Bagel mit gegrilltem Lachs, Frischkäse & Senf-Honig-Sauce

Die Fortsetzung zu diesem Artikel.

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Wir haben dann tatsächlich beim ersten Lesezeichen im Buch „Auf die Hand“ angefangen, auch wenn es nicht von Sohn I, sondern von der Herzdame kam. Und wenn man schon beschließt, dass man weniger Zeit am Schreibtisch verbringen möchte, dann kann man auch Bagels selber machen. Mal eben. Quasi.

Die Herzdame musste arbeiten, die Söhne und ich standen wild entschlossen in der Küche. Bagels selber zu machen, das kam beiden ziemlich großartig vor, da Bagels zu diesen Produkten gehören, die man immer nur fertig belegt in Coffeeshops sieht, wo sie in Gold aufgewogen über die Theke gehen. Es war ihnen tatsächlich nicht klar, dass man überhaupt auf die Idee kommen kann, so etwas am eigenen Herd herzustellen. Man kann aber. Und nach einem einigermaßen spektakulären Erfolg kann ich auch gleich sagen, dass man das sogar öfter machen kann.

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Wir haben acht Bagel gemacht, die machen mit dem Frischkäse und dem Lachs ziemlich satt, die haben für vier hungrige Personen gereicht, mehr ist nicht zu schaffen und es blieb etwas übrig. Man braucht:

450 g Mehl
½ Würfel Hefe
250 ml lauwarmes Wasser
1 EL Zucker
2 EL Olivenöl
1 Eigelb
1 EL Sahne
2-3 TL Sesamsamen
Salz

Wir haben das Rezept ohne Sesam gemacht, ich gebe hier dennoch die Originalversion wieder. Das Mehl wird in eine Schüssel gesiebt, keine Ahnung warum. Mehl macht auf mich immer einen ohnehin ziemlich gesiebten Eindruck, aber ich bin kein Experte. Aber da ich tief in mir drin auch ein Revoluzzer bin, habe ich das Mehl in Wahrheit gar nicht gesiebt. Hat nichts ausgemacht, aber sieben Sie ruhig, wen sich das für Sie besser anfühlt. Die Hefe wird mit Wasser und Zucker glatt gerührt. Dann soll man eine Mulde in das Mehl drücken und die Mischung dort hineingießen. Ich musste aber erst mit zwei Sandburgbauspezialexperten den Begriff Mulde diskutieren. Mulde in Abgrenzung zum Loch, zur Höhle, zur Delle, was ist da was? Steht das nicht im Buch, nein? Wie tief ist eine Mulde? Und wo ist der Bezug zum Muldenkipper und macht man Mulden mit dem Finger, mit der Faust, mit dem Ellenbogen? Und nimmt Sohn II wohl bitte sofort den Fuß aus der Schüssel? Es ist komplizierter, als man denkt.

Im Rezept steht, man soll die Flüssigkeit in die Mulde gießen, in der Mulde dann einen kleinen Vorteig anrühren und mit dem Mehl von der Seite bedecken. Das ist die schöne Theorie, bei uns war nach dem Gießen alles komplett geflutet, so dass wir aus dem ganzen Zeug einen Vorteig angerührt haben, das ging gar nicht anders – aber das hat der Sache auch nicht geschadet, die scheint tatsächlich einigermaßen idiotensicher zu sein. Die Schüssel soll dreißig Minuten an einem warmen Ort stehen. Also Heizung in der Küche anmachen und ab ins Kinderzimmer.

Olivenöl und Salz in die Schüssel geben und alles wird mit dem Knethaken fünf Minuten durchgearbeitet. Das geht nicht ganz leicht, für die Söhne war das eher nichts, der Teig ist etwas schwergängig. Dann macht man, großes Kinderglück, mit bemehlten Händen eine Kugel aus dem Teig und lässt schon wieder alles dreißig Minuten lang gehen, den Teig, sich und den Tag. Ab ins Kinderzimmer oder aufs Sofa.

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Die Kugel wird auf einer bemehlten Fläche in acht gleichgroße Portionen zerteilt, eine schöne Aufgabe für Erstklässler und Kitakinder. Dabei zeigt sich, dass die Teilung durch acht überhaupt kein Problem ist, die Variante gleichgroß aber vollkommen unerreichbar. Egal.

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Jetzt kommt der eigentlich spannende Teil, man durchstößt eine Teigkugel mit einem bemehlten Kochlöffelstiel und lässt sie um den Stiel wirbeln, wobei sie auf dem Tisch liegenbleibt. So aus dem Handgelenk. Womöglich geht das auch in der Luft, ich fand es auf dem Tisch ganz einfach. Die Söhne konnten das nicht, diesen Dreh aus dem Handgelenk, den bekamen sie nicht hin. Ich konnte das sehr, sehr gut, quasi Naturtalent. Ich mache jetzt öfter Bagel, es ist doch immer schön und beruhigend, wenn man in meinem Alter noch Begabungen an sich entdeckt. Und dann gehen die Kugeln schon wieder dreißig Minuten, das Rezept ist ein klein wenig zeitaufwändig, wie vielleicht allmählich auffällt. Aber im Grunde doch simpel. Ab ins Kinderzimmer oder aufs Sofa, der Teig geht vielmehr als man selbst an diesem Nachmittag.

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In einem großen Topf Salzwasser aufkochen und die Bagels auf jeder Seite dreißig Sekunden brühen, ich habe das mit einem Schaumlöffel einzeln gemacht. Dabei riecht es schlagartig nach Coffeeshop und Snacktheke, ein schöner Effekt, das fühlt sich an, als sei man auf dem richtigen Weg.

Eigelb und Sahne verrühren, die Bagels damit anpinseln und mit Sesam bestreuen. Das haben wir zwar nicht gemacht, wir haben die Bagels aber dennoch mit Eigelb angepinselt, weil das nämlich Spaß macht. Fand Sohn II. Danach müssen die Bagels wider Erwarten nicht schon wieder dreißg Minuten gehen, nein, danach kommen sie in den Ofen, bei zweihundert Grad fünfundzwanzig Minuten auf der zweiten Schiene von unten. Da geht man aber nicht ins Kinderzimmer oder aufs Sofa, da macht man den Rest fertig.

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Währenddessen also schnell genug Lachsfilet für vier Personen grillen oder braten, das geht sehr schnell. Ein halbes Bund Schnittlauch kleinteilig zerlegen und mit vier EL Honig und 4 EL grobem Senf verrühren, fertig ist die Sauce, das kann man den Kindern überlassen, gar kein Problem.

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Einen fertigen Bagel aufschneiden, mit Frischkäse bestreichen, mit ein wenig Salat belegen, zerteilten Lachs drauf, Sauce drauf, zusammenklappen. Das geht alles sehr flott. Restlicht suchen, Fotos machen, essen.

Wobei das Verspeisen der Bagels nicht ganz einfach ist, aber das ästhetisch annehmbare Essen eines Bagels ist womöglich eine hohe Kunst, die wir hier einfach nicht beherrschen. Oder, wie die Herdzame sagte: “Es müsste eher “Runter von der Hand” heißen.” Aber es blieb ja in der Familie, da konnten wir ruhig ein wenig herumsauen. Die Bagels sind unfassbar lecker, das ist hervorragend gutes Essen, das hat hier alle positiv überrascht: “Das ist ja RICHTIG gut, Papa!” Ich denke noch darüber nach, was das über meine Küche an anderen Tagen aussagt. Besser als im Coffeeshop war das allemal, schon weil die Zutaten noch warm sind und weil selbstgeformte Bagels nun einmal besser schmecken.

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Das kann ich jedenfalls zur Nachahmung sehr empfehlen. Von der Schweinerei beim Essen abgesehen, ist es auch ein betont gästetaugliches Essen, das macht schon etwas her. Und man kann beim nächsten Coffeeshopbesuch nebenbei darauf hinweisen, dass die eigenen Bagels doch um Längen besser… doch, darauf freue ich mich.

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26 Kommentare

  1. Ha! Wozu sich Betriebsausflüge lohnen: Ich habe gestern im „Badischen Bäckereimuseum“ gelernt: gesiebt wird IMMER. Heute weniger wegen Käfern oder Larven. Sondern, weil das Mehl zwangsläufig im Mehlsack oder Mehlbeutel zusammensackt (ich siebe auch erst regelmäßig, seit ich so ein Siebdingsi habe. Übers normale Küchensieb ist es mir viel zu aufwändig).

  2. Oh wie herrlich!!
    Also 1.ich habe Bagels noch nie selber gemacht, dachte immer das sei höchst kompliziert und 2. wie wunderbar haben Sie das erzählt, ich musste schallend lachen zwischendrin. So kann der Tag beginnen!! Danke
    Angelika

  3. Eine jüdische Grossmutter erklärte mir vor Jahrzehnten, daß der Teig besser klebt und zusammenhält, wenn man das Mehl vorher siebt.

    Das sieht lecker aus!

  4. Man siebt das Mehl, damit Sauerstoff drankommt – das begünstigt die Kleberwirkung des Gluten. Ist aber eher bei Brot relevant, für Kuchen kann man ignorieren.

  5. Ich siebe vor allem bei Kuchen, besonders wenn es ein Biskuit werden soll. So hab ich das von Mama gelernt. 🙂

  6. Ich siebe vor allem bei Kuchen, besonders wenn es ein Biskuit werden soll. So hab ich das von Mama gelernt. 🙂

    Die Bagels sehen hervorragend aus, das Buch landet auf der Wunschliste!

  7. «Olivenöl und Salz in die Schüssel geben»

    Ich schätze, 2EL Öl?

    Übrigens kann man Hefezeugs ziemlich gut im Backofen gehen lassen, allerniedrigste Stufe und Tür zu, dann ist das auch gleich zugfrei. Küchenplatten passen da zwar nicht gut rein, Backblech und Schüssel geht aber gut.

    Und Glückwunsch zu den Kringeln! Bei meinen allerersten Bagels seinerzeit ahnte man die Löcher noch eher als das man sie sah, weil der Teig so klebrig war.

  8. Hach, da kann ich mich ja noch mehr auf das Kochbuch freuen. Soll diese Woche kommen 😉 Und dann werden die Bagels mal direkt nach gebacken.

  9. Pingback: Woanders | Woll!
  10. Das ist ein schönes Rezept: nicht vegetarisch, nicht glutenfrei, nicht laktosefrei. Ob man wohl gut das Olivenöl durch Schweineschmalz ersetzen kann?

  11. Geht. Hab ich gleich nachgemacht, nur leider etwas zuviel Hefe genommen, worauf die Bagel gigantisch aufgegangen sind und dann im kochenden Wasser zusammengefallen sind. Sie schmecken superlecker, sind aber platt wie ne Pizza geworden. Nächster Versuch geplant.

  12. Sehr schön geschrieben. Macht Lust auf nachmachen. Tim Mälzer (gaube ich war es) hat neulich in einer Sendung erklärt, das das Mehl früher gesiebt wurde, weil es zwischen Steinen zermahlen wurde und immer mal wieder kleine Steinchen ins Mehl gelangten. Heute wäre sieben nicht mehr nötig.

  13. Pingback: #106: Blogwoche. | Bloggen. Leben. Nähen.
  14. Die Bagels sehen echt lecker aus. Vor allem die groben Lachsstücke gefallen mir in dem Bagel.
    Hanna, das wusste ich garnicht, dann müsste man ja garnicht mehr sieben…

  15. Heute habe ich das mit zwei deutlich größeren Mitbäckern (Sohn und Freundin) nachgebacken. Sie sind aber immer brav für eine halbe Stunde ins Kinderzimmer gegangen, wenn das Rezept es verlangte. Ich habe, weil ich das immer mal probieren wollte, ein Päckchen Natron ins Kochwasser getan und damit tatsächlich eine selbst für verwöhnte Süddeutsche sehr akzeptable Laugenkruste produziert. Statt gegrilltem gab es Räucherlachs und für die vegetarische Variante noch Mozzarella, Tomaten, Pesto und Balsamicocreme. Alle total begeistert. Wiederholung fest eingeplant.

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