Fast nichts und Übles

Frau Herzbruch schrieb auf, was passiert ist. Nach dem Text braucht man womöglich zwei, drei Minuten zur Besinnung und weiß das nächste normale Pinkeln deutlich mehr zu würdigen. Die besten Wünsche nach drüben!

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Der Himmel über dem Odenwald.

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Vanessa reist, schreibt über Pelikan und erkennt Bezüge:  “Die nächsten zwei Tage verbrachten wir in Bilbao. Die Stadt erinnerte mich erheblich an Wuppertal …“

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Ich habe mir etwas angetan. Etwas Staatsbürgerliches, und zwar habe ich in schon schmerzhafter bürgerlicher Pflichterfüllung zur Kenntnis genommen, was alles in diesem Koalitionsvertrag steht, über den jetzt alle schreiben. Um ihn nicht selbst lesen zu müssen, habe ich allerdings die beiden so bewährten Herren Buermeyer und Banse von der „Lage der Nation“ das Werk analysieren lassen. Die beiden sind bei Texten dieser Kategorie deutlich mehr Kummer gewohnt als ich und können daher vermutlich mehr ab.

Hier ihre Folge mit den Betrachtungen und Folgerungen dazu. Ich bin gerade ausgesprochen nachrichten-avers, mit diesen zwei Stunden (!) habe ich im besten Fall den kompletten News-Dienst für die kommende Woche bereits abgeleistet. Mehr wäre nicht bekömmlich. Alles Weitere wegklicken, nicht einmal ignorieren, das ganze Unheil.

Es hätte, ich möchte das Gehörte auch kurz zusammenfassen, schlimmer kommen können. Aber das heißt nicht, und zwar ausdrücklich nicht, dass es nicht schlimm ist. Selbstverständlich ist es schlimm, ich meine: CDU und SPD, alles gesagt. Was soll man erwarten, also außer: Fast nichts und Übles. Was lustigerweise wie der Name einer deutschen Punk-Band klingt.

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Die Herzdame war ansonsten in Berlin und erlebte Dinge. Ich blieb willig allein zurück und sang wieder ohne alle feindseligen Gefühle den Klassiker von Dan Reeder zu solchen Situationen: I don’t always miss you when you’re gone.


Für jede Lebenslage hat er einen Text, der gute Mann.

Die Söhne hingen währenddessen apathisch in ihren Zimmern herum. Pardon, wollte sagen, die Söhne chillten friedlich, so muss es heute heißen. In der Wohnung war es also ungewohnt und höchst erfreulich ruhig, sogar stundenlang. Ich genoss intensiv die Möglichkeit, a room of one’s own zu haben, was mir hier normalerweise verwehrt ist. Was daran liegt, dass wir damals schlicht den Punkt verpasst haben, rechtzeitig und passend zur wachsenden Familiengröße umzuziehen.

Wir hätten aber, wie wir uns ab und zu wahrheitsgemäß und entlastend aufsagen, schon damals mehr Zeit und Energie in die Wohnungssuche in Hamburg-Mitte stecken müssen, als wir sie in der Elternrolle jemals zur Verfügung hatten. Aus dieser Periode damals stammt auch mein Scherz, dass es bald die ersten Paare geben müsste, die sich nur deshalb nicht trennen, weil einfach niemand mehr ausziehen und dann woanders hinziehen kann.

Mittlerweile haben wir den ersten Fall so einer Konstellation im Bekanntenkreis. Humoristische Prophezeiungen werden gerne von der Geschichte kassiert.

Wir dachten jedenfalls irgendwann, ach komm, die paar Jahre bis zum Auszug der Kinder, die können wir doch mit ein wenig Enge und Improvisation auch in dieser Wohnung durchhalten. Und dabei noch Unmengen Geld sparen, das wir nicht für den Umzug und die höhere Miete ausgeben. Es stellt sich aber allmählich in unangenehmer Deutlichkeit heraus, dass die Enge sich doch etwas zieht. Was als Bild ein wenig seltsam anmutet, zugegeben.

Und dieses immerhin gesparte Geld müssen wir, aber damit konnte man damals nicht rechnen, nun für Paprika und Gurken ausgeben, die sich preislich gerade in ungeahnte Feinkostdimensionen entwickeln. Von Schokolade zu schweigen.

Im Radio sagten sie gestern, dass die Inflation sinke. Und dass sie „nur“ bei Lebensmitteln noch steige, das sagten sie auch. Für dieses „nur“ möchte ich, so zivilisiert ich mich sonst auch gebe, gerne jemanden hauen.

Aber egal. Weitermachen.

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Ein Steg mit Segelbooten auf der St-Georg-Seite der Außenalster

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If this isn’t nice

Ich habe eine Sendung zu einem Thema gehört, mit dem man sich beschäftigen könnte, aber immerhin nicht beschäftigen muss: Digital After Life – Verändert KI unsere Trauerkultur?

Vorerst bin ich da kopfschüttelnd verblieben: Nein, das nicht auch noch. Neulich erst haben die Herzdame und ich unser Testament gemacht, also auf die altmodische Art, ohne jeden digitalen Aspekt. Jetzt muss es eine Weile reichen mit dem Vorausdenken.

Auf arte, fällt mir gerade auf, gibt es zum gleichen Thema einen Film-Essay: „Vom Ende der Endlichkeit.“ Ich habe ihn aber noch nicht gesehen.

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Andererseits dann wieder das Zurückdenken. Beim Deutschlandfunk gibt es eine Reihe über das Verhältnis unserer Nachbarländer zu Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Bisher erschienen sind Polen, die Niederlanden und Dänemark. Fand ich gut und lehrreich.

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Es passiert mir eher selten, dass ich morgens laut lachend vor irgendeinem Clip sitze, der mir im Internet angespült wurde, aber als Kurt Vonnegut das Storytelling erklärte, war es doch so. Das war auf Instagram in einer radikal gekappten Kurzversion, also habe ich nach dem längeren Original gesucht, und tatsächlich gibt es das auf Youtube. Mit spanischen Untertiteln, warum auch nicht, por qué no?


“If this isn’t nice, I don’t know what is.”

Und eben deswegen hat die Blogosphäre unseres Sprachraums in ihrer kollektiven Talmi-Weisheit vor einigen Jahren die Rubrik „Was schön war“ erfunden. Denkt man da als Blogger, und vielleicht denkt man es auch als blogkonsumierender Mensch.

Das könnte ich auch einmal wiederbeleben, dieses Format, fällt mir dann mit einer Deutlichkeit ein, als wenn es um etwas Dringendes gehen würde. Dieses Format, das immer irgendwo weiterlebt und auch sorgsam gepflegt wird, etwa hier gerade im geschätzten Landlebenblog, gucken Sie dort.

In dem eingebetteten Filmchen drüben sehen wir eine Olympia-Schreibmaschine, bei der ich fast sicher bin, dass ich genau die einmal hatte. In der gymnasialen Oberstufe damals, in der Abiturzeit etwa. Als ich nachmittags noch Hemingway las und abends dann ein in die Maschine gespanntes, dummerweise aber leer bleibendes Blatt anstarrte. Wie es sich für junge Männer damals noch gehörte und vollkommen üblich war. In gewissen Kreisen jedenfalls, zu denen man sich selbst einfach zählte, und zwar so, als seien diese Gedanken schon eine vollkommen gültige Zuordnung gewesen.

Wir hatten ja nichts! Und dazu wiederum könnte man jetzt in milder Ironie ein Lied der Knef leise singen: „Aber schön war es doch, aber schön war es doch, und ich möcht‘ es noch einmal erleben.“

Es würde aber in meinem Fall aber nicht stimmen. Auf keinen Fall würde ich irgendetwas aus dieser Zeit noch einmal erleben wollen, Gott bewahre. Weil es nicht schön war.

Aber ich wollte heute eigentlich eine in die andere Richtung abbiegende Kurve nehmen. Na, vielleicht morgen. Ich behalte es im Sinn.

Kreideschrift auf dem Pflaster eines Gehwegs: "Zuletzt lachen"

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Der Weg zurück

Gehört: Ein Kalenderblatt zum deutschen Griff nach Prag 1939 (5 Min.). Sie ist schon ein paar Tage älter, diese Sendung, aber tagesaktuell muss man diesen Bildungshappen eh nicht hören, und das Greifen nach anderen Ländern ist dummerweise gerade wieder en vogue, siehe Nachrichtenlage. Da passen geschichtliche Rückblicke leider gut ins Programm.

In der ARD-Audiothek findet man außerdem den Essay „Der Hass“ von Heinrich Mann aus dem Jahr 1933. Ebenfalls empfehlenswert und nur 13 Minuten lang.

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Außerdem gehört, thematisch stark kontrastierend, ein Zeitzeichen über den Dandy schlechthin, George Beau Brummell.

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Nach dem Besuch des neuen Riesendings am Hafen, siehe gestern, machte ich, was der künftige Durchschnittstourist vermutlich eher nicht machen wird und was eben das Problem ist, ich ging also zu Fuß zurück in die nun alte Innenstadt. Wenn Sie Hamburg nicht kennen, das ist ein Weg, der durch eine Autoschneise recht brutal zerschnitten wird. Und an der Überwindung dieser Schneise wird gerade eher nicht gearbeitet.

Also geistig vielleicht schon, das mag sein. Mit Schaufel oder Bagger jedoch nicht. Für den Moment gilt daher, dass es kein Weg ist, der einen zieht und lockt und verführt, der einem irgendwie naheliegend vorkommen würde oder auch nur touristisch gefällig.

Man kommt aber immerhin an der Speicherstadt vorbei, und das ist nicht ohne geschichtliche Pointe. Denn man kommt dann gerade aus diesen so riesig anmutenden Neubauten in der Hafencity. Die, aber ich bin da natürlich Laie, wohl überall auf der Welt stehen könnten. Am Flughafen von Dubai, in der Mitte von Buenos Aires, am Potsdamer Platz oder auch in einem großen Vorort von Paris. An einigen Stellen sind sie etwas originell, diese Bauten. Ein paar Winkel und Ecken sind anders als bei anderen, aber unterm Strich sind sie doch: Neubauten der Zeit. Man geht hinein und hindurch und könnte dabei überall auf der Welt sein, solange man dabei nur im Millionenstadtkontext bleibt. Man geht durch die Shops und Restaurants der globalisierten Welt, man könnte in diesem Moment Reisender, Expat, Heimatloser oder Nachbar sein.

Für eine Hamburger Verortung muss man bis auf Weiteres erst die Elbe vor der Tür zur Kenntnis nehmen. In einem Influencer-Video gestern sagte einer, der da durch die Tür in Richtung Fluss ging: „Ey, man kann hier sogar rausgehen!“ Ja, stark.

Und klar, man kann das mögen oder nicht, diese moderne Architektur. Manchen Blickwinkel mag sogar ich, und ich gehe sicher erheblich nach, was die Baukunst angeht.

Auf dem Weg ins Traditionszentrum von Hamburg kommt man dann aber an der Speicherstadt vorbei. Ich nehme an, ich kann meine Empfindungen da etwas verallgemeinern, denn es geht einem unwillkürlich ein wenig das Herz auf, wenn man diese berühmten alten Ziegelmauern sieht, die zu den Insignien der Stadt gehören. Die für uns von hier also Heimat im rührseligen Sinne sind. Die uns echt und hanseatisch verwurzelt vorkommen, die einen lokalpatriotischen Nostalgieflash auslösen können und auch längst sollen. Außerdem Weltkulturerbe, was will man mehr, da weiß man eben, was man hat.

Die Fassaden der Speicherstadt im Licht des frühen Abends

Aber. Diese Speicherstadt, das kann man sich dann ruhig wieder bewusst machen, war damals das Ergebnis von harter Vertreibung der dort vorher wohnenden Menschen, die man heute als sozial benachteiligt bezeichnen würde (vertrieben wurden sie unter anderem ins auch damals schon lieblos und schnell hochgezogene Hammerbrook). Nachdem man die Speicherstadt dann dort errichtet hatte, wo diese anderen früher gewohnt hatten, wie wirkte sie da wohl? In ihren damals ungeheuren Ausmaßen? Übertrieben, riesig, wenn nicht gigantomanisch. Fremd, neu, zweckbaulich, kalt und abweisend. Man kann da recht sicher sein.

Denn so geht es zu in der Geschichte. Das meiste ist Deutung, wenig ist bloße Tatsache. Und die Urteile, die wir fällen, sie sind aus historischer Perspektive oft nur vorläufig, erstinstanzlich und ausdrücklich revisionsfähig.

Kurz nach der Speicherstadt dann jedenfalls die erwähnte Autoschneise, die den Hafen so gründlich von der Stadt abrennt. Wenn man die sieht und an ihr auf eine überlebbare Chance zur Querung wartet wie ein zögerndes Reh am Waldrand, fragt man sich heute vielleicht, ob die Stadtplanenden der Nachkriegszeit noch alle Latten am Zaun hatten.

Und weiß dabei, dass die Damen und Herren aus den Fünfzigern und Sechzigern des letzten Jahrhunderts höchst überrascht über diese Wertung gewesen wären. Es ist kompliziert.

Aber man kann singen, neben all den Gedanken, man kann das deutsche Liedgut pflegen, wenn man schon bei geschichtlichen Aspekten ist:

„Spät nachts kam ich nach Hause

und roch immer noch den Wind vom Nordatlantik,

ganze zehn Minuten Hamburg, aber schön war es doch.“

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A tale of two cities

Ich war kurz in diesem neuen Möbelhaus, nein, pardon, Einkaufszentrum am Hafen. Sie haben eventuell in den Nachrichten etwas von der Eröffnung mitbekommen, es kam wohl auch überregional. Siebenmal so groß wie die Europapassage, die man bei ihrer Eröffnung damals auch riesig fand, so stand es irgendwo. Das größte Einkaufszentrum Nordeuropas, das stand auch irgendwo. Ich weiß nicht, ob das so stimmt, wer würde das nachmessen wollen, aber es wird schon passen.

Die tödlichste Baustelle Europas, das war eine andere und auch notwendige Benennung. Sechs Todesfälle in der Bauzeit, das klingt nach Katar. Es ist aber die Wirklichkeit in dieser Stadt.

An fünf der Verstorbenen wird mit einer Plakette gedacht, an einen aber nicht. Diese obskure Merkwürdigkeit habe ich nicht weiter ergründen können. Ich habe es mir nur kurz aus der Perspektive der Familie des sechsten Opfers vorgestellt, danach ist man dann aber auch schon wieder bedient.

Die Medien der Stadt berichten immerhin nicht nur banal jubelnd, die diversen Kritikpunkte kommen fast überall zur Sprache. Die Bedingungen auf der Baustelle, die städtebauliche Fragwürdigkeit, der Größenwahn etc. Da kann ich die Medien also auch einmal loben. Das erleben sie mittlerweile nicht mehr so oft, und ich kenne das.

In den sozialen Medien sehe ich mehrere Verlautbarungen, dass man da aber ganz sicher nicht hingehen werde! In dieses neue Ding da am Hafen, weil … und dann folgen die Kritikpunkte in wechselnden Reihungen bis hin zur Tatsache, dass da bald Kreuzfahrtschiffe vor der Tür anlegen werden. Was andere aber wiederum gut finden, weil die Kreuzfahrttouristen dann praktischerweise in einem eng definierten Refugium bleiben und uns in dirty old town nicht im Weg herumstehen.

Man kann es alles so oder so sehen, und man kann das dann auch schreiben, wird dabei aber nach wie vor gerne und auch erstaunlich schnell beleidigend. Aus allen Richtungen.

Ich gehöre nicht zu denen, die da nicht hingehen, ich sehe mir das natürlich an. Der Neubau wird, wie man ihn auch finden mag, einen markanten Einfluss auf die Entwicklung oder den Niedergang der benachbarten Hamburger Innenstadt haben, und da fühle ich mich als anwohnender Blogger zuständig.

Ich gehe da also hin, einmal um alles herum und auch einmal durch. Ich sehe die Läden, die man bei so etwas erwartet. H&M, Zara, Mango und dergleichen, die Auswahl kommt mir nicht eben originell vor. Ein Kino, das auch wieder in irgendeinem Sinne das größte ist, von Hamburg oder von noch mehr, ich weiß es nicht genau. Drei Hotels, dazu noch etliche Restaurants.

Ich bin da eher nicht Zielgruppe für das Angebot, aber das würde ich mir nicht als Argument dagegen durchgehen lassen. Es ist jedenfalls, und ich bin wirklich ein wenig verblüfft, alles noch größer, als man es sich ohnehin nach den Medienberichten vorstellt. Es ist vollkommen unsinnig groß, es ist bekloppt groß.

Die Innenstadt einer kleineren Stadt würde da als bauliches Konzentrat locker hineinpassen. Die Fußgängerzone von Minden etwa, die kenne ich etwas besser, die könnte man da sicher unterbringen. Es ist also eine Art Stadtzentrum. Direkt neben dem Stadtzentrum.

Es ist der Tag der Eröffnung und ich nehme auch die Parallelwelt neben meiner pflichtgemäß zur Kenntnis. Die sich hier darin ausdrückt, dass da Menschen – und nicht eben wenige – herum- und hindurchlaufen, die sichtlich begeistert sind. Die alles großartig finden, die gewiss wiederkommen, die voller Freude sind. Hey, noch ein H&M, wie toll ist das denn.

Ich verstehe diese Menschen nicht, sie verstehen mich sicher auch nicht, und vermutlich macht es nichts.

Ich gucke mir das also alles an. Und ich verbleibe vorerst mit zwei Gedanken. Zum einen kann ich mir bei aller Fantasie ernsthaft nicht vorstellen, dass die städtebauliche Entscheidung für dieses Einkaufszentrum in Rekorddimensionen auf eine verständige, objektiv rationale, fachlich korrekte und dem Gesamtkonzept der Hamburger Stadt gegenüber wohlwollende Art getroffen worden ist. Ich halte das für ausgeschlossen. Ich würde einen hohen Betrag dagegen wetten und bin für meine Verhältnisse recht sicher, da richtig zu liegen.

Die Ruine des Elbtowers hat man beim Rundgang übrigens ab und zu im Blick, aber das sei nur am Rande und wie von ungefähr erwähnt.

Blick vom Miamiplatz in Richtung Elbtower-Ruine

Zum anderen kann ich mir nicht vorstellen, dass diese auf welche Art auch immer aufgestellte städtebauliche Gleichung am Ende aufgeht und sowohl das Riesending am Hafen als auch die nun alte Innenstadt ohne nennenswerten Schaden durch die nächsten, na, sagen wir zehn Jahre kommen.

Da kann ich selbstverständlich falsch liegen, und es wäre sogar für alle erstrebenswert. Aber wie auch immer. Ich sehe mir das alles weiterhin an und werde dann vermutlich berichten, was sich entwickelt.

Schrieb er, während in der Mönckebergstraße in einem weiteren großen Geschäft gerade die Schilder mit dem finalen Ausverkauf hängen: Räumung, alles muss raus.

And so it begins.

Eine Ecke des Westfield-Zentrums mit den Straßennamen in gold: Miamiplatz und New-Orleans-Straße

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Notizen zu imperialen Tagträumen und zur Weiterbildung

Am Dienstag gab es im Home-Office wieder intensive Geräuschbegleitung durch den Abriss eines weiteren Hauses gegenüber. Nur ein paar Meter von meinem Schreibtisch entfernt fraß sich ein Bagger durch Gebälk und Gemäuer aus den Sechzigern oder Siebzigern. Das meiste aus diesen Jahrzehnten kann nun weg, man sieht es überall in der Stadt, und es schmerzt kaum jemanden, wenn es fällt. Das sagt selbstverständlich auch etwas aus, kulturgeschichtliche Ableitungen ohne Ende, aber die sind ein anderes Thema.

Manchmal brach jedenfalls eine dieser alten Wände genau in dem Moment lärmend weg, nachdem ich gerade energisch die Enter-Taste gedrückt hatte. Das fand ich gut und inspirierend, das war ausgesprochen hilfreich bei den kleinen Allmachtsfantasien zwischendurch. Also bei diesen kurzen imperialen Tagträumen von der großen Weltbereinigung. Sie wissen schon, die Welt vom Notebook aus demontieren, überall per Tastendruck mal durchfegen, das werden wir ja sicher alle manchmal … Okay.

Sagen Sie jetzt nichts.

Immerhin bin ich nicht der US-Präsident. Es bleibt hier also alles im Rahmen. Contenance.

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Blick über die Elbe nach Osten vom Westfield-EZ aus

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Es gibt Erfreuliches zu melden, nämlich eine neue Monatsnotiz von Nicola, nach wie vor ein sehr geschätztes Format. Bei ihr sind genug Links enthalten und Sie können einfach drüben weiterlesen, ich kann Sie als versorgt betrachten und könnte das Texten für heute einstellen.

Nein, es fällt mir doch noch etwas ein. Ich drehe mich wie Columbo noch einmal in der Tür um, one more thing. Sie verlinkt da nämlich unter anderem auch zu ihren Podcasts für die Hamburg Open Online University. Dieses Angebot habe ich mir gestern angesehen und auch einen der Podcasts dazu gehört, den mit Jan Müller, dem Bassisten von Tocotronic. Allerdings mit ein wenig mir geboten erscheinender Zurückhaltung im Kopf. Denn das Angebot der Universität könnte ja gut sein. Das ist immer die Befürchtung bei so etwas, denn dann würde es mich am Ende Zeit kosten, was eindeutig alarmierend klingt. Einerseits.

Andererseits neige ich seit vielen Jahren zum autodidaktischen Lernen, was man auch einmal hinterfragen kann. Denn es handelt sich dabei oft um eine Art Gefälligkeitslernen, man umkurvt einige Inhalte weiträumig. Das kann vielleicht gut sein, muss es aber nicht. Ich lande aber, wenn ich über so etwas weiter nachdenke, irgendwann fast unweigerlich bei der Frage, wozu man überhaupt lernt.

Und da bin ich dann schon kurz vor der Frage nach dem Sinn des Lebens, da wird es also in aller Deutlichkeit anstrengend. Es ist manchmal auch eine wahre Last mit dieser Neigung zum Nachdenken. Ein billiges Hobby, das nicht schmutzt, aber leider nicht ohne Abgründe.

Bei solchen Lernfragen erinnere ich mich immer wieder an den längst verstorbenen Menschen aus der Verwandtschaft, der sich sehr für eine Fremdsprache interessiert hat. Und der während seiner zum Tode führenden Krankheit buchstäblich bis zum letzten Tag Vokabeln gelernt hat. Als ginge es darum, sich mit Charon persönlich in diesem Idiom einigermaßen flüssig verständigen zu können. Eine der Geschichten, über die ich so oft nachdenke, dass sie mir wohl etwas sagen möchte, ich müsste es nur ergründen.

Mit Gedanken dieser Art kam ich dann jedenfalls erfolgreich von der Online-University erst einmal wieder ab. Natürlich ohne dabei auch nur halbwegs ermessen zu können, ob dieser assoziative Spurwechsel im Nachdenken nun ein guter Ausweg oder eher eine falsche Abzweigung war.

Aber das gilt so vermutlich für eine erstaunlich hohe Zahl der eigenen Gedanken.

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Frühlingsbilder

Mir fiel auf, und es tat nicht einmal weh, dass ich diesen Frühling gerade verpasse wie keinen anderen in den letzten zwanzig Jahren. Ich bin in diesem Jahr mehr vor Bildschirmen als vor knospenden Büschen und Bäumen, mein Naturbezug kam mir im Winter etwas abhanden. Das halte ich nicht für dramatisch, ich habe diesen Bezug in den letzten Jahren genug ausgetobt, auch mehr als andere. Es ist alles nur eine Phase. Und es passt mir gerade so, wie es ist, das ist immer schon ein Glück, wenn man das so feststellen kann. Állerdings wird es, und ich ahne schon, wie irritierend es sich anfühlen wird, in Kürze auf einmal Sommer sein, ohne gefühlten Übergang.

Auf der Einkaufsrunde am Nachmittag komme ich mehrfach an einem Spielplatz vorbei. Ich kann mir da aus den Bildern beim Vorbeigehen eine Szene zusammenstückeln, die ich für den Montag als Frühlingssurrogatextrakt nehme.

Ein Elternpaar steht und sitzt dort neben der Sandkiste, noch jung, mit einem Kind dabei. Zwei Jahre wird es etwa alt sein. Seine Eltern benehmen sich in einer Weise wie frisch verliebt, wie man sie auf Spielplätzen gar nicht so oft sieht. Es wird geküsst und umhalst und gekuschelt und auch etwas albern teenagermäßig herumgerangelt, dass Kleidung und Frisuren verrutschen. Seine Hände sind dauernd an ihr. Sie lässt sich in seine Arme fallen, also Disneyprinzessin nichts dagegen. Die Balzrituale der Menschen, recht ansprechend in Szene gesetzt. Die beiden sehen auch attraktiv aus, und was sie da machen, das ist zwar noch vorabendprogrammtauglich, aber es könnte anders werden, wenn die Szenerie und die Gelegenheiten sich ändern. Schön, schön.

Dann setzt er sie auf die Schaukel, er trägt sie sogar hin. Er hat also noch nichts mit dem Rücken, denkt man da als etwas älterer Zuschauer, und man erinnert sich kurz. Er steht vor ihr, sie sitzt auf der Schaukel und sieht anhimmelnd zu ihm auf, er fasst sie an den Schultern und gibt ihr sanft Schwung. Und sie lachen und lachen, sie küssen auch, also wenn die Schaukel gerade wieder bei ihm ist. Was aber nicht so elegant gelingt, wie es vermutlich gemeint ist. Es gibt Schwierigkeiten in der Zielansprache und wirkt daher etwas clownesk. Sicher ohne so gemeint zu sein, und einmal scheint auch etwas weh zu tun.

Vielleicht stieß da Zahn an Zahn oder was in solchen Situationen eben passieren kann. Es gibt nun einmal Szenen, die gehen nicht auf wie gedacht, und die Distanz zwischen großer Leidenschaft und Peinlichkeit ist oft verblüffend kurz, man kennt das.

Neben den turtelnden Eltern das Kind im Sand. Mit offenem Mund staunend, was ist das jetzt für eine Nummer mit den beiden da. Und warum guckt keiner, wie ich hier ein prima Loch grabe.

Neben dem buddelnden Kind die Tauben am Rand der Sandkiste. Mit schiefgelegten Köpfen, die darauf warten, dass Eltern und Kind hoffentlich bald verschwinden und dabei möglichst größere Mengen zerbröselten Butterkeks zurücklassen. Die Vögel haben immerhin auch Nachwuchs zu versorgen und etwas mehr Verständnis und Entgegenkommen wäre da angebracht.

Neben den Tauben der Autor dieser Zeilen, der sich das alles ansieht und im Weitergehen an Ringelnatz denkt: „Nie bist du ohne Nebendir.“

Na, wie auch immer. So geht es hier jedenfalls im Frühling zu, das wollte ich nur eben notiert haben.

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Ein buntes Wandgemälde mit dem Schriftzug "Colors"

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Als Günther klein war

In dem Buch auf meinem Nachttisch, also in dem, das gerade oben liegt und also gelesen wird, was sich allerdings fast peinlich lange hinzieht, da ich nach drei Seiten einschlafe, was nichts mit dem Inhalt zu tun hat, sondern nur mit meiner Müdigkeit am Abend, in diesem Buch jedenfalls, es ist immer noch „Spätestens im November“ von Hans Erich Nossack, heißt das kleine Kind der weiblichen Hauptfigur Günther.

Das Buch ist von 1955. Ich weiß, es war damals nicht weiter verwunderlich, dass ein Kind Günther hieß. Und obwohl ich doch fast ausschließlich ältere Literatur lese, komme ich meiner Erinnerung nach zum ersten Mal hartnäckig mit einem Namen überhaupt nicht klar. Ein Kleinkind namens Günther, es funktioniert in meinem Kopf einfach nicht, auch nach fünfzig Seiten noch nicht. Es bleibt ein Störfaktor. Ich lese das die ganze Zeit wie mit einer wiederholt aufpoppenden Fehlermeldung im Hirn: Achtung, Name falsch gewählt.

Es fühlt sich äußerst merkwürdig an. Dabei wäre dieser Günther, dessen Mutter ihn ausgerechnet für einen dahergelaufenen Dichter verlassen hat, jetzt in seinen Siebzigern. Es ist gar nichts Ungewöhnliches daran. Alle Günther müssen doch einmal als Kleinkind angefangen haben. Mir ist nur genau an dieser Stelle gerade etwas Vorstellungsvermögen abhanden gekommen.

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Gehört: Eine Sendung über die KI und die Gesetzeslage: „Warum Europa KI besser regulieren muss.“ Nicht nur wegen des Themas interessant, welches uns in Kürze alle betreffen wird. Sondern auch hörenswert, weil in der Folge ein CDU-Politiker interviewt wird (Axel Voss aus dem Europa-Parlament) und nicht umgehend populistischen, wohlfeilen und also schmerzenden Flachsinn absondert, wie man ihn mittlerweile leider so oft aus dieser Partei hört. Sondern eher echte Argumente.

Argumente, die man zwar anders sehen kann, die aber durchgehend auf einem verhandlungsfähigen Niveau bleiben. Wobei mir ein seltsamer Wunsch auffällt, an den ich sicher lange nicht gedacht habe, aber doch ist es so: Konservative mit Niveau, ja, die hätte ich auch gerne in der Politik.

Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir spontan ein Name aus der Vergangenheit ein. Da gab es einmal, es ist schon wieder länger her, einen Politiker aus der CDU, der hielt, zu welchem Anlass auch immer, eine längere Rede im Fernsehen. Das ich damals also noch verfolgt haben muss, es wird im letzten Jahrhundert gewesen sein. Eine Rede jedenfalls, die ich zufällig in voller Länge mitbekam, nach den ersten Sätzen auch intensiv zuhörend verfolgte und schließlich etwas überrascht dachte: Das hatte ja etwas.

Aber gut, das war Roman Herzog. Den Namen kennt heute auch schon keiner mehr.

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Die Kleine Alster am Rathaus, Kajakfahrer paddeln darauf trotz des noch fast winterlichen Wetters

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Sieben Tage lang

Vorweg ein herzlicher Dank für die Zusendung des Buches „Alles Leben ist Problemlösen“ von Karl R. Popper (Verlagslink) vom Wunschzettel. Der Stapel wächst, es ist sehr gut so.

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Gehört: Eine Folge RadioWissen über Chet Baker und den Cool Jazz. Den könnte man selbstverständlich auch mal wieder hören, den Herrn und seine Richtung. Cool Jazz beim Kälteeinbruch, das klingt auch passend, und wir wollen doch immer auf das Mitschwingen achten, selbstverständlich auch beim Soundtrack des Lebens.

Man sieht hier gut die Zahnlücke, die zur Entstehung des Sounds deutlich beigetragen hat.


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Das mache ich eher selten, aber in diesem Fall doch. Die Empfehlung zur Langen Nacht mit Marlen Haushofer wiederhole ich, und dies mit Nachdruck. Nachdem ich sie komplett gehört habe, denke ich nämlich: Es ist klar die beeindruckendste Folge dieser ohnehin lobenswerten Reihe, die ich da bisher gehört habe. Besonders interessant sicherlich, wenn sie eine Frau sind oder Frauen kennen.

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Die Stadt da draußen ist ansonsten voller frierender Menschen, die alle trotz besseren Wissens und bei bestem Informationsstand auf einen alten Wettertrick reingefallen sind. Denn die Temperaturen, sie fielen in der Nacht bei gleichbleibender, sonniger Optik am Tag. Geradezu maienhaft sieht es überall weiterhin aus, wenn man es sich von drinnen ansieht. Und da ist auf einmal auch überall dieses lockende Grün in den Bäumen und Büschen. Wie ging das eigentlich zu und wann genau.

Da mag man nicht noch einmal zur ollen Winterjacke greifen. Es fühlt sich dermaßen unpassend an, denkt man da, fast wie ein Versagen. Und es wird schon irgendwie gehen, das denkt man auch. Kurz darauf steht man dann etwas deppert in der Fröstelfrische und klappert.

Es ist allerdings ein wenig lustig, wenn man auf den Wegen die ungefähr hundertste Figur sieht, die sich so offensichtlich nach zwei, drei textilen Schichten mehr sehnt. Denn wir sind auch bei diesem Phänomen alle wieder berechenbar gleich gestrickt. Auch der Schreiber dieser Zeilen etwa kann gar nicht lange genug hinsehen, um die Beschreibung der zitternden Menschen in der auf einmal wieder februarhaften Außentemperatur noch ansprechend zu vertiefen. Er muss nämlich so verdammt schnell an allem vorbeigehen, damit die Kälte ihn nicht einholt, in seinem Hauch von Übergangsmäntelchen.

Ein Blick in den Wetterbericht: Sieben Tage bleibt es so kalt. Das ist immerhin eine gute und märchenbewährte Zahl, die wollen wir dann mal glauben und uns auch darauf einstellen. Was wollen wir trinken, sieben Tage lang, haben wir früher singend gefragt, was aber auch schon enorm lange her ist.

Heute beantworten wir diese Frage jedenfalls anders als damals. Eher mit heißer Zitrone und dergleichen.

Ein Gebäude in der Innenstadt, Große Johannisstraße, mit beleuchteten Fenstern

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Vom Jazz zum Funk

Die Meisen auf dem Spielplatz steigern sich am Freitagmorgen auf einmal vom dezenten Jazz zu deutlich wilderem Funk. Und wie in jedem Jahr zu etwa dieser Zeit habe ich diesen Moment des kurzen Innehaltens, in dem ich staunend in der offenen Balkontür stehe und mich frage, wie so kleine Vögel eigentlich dermaßen laut sein können. Ich frage mich dieses trotz mehrjähriger Erfahrung und Kenntnis so, als ob ich es mich zum ersten Mal im Leben fragen würde. Als sei es ein irgendwie origineller Gedanke – und genau das macht den Frühling wohl aus.

Das Draußen lockt an diesem Tag jedenfalls. Ich gehe daher mit dem dritten Kaffee in der Hand einen Schritt auf den Balkon. Dabei kollidiere ich allerdings mit einer Hummel auf Patrouille, bzw. sie mit meiner Stirn. Der Frühling klopft vor dem Eintreffen der arktischen Kaltluftwelle in einigen Stunden noch einmal an. Nein, er rempelt eher unsanft herum. Im aufbrausenden Wegbrummen der Hummel nach dem Zusammenstoß meine ich eine deutliche Verärgerung zu hören, was steht dieser Typ da auch im Weg. Hat der kein Menschennest oder was, in welches er doch zweifelsfrei gehört.

So habe ich schon vor dem Frühstück und nur beim bloßen Herumexistieren schon alles falsch gemacht und bin daher erstaunlich gut eingestimmt auf die folgenden Bürostunden.

Es ist vom Datum her der Tag der Fehlermeldung, und so kommt es dann auch. Ich versuche Dinge, die Dinge machen aber nicht mit. Schließlich befrage ich menschliche und künstliche Intelligenzen sowie auch das gute alte Internet zu meinen Vorhaben. Ich bekomme unwissende, falsche und außerdem einige irreführende Antworten. Da sind sich Mensch, Maschine und allwissende Müllhalde einmal wunderbar einig. Immer auch das Positive sehen, und sei es nur im Restpostenbereich des Alltags. Aber unterm Strich geht nichts.

Zwischendurch bemerke ich, während ich grübelnd auf den Bildschirm starre, dass sich in einem Programm ein Button in einer Menüleiste verändert, während ich ihn ansehe, ansonsten aber nichts mache. Keinen Finger habe ich auf der Tastatur, keine Hand an der Maus. Aber da passiert etwas, und es ist einigermaßen unerklärlich. Es ist außerdem auch etwas beunruhigend, denke ich, während sich der Button vor meinen Augen erneut verändert. Denn so fängt es doch an, sagt der noch aktive Restverstand in meinem Hirn. Genau auf diese Art fängt es an, und zum Rest des Schicksals siehe dann bei Kafka, Lynch, etc. Man kennt das.

Ich möchte eigentlich nur eben etwas machen, was ich für einfach halte. Neu ist es, aber doch einfach. Mein eher bescheidenes Vorhaben wird aber auf unsinnige Weise immer komplizierter und die Stunden vergehen. Am Ende hänge ich in Foren herum, in denen sich untote Excel-Freaks gegenseitig die Welt und die Zahlen erklären. Aber auch das nicht unbedingt erfolgreich, wie ich nach unerfreulich langer Lektüre weiß. „Es gibt Tage, da tuste bei“, wie es damals bei Herrn Korten hieß, es ist ein Satz, der geblieben ist.

Aber egal. Am Wochenende wieder alles resetten. Das Hirn und auch die Computer, die Problemlage ebenfalls, die Fragestellung und die möglichen Lösungen.

Und die Stimmung sowieso.

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Von Fluss zu Fluss

Bei der Kaltmamsell bitte wie immer den ganzen Text würdigen, besonders aber den letzten Satz. Den so isses.

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Beim Deutschlandfunk geht es in der Sendung „Studio 9“ um die Situation der Forschenden in den USA. Es fällt der Begriff, der da fallen muss und den wir alle aus dem Geschichtsunterricht sicherlich kennen: „Gleichschaltung“. Leider fällt der Begriff hauptsächlich deswegen so auf, weil die meisten Medien allzu zurückhaltend und ausweichend in der Benennung dessen sind, was da drüben passiert. Wohinter am Ende nicht nur eine unangenehme politische Haltung, sondern außerdem ein unzeitgemäßer Wortzauber steht. Denn was man nicht benennt, das gibt es auch nicht, das nähert sich uns nicht.

Wir kennen das aus Märchen und alten Geschichten, denn wir kommen, wie man es auch betrachtet, in unserer geistigen Entwicklung nicht recht vom Fleck.

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Etwas musikalische Druckbetankung kann am Freitagmorgen ansonsten nicht schaden. Zumindest sieht es bei mir so aus und ich neige dazu, mit voranschreitender Woche immer öfter den Playlists mit etwas mehr Wumms zu folgen. Auch dabei kann man die Musik von damals spielen, sehr gut sogar.

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Ansonsten muss man zumindest hier im Norden bereits jetzt gegen die Wochenendverbitterung anarbeiten, denn mit dem Ende des Freitags und der werktäglichen Verpflichtungen endet programmgemäß auch der so angenehme und seelisch hilfreiche Frühlingseinschub. Ein Kälteeinbruch kommt, uns die Stimmung flächendeckend zu verderben. Wie geht man nun damit wieder um.

Man könnte sich mit einem Buch und einer Decke aufs Sofa zurückziehen und einfach nicht raussehen. Aber das würde sich unangenehm winterlich anfühlen, wie ein Rückfall, wie ein Nachgeben.

Man könnte lauernd warten, bis sich jemand über das Wetter beschwert, nur um dann endlich auch einmal altkluge Bemerkungen über den April anzubringen, womöglich mit erhobenem Zeigefinger. Aber das hätte wieder eine etwas verfrühte, großväterliche Note.

Hadern und Händeringen andererseits sind sowohl kulturell tief verankert als auch seltsam zeitgemäß, in diesen Zeiten. Ichwerde mich wohl diesen beiden bewährten Tätigkeiten zuwenden, denke ich.

Und zwischendurch frierend und fluchend um den Block gehen. Oder von Fluss zu Fluss. Was man hier so macht.

Ein aufgemalter Wegweiser auf den Gehwegplatten des Jungfernstiegs, Richtung Alster und Elbe

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