Zwei Anmerkungen zu meiner aktuellen Lektüre: Ich habe zum einen Simenons „Pedigree“ beendet (Wikipedialink). Nachdem ich dafür allerdings beklagenswert viel Zeit gebraucht habe. Deutlich mehr Tage, als ich für ein Buch brauchen möchte. Bei meinem Lesen besteht mit anderen Worten schon wieder oder weiterhin neuer Optimierungsbedarf.
Zu guten Vorsätzen neige ich kaum noch, aber ich möchte dem doch eindeutig mehr Zeit im Alltag einräumen. Denn es gehört entschieden zu den wenigen Tätigkeiten im Leben, denen keinerlei Reue nachschleicht, tatsächlich niemals. Auch dann nicht, wenn ich es exzessiv übertreibe. Oder wenn ich es zur Unzeit betreibe, an falschen Orten, in schlechter Gesellschaft oder wenn ich unmögliches Zeug lese. Meiner Erinnerung nach habe ich mir noch nie bittere, händeringende Selbstanklagen im Sinne von: „Ach, hätte ich doch nicht oder viel weniger gelesen!“ vor dem Spiegel vorgetragen.
Dito bezüglich des Schreibens, by the way. Lesen und Schreiben sind durch und durch okay.
Bei nahezu allen anderen Tätigkeiten könnte ich das keineswegs so verbindlich und überzeugt aussagen. Daher, es ist einigermaßen klar: Vorteil Buch und Text.
Bei der Gelegenheit dieser Lektüre habe ich außerdem bemerkt: Es gibt ein deutschsprachiges Blog zu Simenon, das Simblog. Immer gut, noch einmal allem hinterherzurecherchieren, nicht wahr.
Zum anderen habe ich das erfreulich umfangreiche Buch angefangen, welches neulich erst als Geschenk hier ankam: „Das violette Hündchen“ (Verlagslink) von Michael Maar. Sein Buch über die Rolle der Details in der Literaturgeschichte. Es klingt vielleicht nicht so, aber wenn man zu denen gehört, die immer schon gerne und viel gelesen haben, ist das Buch ein Pageturner. Enorm unterhaltsam, wunderbar kenntnisreich, ein besonders zufriedenstellendes Abendprogramm.
Jetzt ans Schenken denken: Kurz noch zur anderen Leidenschaft, zur Musik. Wenn Sie jemanden beschenken möchten oder müssen, der sich für Jazz interessiert oder so aussieht, als könnte er sich für Jazz interessieren (was immer Ihnen da jetzt vorschwebt), und wenn vielleicht ein Plattenspieler im Haushalt vorhanden ist. Es gibt gar nicht so viele Alben, bei denen ich jeden Song auf einer Playlist untergebracht habe, bei denen ich also durchgehend denke, vom ersten bis zum letzten Lied: Ja, das ist es.
In der Schublade Jazz gibt es dazu Standardempfehlungen wie etwa „Kind of Blue“ von Miles Davis, die zwar ihre Berechtigung haben, aber auch so dermaßen Standard und Gesetz sind, dass sie als Geschenk wohl nicht mehr in Betracht kommen. Ich empfehle etwas, das vermutlich nicht ganz diesen Rang erreicht hat, zumindest außerhalb der topinformierten Fan-Kreise: „John Coltrane and Johnny Hartman“, hier der Wikipedialink dazu.
Das ist nun nicht unbedingt die Musik, die man gut nebenbei hören kann. Es ist eher etwas, für das man sich vor dem Genuss etwas arrangieren oder sogar inszenieren möchte. Die richtige Beleuchtung etwa, den richtigen Sessel, die richtige Ordnung und Stimmung im Raum, auch die passende, angemessen entspannte aber gerade noch würdevolle Körperhaltung.
Und ich könnte als Kritik am seltsam perfekten Album höchstens anbringen, dass ich beim Hören unweigerlich und geradezu erschreckend deutlich etwas spüre, was mir sonst seit Jahren gründlich abhandengekommen ist, nämlich die dringende Lust auf eine Zigarette und einen Cocktail.
Insofern: Nur ab und zu genießen. Aber dann doch sehr.

***
Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.