To squander time

Da mir klassische Musik saison- und also programmgemäß wieder gefällt und mir die Vorliebe zur Orgel geblieben ist, suche ich mir wieder die beiden regelmäßigen Termine der Kirchen um die Ecke heraus. Diese Termine, bei denen man in jeder Woche kostenlos (!) etwas vollgeorgelt werden kann: mittwochs um 17:15 in Sankt Petri und donnerstags um 16:30 in St. Jacobi. Mit anspruchsvollem, wechselndem Programm. Ich fand beide Termine im letzten Winter sehr anregend.

In diesem Jahr wird es allerdings deutlich schwieriger, mir selbst so kurze und frühe Termine zu ermöglichen, wie es aussieht. Aber wie immer heißt das am Ende nur: Dann also erst recht.

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Falls es Ihnen wie mir geht und Ihnen also auch die neue Woche wieder wie eine weitere Hürde vorkommt: Ich fand vor der Galerie der Gegenwart am Wochenende ein bemerkenswertes Hinweisschild. Das mir nicht nur zu den Stufen dort, sondern auch zum Leben und der Abfolge der Ereignisse zu passen scheint: Mind the steps.

Ein Hinweisschild vor der Galerie der Gegenwart: "Achtung, dies ist ein Kunsterk. Die Stufen sind höher als Sie denken."

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Jetzt ans Schenken denken: Ich nehme an, dass es für einige von Ihnen allmählich so weit ist, daher werfe ich ab und zu unter diesem Stichwort etwas in die Artikel, wenn es mir gerade in den Sinn kommt. So sah ich im Vorbeilesen an einem Buchhandlungsregal, dass es „Gentleman über Bord“ von Herbert Clyde Lewis, Deutsch von Klaus Bonn, mittlerweile auch als Taschenbuch gibt. Vermutlich ist es nach wie vor ein Geheimtipp auch für Literaturkennerinnen. Ein ungemein beeindruckendes und originelles Buch, die Jubelmeldungen auf der Verlagsseite bei mare täuschen in diesem Fall nicht.

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Der Sonntag war verkaufsoffen in Hamburg. Weil die Menschen sonst ja nicht genug kaufen können und am Ende gar nicht genug von allem haben. Es wäre nicht auszudenken, deswegen muss man da Verständnis haben. Entsprechend kamen sie auch alle oder doch nahezu alle und kauften tatsächlich dies und das, was gewiss wirklich gefehlt haben wird. Zumindest in der Innenstadt war es so, und aus dem neuen Rieseneinkaufsdings am Hafen las ich Ähnliches. Es ist übrigens nicht so, dass die Innenstadt erkennbar an Besuchermassen verloren hat, seit sie das Ungetüm da eröffnet haben. Man sieht den Effekt nicht. Und er ist wohl auch bisher nicht so groß wie befürchtet, stand neulich irgendwo.

Die Temperaturen steigen hier gerade ins Frühlingshafte, aber an der Binnenalster wird die Weiße Flotte wieder zu winterlichen, weihnachtlichen Märchenschiffen umgebaut. Wie in jedem Jahr, die Arbeiten haben gerade begonnen. Ich ging an einem Stapel mit bereitliegenden Deko-Elementen vorbei, an einem stand: „Froschkönig von unten“.

Man konnte nicht gut erkennen, was es sein sollte, aber das ist bei Fröschen wohl so, nehme ich an. Insofern realitätsnah.

Schiffe der Weißen Flotte am Anleger Jungfernstieg

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Ansonsten hatte ich beim Spaziergang ungewöhnliches, fast lottosechsermäßiges Glück beim geshuffelten Musikhören und fand enorm viel Neues für meine Playlists. So dass ich am Nachmittag immer weiter und weiter ging, bis in die Dunkelheit und bis in die Randgebiete der Innenstadt. Und bis es sich dann nach einem sinnvoll verbrachten Sonntagnachmittag angefühlt hat. Because I squandered time, wie es Bill Nighy in seinem nach wie vor gerne gehörten Podcast „Ill-advised“ immer wieder und wieder und mit Nachdruck empfiehlt.

Wenn Sie sich für etwas traurigere Musik und für die etwas schrägeren Figuren im Umfeld von Indie und Americana interessieren, ist der folgende Clip etwas für Sie, allerdings auch nur dann. Micah P. Hinson mit seiner Version von „500 miles“.

Nur kurz, nur angedeutet. Aber gut.

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