Like the back of my hand

Eine Randbemerkung nur zum Thema Aufmerksamkeit. Meine Mutter, bei der ich wieder vorbeiging und mobile Onlinedienstleistungen anbot, bat mich, die Öffnungszeiten eines Optikers in der Innenstadt für sie nachzusehen, sie nannte mir die Straße. „Da ist kein Optiker“, sagte ich im routinierten Auskennertonfall. Denn das war eine dieser Adressen, an denen ich an so ziemlich jedem Tag des Jahres mindestens zweimal vorbeigehe.

Ich kenne mich da also definitiv aus: „I know this town like the back of my hand“. Diese Zeile aus einem Song von Jeff Talmadge hatte ich neulich erst auf Instagram verwendet. Ein gutes Album ist auch dieses, um kurz noch einen Satz am gestrigen Text anzulegen.

Allerdings lag ich da gründlich falsch. Denn da ist ein Optiker, meine Mutter hatte recht. Ich dagegen kenne mich keineswegs aus, and I don’t know this town, wie es aussieht. Ich stand dann kurz darauf etwas fassungslos auf dem fälligen Kontrollgang durch die Fußgängerzone vor dem Schaufenster dieses Optikers, welches mir völlig unbekannt war. Auch den Namen darüber kannte ich nicht, obwohl er in dieser Jahreszeit verlässlich ab etwa 16 Uhr jeden Tag an meinem Wegesrand leuchtet, wie ich jetzt widerstrebend zur Kenntnis genommen habe.

Ich hätte aber vermutlich noch Stunden vorher unter Eid ausgesagt, dass es dort kein solches Schaufenster gibt und jener Name in dieser Straße sicher nicht vorkommt. Auf dieser Stufe der verblendeten Sicherheit war ich.

Und ich habe es mir dann abgeleitet: Auf dieser nur vermeintlich sicheren Stufe meiner stets ach so aufmerksamen, so besonders bemüht bloggeschulten Wahrnehmung war ich nämlich, weil mich die Geschäfte der Optik-Branche kategorisch nicht interessieren. Und zwar überhaupt nicht. Ich habe in einem anderen Teil der Stadt seit vielen Jahren eine ausgezeichnete Optikerin meines Vertrauens. Solange die ihren Laden weiterbetreibt, was hoffentlich noch lange der Fall sein wird, muss und will ich mich mit dem Thema sonst nicht weiter befassen.

Was dazu führt, dass ich die Läden anderer Optiker in einem erstaunlich wörtlichen Sinne kategorisch keines Blickes würdige. Teile meines Hirns treiben dies, wie mir jetzt wieder klar wurde, bis zur Verleugnung der Wirklichkeit. Und selbstverständlich auch so, dass der Rest vom Ich das nicht mitbekommt und also wenigstens gewarnt sein könnte.

Wie gesagt, dies nur als kleines Update am Rande. Zu immerhin wichtigen Themen wie Wirklichkeitswahrnehmung, Zeugenaussagen, Aufmerksamkeit und sogar, Vorsicht, Achtsamkeit. Auch zum Thema Zuverlässigkeit, die man ja von Chronistinnen, Kolumnistinnen, Bloggerinnen, Large Language Models und anderen vermeintlichen Top-Checkerinnen der Gegenwartswahrnehmung jederzeit erwartet.

Mind the gap, wie man einer anderen Großstadt zurecht dauernd betont.

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Der vorhin eingespielte Jeff Talmadge ist übrigens auch sonst ein Hinhören wert. Wenn man etwa gerade den eher ruhigen, winterlich-besinnlichen Teil der Singer-Songwriter-Schublade durchkramt.

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Eine Möwe auf einem Geländer an der Binnenalster, Blick Richtung Fernsehturm

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