Wasn’t this supposed to be a musical?

Vorweg ein Dank für frisch zugesandte Bücher! Post von Leserinnen oder Lesern ist meist die beste Post, ach was, ist immer die beste Post.

Bücher von Maar und Forster, siehe Text

Zwei Bücher vom Wunschzettel. Im Bild E. M. Forster mit einem schmalen Band: „Die Maschine steht still“ (Verlagslink), Deutsch von Gregor Runge. Nach dem Text auf dem Buchrücken ist es die früheste Beschreibung des Internets, lange bevor es auch nur die ersten Computer gab, eine Dystopie.

Und dann noch Michael Maar mit „Das violette Hündchen – große Literatur im Detail“ (Verlagslink). Eine voluminöse Abhandlung, es wird mir sicherlich ein Fest sein.

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Wenn man Titelsammlungen wie die gestern hier gepostete per KI recherchiert, wenn man also mit einem anständigen Prompt, den man länger durchdacht hat, nach Songs sucht, in denen es beispielsweise um Anrufe in die Vergangenheit geht, ist im Ergebnis bei den großen Anbietern etwa ein Viertel falsch, da inhaltlich deutlich unzutreffend. Es geht in den aufgezeigten Liedern nicht um das entscheidende Telefon, es geht vielleicht auch nicht um Liebe usw. Etwa ein weiteres Viertel ist frei erfunden, komplett halluziniert, lediglich aus Wahrscheinlichkeiten plausibel klingend zusammengebastelt. Was aber, zugegeben, fast schon eine eigene Kunstform ergibt, im Sinne von „Titel, die bei Hildegard Knef plausibel gewesen wären.“ Aber es gibt die Songs nicht mit diesem Titel, nicht von diesem Menschen.

Etwa die Hälfte oder vermutlich noch weniger ist richtig. Das ist besser als es noch vor etwa einem Jahr war, okay. Man kann das im Ergebnis für viel oder eher für wenig halten, in jedem Fall aber gilt, dass es mehr einfach nicht ist. Wie man es auch dreht und wendet: Überwältigend ist das nicht gerade.

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Draußen laufen in dieser Saison und zumindest in der Stadtmitte weniger Halloween-Fans in Kostümchen herum als im letzten Jahr. Ich vermute, das ist ein Fall von schwer zu ergründenden Großstadtrhythmen, dass es mal üppiger und mal knapper ausfällt, oder gibt es da noch andere Deutungen? Gibt es einen sinnigen Hinweis auf weniger Partys in diesem Jahr? Mir ist nichts bekannt. Wie auch immer, wir verzeichnen in der Chronik gelassen eine geringere Geisterdichte. Es stört keinen großen Geist, wie ein berühmtes schwedisches Mädchen gesagt hätte [edit: von wegen, es war ein Junge, wie sich herausstellt].

Auf den Wegen habe ich nun wieder mehr Platz, die Außengastro zog sich zurück. Die Stühle und Tische wurden weggesammelt und über mir wird in diesen Tagen die große Winterdeko auf ihre stabilen Strippen gezogen. Tausende von Lichtern werden montiert und wir rücken alle wieder ein Feld vor, auf der Ereigniskarte steht Vorweihnachtszeit. Erste Schaufenster schalteten bereits komplett in den Christmas-Modus und im Discounter wurde der Weihnachtsware ein weiteres Regal eingeräumt, die Lebkuchenauswahl wurde vergrößert. Alles geschieht so pünktlich, wie es die Bahn einmal war.

Ich sehe nach dem Feiertagsspaziergang an Alster und Elbe im großen Park nach, und richtig, in Planten un Blomen ist auch schon wieder Betrieb auf der Eisbahn. Man kann gleiten, stürzen, lachen und tanzen, friedlich inszeniertes Großstadtwinterleben.

Menschen auf der Eisnbahn in Panten un Blomen am Abend

Menschen auf der Eisnbahn in Panten un Blomen am Abend

Ich lehne mich auf der oberen Ebene an die Brüstung und sehe eine Weile auf die Menschen auf dem Eis hinunter. Wie sie da kreisen und sich manchmal in die Arme, manchmal auch in die Quere laufen. Aus meinen Kopfhörern singt Billy Joel dazu äußerst passend:

„Where’s the orchestra?

Wasn’t this supposed to be a musical?

Here I am at the balcony

How the hell could I have missed the overture?”

Denn es ist nun einmal so: Wenn nur lange genug herumgeht und dabei Musik hört, dann passt irgendwann ein Stück perfekt zur Szenerie. Und dafür gehe ich meilenweit, wie man so sagt.

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Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

3 Kommentare

  1. Danke für den schönen Text und die Info über aktuelle KI-Leistungen. Ich fühlte mich dadurch animiert, die KI meines Vertrauens (Mistral Le Chat) zu fragen, aus welchem schwedischen Märchen das Zitat stammt. Der erste Tipp waren „Die Wichtelmänner“, aber das wollte er/sie selbst noch mal überprüfen. Und siehe da, mehrere Quellen belegen nun, es stammt von Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach.
    Und in einer Quelle steht auch gleich ganz oben, dass das schwedische Original „Das ist ein weltlich Ding“ heiße. Wow. Die Übersetzung soviel besser?!

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