Hollywood Sadcore, Hammerbrook Workforce

Auf dem mittwochmorgendlichen Weg ins Büro sehe ich in der S-Bahn auf dem Smartphone zufällig, dass man Lana Del Rey dem Genre „Hollywood Sadcore“ zuordnen kann. Den Begriff kannte ich noch nicht, aber er gefällt sofort. Später sehe ich beim Streamingdienst einige Playlists nach, die diese Zuordnung im Titel haben. In denen ist dann viel Lana Del Rey, und zwar nur Lana Del Rey. Sie ist die Schublade selbst. Ähnlich wie es in deutschen Literaturgeschichten jeweils ein Kapitel „Goethe“ gibt, eine Einzelpersonen-Schublade und -Show.

Muss man auch erst einmal schaffen, so etwas.

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Ein Werktag in dirty old Hammerbrook ansonsten. Wenig Bemerknisse zu verzeichnen. Nein, gar keine, null, nada. Nur die üblichen Komplikationen, dazu bekannte Eskalationen und Sonderfallroutinen. Was man so macht.

Das Büroprogramm allgemein fällt aber, so ist es immer kurz vor freien Tagen und Urlaubswochen, doch etwas schwerer als sonst. Die Motivation ist allmählich endenwollend. Und vor dem Bürofenster steht schon wieder als beharrliches Mahnmal der Lieferwagen mit der appellierenden Aufschrift: „Besser zuhause“.

Währenddessen pfeift ein wenig maienhafter Wind durch die Stadt. Nordwest bis West, gekühlte Grüße vom Meer elbabwärts. Aus den Außengastrobereichen fliegen wieder die Servietten davon, weiß flatterndes Treibgut in den Brisen. Die noch verbleibenden Gäste dort fragen wieder nach den wärmenden Decken und stellen außerdem zitternd die Entscheidungen zur Schulterfreiheit noch einmal grundsätzlich in Frage.

Bei uns in der Wohnung pfeift es in der Lüftung, als säßen wir in einer Blockhütte am Nordkap, und vor den Fenstern fliegen Möwen in Adlerdimensionen vorbei. Nordisch by nature, denke ich mir. Und versuche dennoch hartnäckig weiter, mich auf mein Hörbuch zu konzentrieren, das in den heißen Tropen spielt und heute kaum gegen die Szenerie um mich herum ankommt.

Beim Einkauf am frühen Abend wünscht mir die Kassiererin nach dem Bezahlen ein schönes Wochenende. Sie überlegt dann kurz irritiert und sagt: „Ach nein, ist ja Montag.“ Ich korrigiere sie nicht. Jedem seine eigene kalendarische Verwirrung, das haben wir uns alle längst verdient. Ich fühle nur intensiv mit, denn bei mir ist es gefühlt tatsächlich bereits Freitag. Ihr Wunsch war daher an den passenden Kunden gerichtet und vollkommen in Ordnung.

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Heute dennoch den Donnerstag abwickeln, versteht sich. Alles immer dennoch machen, es bleibt doch eine der verlässlichsten Regeln im Leben.

Farbiger Kreideschriftzug auf dem Pflaster: "Mach die Welt bunter"

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