Ich habe Pflanzen getragen

Ich danke sehr für die ersten Paypal-Zuwendungen, das war ein wirklich beeindruckender Anfang und ich glaube, das wird lustig. Am Ende schule ich noch auf Trinkgeldblogger um und mache überhaupt nix anderes mehr, auf die Visitenkarten freue ich mich jetzt schon, echtjetztmal. Eine der Spenderinnen, es handelt sich um eine große, vorbildhafte Bloggerin aus Berlin, möchte ausdrücklich eine Pflanze persönlich zugewiesen bekommen, das sind doch mal schöne Herausforderungen. Da werde ich auf dem nächsten Markt mit Gemüsejungpflanzen lange grübeln müssen, was ich da nehme. Herrlich.

Wobei das natürlich kompliziert ist, denn vielleicht sehe ich da prächtigen Rosenkohl, nehme den mit, grabe den ein, mache ein schickes Foto, blogge ganz stolz – und dann mag sie gar keinen Rosenkohl. Den mögen ja viele nicht, nein, den mögen sogar die meisten nicht. Sagen wir gleich: Nur ich mag den. Oder ich nehme Blumenkohl und den hält sie aber dann für langweilig, denn der hat ja ein eher betuliches Image unter den Gemüsen. Und betulich ist die Dame nun wirklich nicht. Andererseits darf man aber nicht zu lieblich werden, das wird dann auch wieder falsch verstanden, Blumen sind allgemein ganz schwer, die Jungfer im Grünen etwa ist heikel, nur als Beispiel. Darüber muss ich ich noch etwas nachdenken, aber was einem auch einfällt – es bleiben Risiken. “Wieso denkst du bei Süßkartoffeln an mich?”

Das Geld hat aber – ist es denn zu glauben! – bereits für vier Zwergobstbäume gereicht, noch einmal vielen Dank, ich kriege mich gar nicht mehr ein. Hanseaten-Ekstase! Prost! Es gibt jetzt also Blogbäume im Garten, Fotos folgen. An den Bäumchen kam ich beim Discounter vorbei. Nicht die beste Quelle für Bioqualität, ich weiß, aber der Laden lag auf meinem Weg und ich bin in diesem Jahr beim Thema Pflanzenkauf etwas unbeherrscht und da hing so eine Werbung, pardon. Ich kaufte also einen Braeburn, eine Süßkirsche Regina, eine Reineclaude, noch irgendeine andere Kirsche. Kordia, genau, es war eine Kordia. Stark!

Wobei es wieder äußerst merkwürdig war, mit diesen Bäumen durch die Stadtmitte zu gehen. Ist Ihnen mal aufgefallen, dass Nutzpflanzen außerhalb ihres normalen Kontextes erstaunlich verstörend auf andere Menschen wirken können? Ich trug da also Bäume. Es sind ziemlich kleine und nicht sehr schwere Bäume, aber es sind doch Bäume, man erkennt das. Ich bin auf dem kurzen Weg vom Discounter nach Hause viermal (!) von wildfremden Leuten angesprochen worden, das schafft man in Hamburg eigentlich nur, wenn man einen oberniedlichen Hundewelpen dabei hat. Viermal also, und zwar viermal freundlich, das ist hier wie ein Sechser im Lotto, nur in sozial. Freundlich, aber auch erstaunt, verwundert, irritiert. “Was tragen Sie denn da?” “Was wollen Sie denn damit?” “Wo haben Sie die denn her?” ”Und die kann man jetzt einfach so eingraben oder was?”

Das erinnerte mich wiederum daran, wie ich einmal auf einem Wochenmarkt in Hammerbrook eine Knolle Sellerie gekauft habe, eine ziemlich große. Ich habe sie dann in der Hand ins Büro getragen, weil ich nicht schon wieder eine Plastiktüte haben wollte. Ich trug sie also vor mir her wie damals Hamlet den Schädel, nur ohne ähnlich tiefsinnige Gedanken, versteht sich – und die Reaktionen im Großraumbüro waren sketchreif. Als hätte man kollektiv noch nie einen Sellerie gesehen, als wäre ein Sellerie superexotisch und auch irgendwie höchst unangebracht, als wäre ich jetzt völlig durchgedreht, geht der da doch glatt mit einem Sellerie durch, haste gesehen. Alter! Echt jetzt mal, der hat einen Sellerie getragen. Einfach so. Einen SELLERIE. Der Spinner.

Dann habe ich den Sellerie in meinen Rucksack getan, nach Hause gebracht, in die Küche gelegt – und er hat sich neben dem anderen Gemüse sofort von der bizarren Requisite eines strombergmäßigen Bürosketches zurück in eine höchst gewöhnliche Suppenzutat verwandelt. Es war magisch.

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“Ich habe jetzt eine datenschutzerklärung, die ich selbst nicht verstehe aber nach bestem wissen und gewissen irgendwie erstellt habe. ob das reicht – ich habe keine ahnung.” Der Satz beschreibt wohl die Lage bei vielen. Auch in meinem Feedreader werden also in Kürze ein paar Blogs fehlen oder nicht mehr kommentierbar sein, denn es geben jetzt Menschen tatsächlich auf, weil sie – was ich verstehen kann – nicht genug Zeit haben, sich so zu informieren und dann auch so zu handeln, dass sie sich sicher fühlen. Schlimm.

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Das Thema Plastik findet heute bei Sven statt. Folgen Sie mal dem Hashtag “passonplastic” auf Twitter, da staunt man! Dicke Empfehlung.

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Was diese schwarze Seife betrifft, die geht leider gar nicht, was aber nur ein höchst subjektives Geschmacksurteil ist. Wie die Herzdame sagte: “Die riecht nach alter Mann.” Wie gesagt, das ist höchst subjektiv und sollte niemanden davon abhalten, das Produkt zu testen, Geschmäcker sind verschieden. Vielleicht riecht es für Sie ganz anders, ganz toll oder ganz verführerisch. Oder nach alter Frau, was weiß ich. Ich finde es jedenfalls schade, denn das las sich alles sehr gut, dass mit den Produktionsbedingungen, den Inhaltsstoffen usw.

Ich bin aber jetzt darauf hingewiesen worden, dass es auch hier im Stadtteil einen Seifenladen gibt, dann gehe ich doch einfach da mal hin.

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Und hier, auch mal Blogs von sehr jungen Menschen lesen, Liva schreibt weiter aus Mexiko.

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Muss ich mal probieren: Radieschengrün Gremolata.

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Über Nestlé, Danone und die Babynahrung. Es ist einigermaßen widerlich.

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Und apropos widerlich,es gab etwas Wirbel um meinen hochgeschätzten Blogsponsor und das Konto einer rechtslastigen Stiftung. Hier das Ende der Geschichte.

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9 Kommentare

  1. Bitte die schwarze Seife an mich…. Sohn Nr. 2 wurde heute von einem Kumpel gefragt, ob ich seine Oma sei!!!!
    Gruß Margit

  2. Ich ich benutze seit einem Jahr Roggenmehl zum Haare waschen und bin zufriedener als mit jedem Shampoo. Einfach ein paar Esslöffel Mehl mit Wasser zu einer Paste verrühren und ganz normal einmassieren, 5 Minuten einwirken lassen und ausspülen. Ist eher für feines Haar geeignet. Macht die Haare super sauber und gibt ein schönes Volumen. Und man hat kein Plastik in der Verpackung. 🙂

  3. Blumenkohl ist doch das hippster Gemüse schlecht hin. Sehr beliebt sind Blumenkohl Couscous, wofür man allerdings eine vernünftige Küchenmaschine benötigt, als auch Blumenkohl Pizza (damit wird nicht die Pizza belegt, sondern der Teig erstellt), als auch gerösteter Blumenkohl mit Kurkuma. Oder man macht einen Dip draus. Das wäre dann ein Vegetarischer oder Veganer, ganz ohne Verpackung und sicherlich schmackhafter als aus dem Bioladen.

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