Von Orden, Kirchen und Imbissbuden

Auf dem ersten Spaziergang des Tages, auf dem mir normalerweise außer den wankenden, etwas zombiehaft gerade aufstehenden Obdachlosen aus den Hauseingängen nicht allzu viele Menschen begegnen, joggt mir eine kichernde, strahlende und ziemlich junge Nonne entgegen. Wenn ihr weißes Gewand mit den blauen Bordüren eindeutig ist, was ich aber nicht genau weiß, dann gehört sie zu jenem Orden, den Mutter Teresa gegründet hat. Das Bild dieser Bekleidung habe ich aus den Fernsehnachrichten von damals, als es noch oft um jene Gründerin ging, tatsächlich in Erinnerung. Ohne sonst jemals allzu viel Wissen in dieser Richtung angesammelt zu haben. Ich würde sicher keine weitere Variante erkennen können, Orden und Richtungen sind für mich nicht unterscheidbar.

Diese Nonne läuft jedenfalls recht sportlich. Nennenswert sportlicher, als ich laufen würde, was allerdings kein besonders schwierig zu erreichendes Benchmark ist. Aber auch manche Joggerin unten an der Alster würde sie in dieser Geschwindigkeit locker abhängen. Ich nehme an, dass sie aus dienstlichen Gründen läuft, vielleicht Richtung Bahnhofsmission oder so etwas. Jemand könnte etwas vergessen haben, was weiß ich. Sie sieht dabei jedenfalls eindeutig noch mehr nach Spaß an der Bewegung als nach beruflicher Eile aus.

Und zwar viel mehr. Vor allem aber sieht sie enorm vergnügt aus. Das Laufen macht ihr sichtlich Freude. Sie grüßt mich im flotten Vorbeilauf mit wehender Tracht freundlich. Vielleicht weil ich sie so verblüfft ansehe – mit einer laufenden, lachenden Nonne rechne ich hier in etwa so wie mit einer vorbeigaloppierenden Giraffe, also eher nicht.

Es ist auch nicht üblich, sich bei uns auf der Straße zu grüßen. In diesem Fall aber wirkt es ganz selbstverständlich. Ein freundlicher Gruß aus einem heiteren Gesicht. Es war, und darum ging es mir nur, der mit großem Abstand vergnügteste Blick, den ich seit Wochen auf irgendeinem Gesicht eines Erwachsenen hier im Stadtteil gesehen habe. Ein nonnenmunteres Vergnügen am Morgen, und so kommt man also auch einmal zu einem neuen, sogar positiv besetzten Begriff.

Später habe ich es nachgelesen. Sie haben eine Niederlassung da irgendwo am Dom, die Nonnen dieses Ordens. Bei diesen ganzen katholischen Einrichtungen, aus Sicht ihrer Kirche in der norddeutschen Diaspora.

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Eine Kirche weiter, das habe ich noch gar nicht erwähnt, bei der evangelischen Fraktion, also vor unserer Haustür, sah ich am Freitag Muslime an einer Außenmauer des Gotteshauses beten. An einer ruhigen, schattigen Stelle des Spielplatzes. Was ich mir im besten Fall als gelungenen interreligiösen Aspekt vorstellen kann, dieses sinnige Teilen einer Mauer, outdoor und indoor, friedlich und außerordentlich symboltauglich.

Da der Stadtteil hier schon für etliche Negativschlagzeilen gesorgt hat, wenn es um den Islam und seine radikalen Varianten geht, halte ich friedliche Kleinigkeiten dieser Art ebenfalls für erwähnenswert. Denn so geht es auch.

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Weiße Schrift auf einem eisernen Brückengeländer: "Liebt Euch!"

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Wobei mir außerdem in loser Assoziation einfällt, dass ich ein Stück Alltagspoesie vermutlich gar nicht verbloggt habe, welches hier jemand mit einem Edding in gut lesbarer Handschrift an einer Imbiss-Außenwand als freundliches Grußwort hinterlassen hat, als dieser für immer geschlossen wurde und es dort keine Pommes mehr gab:

„Lekka war’s, mein Mekka war’s.“

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