Der Aufbruch

wo bleibt denn da mal wieder ein Aufbruch … Hierzu stelle ich fest: Den Aufbruch findet man im Herrenklo der Kneipe “Traumzeit” am Hamburger Hansaplatz in unserem kleinen Bahnhofsviertel. Da steht auf den Kacheln links über dem Wasserkasten, handgeschrieben mit Filzstift und dunkelgrün: “Es lebe das Leben – es lebe die Revolution.” Von da geht das also aus. Bitte sehr.

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Gestern gab es einen Hauch von Frische bei der morgendlichen Radfahrt zur Arbeit, ich habe gleich gedacht, ach ja, ein wenig Herbst wäre auch fein, mal wieder durchatmen und etwas mehr Energie haben. Ob ich das überhaupt schon jemals im Leben Anfang Juli gedacht habe, einen Tag nach Beginn der Sommerferien? Die Welt ist aus den Fugen. Oder ich bin es, das kann man nie ganz ausschließen.

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Daran anschließend einige Gedichtzeilen zum Thema Hitze in der Stadt (unweigerlich singt es im Hinterkopf “Hot in the city”, furchtbar), das ausgewählte Werk kann aber leider nicht vollständig zitiert werden, denn da wird im späteren Verlauf tatsächlich und wörtlich Herz auf Schmerz gereimt, es ist ein wenig shocking. Ich zitiere aus “Stadtsommer”:

Funkelnd über den Dächern

Liegt der heiße Strahl;

Ach, kein Lüftchen, kein Fächern

Lindert die sengende Qual.

Ferdinand von Saar war das. Na ja. Da liegt er also herum, der heiße Strahl. Ist das ein gutes Bild? Wir haben da Zweifel, haben wir nicht? Einfach mal abwinken, beim Durchblättern einer Gedichtantholgie. Das ist völlig in Ordnung.

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Kaum schreibt Jojo hier mal was, wird er gleich im Tagesspiegel zitiert. Ts. Und in der aktuellen Ausgabe der Chrismon kommt die Herzdame mit dem Medienexperiment vor, aber die erwähnen dort das Blog nicht, dann verlinke ich sie auch nicht. Auge um Auge, Link um Link. 

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Ich lese gerade “Die Dame mit dem Hündchen” von Tschechow (in der Anthologie “Der Spatz meiner Herrin ist tot: Große Liebesgeschichten der Weltliteratur, herausgegeben von Jeffrey Eugenides), da kommt Jalta drin vor, wo die Liebenden sich kennenlernen. Ich finde es amüsant, wie beim Lesen des Wortes Jalta plötzlich Lichtlein in abgelegenen Kammern des Hirns angehen, wie da hektisch Schubladen alarmmäßig aufgerissen werden, denn das kam damals im mündlichen Abitur vor, die Konferenz von Jalta, Teilnehmer, Jahreszahl, Beschlüsse, Folgen, Nachkriegsordnung, Absichten der Weltmächte, bitte sehr, bitte gleich, kann ich alles. Also konnte ich. Wild aufgewirbeltes Fetzenwissen beim Lesen eines Wortes – ich denke bei den folgenden Absätzen also Stalin, nicht Liebe. Schlimm.

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Apropos Hitze: Die Ostsee hat auch ein Problem.

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Noch mehr Plastikmüll. Viel mehr.

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Und was ist mit Kasachstan? Das fragt man sich natürlich auch bei manchen Inlandsthemen, wo die denn bloß bleiben, denn bei dem Debakel der letzten Woche fand auch eine gewisse Verdrängung statt. Kurzer Check bei tagesschau.de jetzt gerade: Fünf Meldungen oder Kommentare zum CSU-Quatsch. Fünf!

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Es gibt Neuigkeiten von Peer (siehe hier). Die Bauarbeiter haben doch tatsächlich für eine unerwartete Wendung gesorgt, sie haben gestern die Zaunsegmente einfach mal umgestellt. Jetzt steht da nicht mehr die rüde anmutende Feststellung “Peer lutscht Schwänze”, jetzt steht da eine im direkten Vergleich fast schon vorsichtige Frage: “Lutscht Peer Schwänze”. Allerdings ohne das notwendige Fragezeichen, da hat sich bisher keiner erbarmt, es ist kaum mitanzusehen. Ob sich demnächst jemand nachts an die Rettung des Fragesatzes macht? Und wo kann ich hier Farbe kaufen?

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, es geht allmählich an die Aussaat für den Herbst, womit diese Jahreszeit im heutigen Eintrag schon zweimal erwähnt worden ist. Nanu. 

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3 Kommentare

  1. „…wie beim Lesen des Wortes Jalta plötzlich Lichtlein in abgelegenen Kammern des Hirns angehen…“ Ich bin ein großer Bewunderer derartiger Formulierungskunst!

  2. Ich habe „Die Dame mit dem Hündchen“ neulich auch zufällig gelesen.
    ( Bei „Der Vorleser“ liest er ihr doch die Geschichte vor. Daran hatte ich mich erinnert und dass ich es gar nicht kenne. )

    Ich mochte die Unaufgeregtheit, mit der von dieser ausserehelichen Begegnung erzählt wird. Am Ende dachte ich aber, dass mich eigentlich genau das interessieren würde, was nun kommt. 🙂 Das wäre eine tolle Sommerferienaufgabe. Einfach mal die Fortsetzung schreiben, der Tschechov macht das ja nicht mehr.

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