF-Kultur-Sternstunden gab es ein Gespräch mit dem Philosophen und KI-Experten (das muss eine attraktive Visitenkarte sein in diesen Zeiten) Christian Uhle zu KI, zu ethischen Fragen und zu unserer Zukunftsgestaltung. In der ersten Hälfte ist die Sendung vielleicht nicht so anregend, wenn man vom Thema schon etwas oder auch mehr weiß. Später findet man aber noch Stellen zum Weiterdenken. Zumindest ging es mir so. Hier der Link zu YouTube, es sind 58 Minuten.
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Wenn wir schon bei Zukunftsfragen, beim Großen und Ganzen sind: Auf arte sah ich eine Sendung zum Zustand: „Ist die Welt besser als wir denken?“ (29 Min.). Die ich interessant fand, weil es, auch wieder erst in der zweiten Hälfte der Sendung, um ein Phänomen ging, das uns jetzt immer häufiger begegnet. Das Unvermögen nämlich, allgemeine Verschlechterungen erkennen oder auch nur zugeben zu können, oft unter Berufung auf Hans Rosling (Wikipedia-Link). Dessen Kernaussage man offensichtlich dermaßen gründlich abgespeichert und verinnerlicht hat, dass die an sich nicht so schwere Erkenntnis, dass selbst in einer komplett dystopischen Welt immer noch einzelne Kennzahlen stetig besser werden können, und dass selbst in einer vielleicht nach wie vor besser werdenden Welt immer noch erhebliche Rückschritte möglich sind, nicht mehr zum bewussten und erlaubten Gedanken werden kann. Obwohl wir einigermaßen zweifellos gerade bei mehreren eher tragischen Rückschritten live zusehen können.
Es gibt da manchmal eine seltsame Denkverweigerung in Bezug auf die Anerkennung der aktuellen Realität, auch bei Menschen mit erheblichem geistigen Potential, die ich mittlerweile dezent verstörend finde.
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Ich bleibe noch kurz bei düsteren Prognosen, pardon. In der WDR-Reihe „Neugier genügt“ gab es ein Interview (23 Min.) mit Martin Andree, der ein Buch „Krieg der Medien“ (Verlagslink) geschrieben hat. Es geht wieder um die Macht der Plattformen, um Dark Tech und um die Risiken für die Demokratien. Schweres Thema, aber unterhaltsam vorgetragen, der Mann spricht sehr gut. Und informativ, versteht sich. Das Interview kann man mit dem neulich verlinkten Gespräch mit Katharina Borchert (hier war das) hervorragend in Verbindung bringen.
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Wir brauchen hier allmählich einen positiven Aspekt, nicht wahr. Den ich diesmal ebenfalls im Kontext KI anbringen kann, was vielleicht überrascht.
Das hat aber einen Hintergrund, den man auch einmal kurz bedenken kann. Wenn man sich nämlich die aktuellen Großkrisen der Menschheit gerade im Geiste aufzählt … ich entwerfe mit großer Geste einmal einen möglichen Katalog:
Also etwa die apokalyptisch anmutende Abfolge von Klimakrise, Massenaussterben, alternden Gesellschaften, rapide zunehmender sozialer Ungleichheit, fast global erfolgreichem Rechtspopulismus, ansteigenden Pandemierisiken, geopolitischer Instabilität und Kriegen, KI und technologischen Disruptionen, schließlich die meist unterschätze, aber doch weiter Fahrt aufnehmende Auflösung von sozialen Verbindlichkeiten, von kollektiv anerkannten Regeln, geteilten Wahrheiten, Informationen und Annahmen sowie allgemein des Wir-Gefühls – hier vielleicht kurz Luft holen -, so ist die KI auf den ersten Blick der einzige Punkt in dieser charmanten Aufzählung, bei dem uns bereits nach kurzer Bedenkzeit auch positive Aspekte und Möglichkeiten einfallen können.
Neben den bekannten und vieldiskutierten Risiken, den Gefahren, den finsteren Verlockungen, den Abgründen.
MIT KI kann man recht eindeutig auch Ziele erreichen, die wir für erstrebenswert halten wollen. Wobei die Medizin immer das naheliegendste Beispiel ist. Mit dem Rest der Posten aus der Liste oben erreichen wir eher nichts Positives, nehme ich an. Oder zumindest nicht im Sinne einer Intention.
Lange Vorrede, und dann geht es im folgenden Link aber „nur“ um die öffentliche Verwaltung, werden Sie vielleicht gleich denken. Aber es geht auch um Greifbares und Erreichbares, also um wichtige Aspekte. In der ARD-Audiothek habe ich einen Podcast gehört (37 Min.), den ich Ihnen ausdrücklich wegen der konstruktiven, fast schon heiteren Stimmung des Gesprächs empfehlen möchte. In dem geht es um die Möglichkeiten, mit KI Ämter zu verbessern und die Prozesse dort zu verändern, neu zu erfinden oder zu beschleunigen. Was mich auch beruflich interessiert, was ich ohnehin für ein gutes Thema halte. Denn Prozessverbesserung, da stehe ich drauf.
Ich fand es geradezu mitreißend, wie das vorgetragen wurde. Was für mich als das Immerhin des Tages durchgehen kann, welches damit wieder und trotz allem gefunden wurde. So dass wenigstens im kleinen Rahmen dieses Textes doch noch alles gut enden kann.
Was höchstens mit Musik weiter zu steigern ist, und auch da habe ich etwas Neues gefunden. Gut geeignet für das dezente Fingerschnippen am Sonntag ist der folgende Clip, als hätte man sonst keine Probleme.
Rufus Wainwright does Weill und singt in deutscher Sprache (hier auch als Link):
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Ähem. Kann es sein, dass an neuralgischer Stelle im Text das Wort Verbesserungen stehen sollte, statt Verschlechterungen? Oder ist das ein Witz, den ich nicht kapiert habe?
Das Wort ist da korrekt, wo ich es sehe, denn es gibt Menschen, die es nicht einsehen mögen, dass etwas wieder schlechter wird.