Insel, gestern

Am Wochenende habe ich auf dem Weg zur Parzelle den Insel-Imker gesehen, wie er Bienenstöcke öffnete, sich bückte und lauschend ein Ohr daran hielt. Erst hinterher fiel mir auf, was für ein schönes Wort das ist, Insel-Imker, fast möchte man das sofort selber werden. Geballte Romantik! Es ist schon sehr schön, dass der Garten auf einer Insel ist, auch wenn sie mitten in der Stadt liegt und auf ganz normalen Straßen zu erreichen ist. Ein wenig Inselgefühl rette ich doch immer dahin.

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Wir haben im Garten etwas an einem anderen Haus gemacht, eine Gemeinschaftsarbeit. Da waren wir viele Leute und kamen auf die Frage, wer da was kann, wenn man etwa zwanzig bis vierzig völlig verschiedene Menschen zusammen hat, Kinder auch dabei, etliche Berufe. Etwa vierzig Leute, das war die Größe der steinzeitlichen Menschengruppen, habe ich gerade gestern wieder irgendwo gelesen. Etwa vierzig Leute, das ist eine Größe, die sich also evolutionär bewährt hat. Und es ist eine Menge, was so eine Gruppe in der Größe kann. Wenn man sogar noch die weiteren Kontakte einrechnet und überlegt, wen man alles über die Gruppe hinaus kennt, weil jemand in der Gruppe jemanden kennt, den man um etwas was bitten kann, dann geht auf einmal fast alles, man könnte Paläste und Kraftwerke bauen! Na ja, fast. Es ging ohnehin nur um ein ganz kleines Bauvorhaben. Dennoch, keiner von uns könnte das alleine lösen, aber in der Gruppe – selbstverständlich schaffen wir das in den nächsten Wochen, auch wenn aktuell noch keiner weiß, wie das genau gehen soll. Es wird zu lösen sein, allgemeine Zuversicht, yes, we can.

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Unklar ist, was Garfield selbst zu dem Strandgut sagen würde.” Via Geräuschtasche auf Twitter.

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Ich habe unfassbare Mengen von kaputten Links im Blog gelöscht oder repariert, meistens tatsächlich eher gelöscht, denn es gibt die angegebenen Quellen oft schlicht nicht mehr. So viele verstorbene Blogs, so viele entfernte Inhalte, darunter erhebliche Mengen durch die allseits geschätzte DSGVO, bzw. genauer durch die allgemeine Angst oder eher Panik vor ihr. Aber auch bei größeren Medien halten einige Stücke nicht mehr länger als zwei Jahre, danach schmeißt das jemand weg, löscht das raus, als ob man irgendwie den Platz für etwas anderes brauchen würde. Das Internet hat kein langes Gedächtnis, es vergisst sehr schnell. Nicht in einem speziellen technischen Sinne, ich weiß, aber doch aus Sicht der normalen Userin.

Die alten Wirtschaftsteile und “Woanders”-Ausgaben, der damalige Beifang – das löst sich alles auf wie von Motten zerfressen, etliche waren bei der Durchsicht schon so durchlöchert, ich habe sie besser gleich gelöscht. Was mir auch egal ist, ich hänge nicht daran, aber die Geschwindigkeit gefällt mir ganz und gar nicht. Ich bin studierter Bibliothekar, ich finde, Texte müssen sortiert und greifbar vorliegen. Gerne auch nach ein paar hundert Jahren noch. Wenn man aber nur noch ein halbes Jahr zurückverweisen kann, das ist dann doch recht wenig und die kulturelle Dominanz des Online-Jetzt behagt mir nicht.

Vielleicht ist es ja auch kein Zufall, dass sich hier gerade ein Sohn hartnäckig die englische Vokabel für “gestern” nicht merken kann. Gestern, gestern, ja was weiß ich denn.

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Musik! Gesterntag.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhanden Hut werfen. Yes, you can!  Herzlichen Dank!

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2 Kommentare

  1. Gegen das Vergessen muss ich dann an dieser Stelle archive.org erwähnen. Die Chance dass die toten Links in web.archive.org weiterleben sind gar nicht so schlecht und auch daneben stellen sich da ein paar Menschen gegen die Tatsache, dass das elektronische an sich verloren geht. Durchaus auch eine würdige Senke für den einen oder anderen Spendendollar, wenn man Ihn über hat – Investition ins Wissen der Welt.

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