Frau Novemberregen macht etwas, das ich ebenso korrekt wie nachahmenswert finde. Zwar komme ich gerade nicht zur Nachahmung, nicht einmal ansatzweise, aber loben und preisen und sich ebenfalls vornehmen kann man es ja dennoch, was sie da macht, nämlich das Lesen von Primärquellen. Etwa hier gerade erwähnt im Zusammenhang mit dem Sudhoff-Bericht, also mit der Masken-Affäre.
Schön fand ich aber auch ihre Bemerknisse in Sachen Lanz und Kerner, mit äußerst wohlwollender Schlussfolgerung. Ich lachte.
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Ich habe außerdem gemerkt, dass Walther Ziegler einige seiner Vorträge auf Youtube hat. Ein praktisches Format, das man gut in den Alltag einbauen kann. Eine Stunde schafft man vielleicht hier und da.
Ich sehe mir die Folge über Nietzsche sogar zweimal an, ich denke dann allerdings, ich sollte vielleicht auch mal Nietzsche lesen. Von wegen Primärquellen, siehe oben. Aber das, so steht wieder zu befürchten, wird dann mehrere Stunden verlangen.
“… denn wer von seinem Tage nicht zwei Drittel für sich hat, ist ein Sklave, er sei übrigens, wer er wolle: Staatsmann, Kaufmann, Beamter, Gelehrter.“
So schrieb Nietzsche und meinte uns. Man fühlt sich gleich noch etwas unfreier, wenn man dieses Zitat von ihm erst verinnerlicht hat. Wir sind damit erneut bei der bewährten alten Regel: Kein Tag ohne Demütigung.
Davon abgesehen gab es am Wochenende den Schlagermove in Hamburg, es war im Zentrum ein wenig belästigend. Mit Hunderttausenden von, ich schreibe es nach empirischer Erkundung rund um den Hauptbahnhof, sturzbesoffenen Gästen. Die Veranstaltung wird, falls Sie erneut das Verrinnen der Zeit spüren möchten, seit nun 28 Jahren aufgeführt, und der allmähliche Wandel des Publikums über die Jahre wäre eine soziologische Untersuchung wert, mit zahlreichen Belegen und Bildbeweisen.
Denn dass da massenhaft Tagestouristen im Rentenalter oder kurz davor in neonbunten, aus dem Versandhandel bestellten Plastikkostümen anrollen und schon mit deutlicher Schlagseite aus dem Zug steigen, der sie in die große Stadt und zum riesigen Fest brachte, das war nicht immer so. Dass sie sich, ein längst warmgewordenes Piccolöchen oder eine Bierdose aus dem Zug noch in der winkenden Hand, den grölenden, singenden Massen anschließen und dann vermutlich nur noch ein, zwei Stunden bei halbwegs nachweisbarer Zurechnungsfähigkeit vor sich haben, das war auch nicht immer so.
Also zumindest nicht in diesem Ausmaß. Es ist doch ein Wandel hin zum noch entschlosseneren Trinken eingetreten.
Zeiten, Sitten, dies und das.
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