Sieben, sechs, Sand

Im Vorübergehen gehört:

“Wenn man sich sechs Wochen kennt, so wie wir, dann kann man ja auch mal über Traumata reden.”

“Was?!”

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Ich fahre mit Sohn I nach Travemünde. Im Zug reist auch eine Grundschulklasse. Einer sitzt mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, guckt raus und erklärt dann: “Das fühlt sich an, als würde der Zug zurückgespult.” Zwei der Jungs sitzen uns gegenüber, stocksteif, weil wir ja Fremde sind. Misstrauische Blicke, Schweigen, die Zugfahrt hatten sie sich bestimmt lustiger vorgestellt. So kann man ja gar nicht reden, wenn andere die ganze Zeit zuhören. Kurz vor Lübeck überkommt es den einen dann aber doch noch, es muss einfach raus aus ihm, was er vermutlich schon seit etlichen Kilometern oder sogar den ganzen Morgen sagen wollte, und er stößt seinen Kumpel an und sagt: ”Ich habe jetzt sieben Tiere.” Woraufhin er so zufrieden aussieht, wie es nur möglich ist, wenn man etwa acht Jahre alt ist und gerade etwas verkündet hat, das schwerlich jemand schlagen kann, er hat den sicheren Triumph schon im Blick. Aber er hat sich den falschen Partner ausgesucht, der neben ihm sitzende Junge hat ohne lange Bedenkzeit eine passende Antwort parat. Die ist zwar vom quantitativen Aspekt her nicht exakt gleichauf, aber qualitativ geht da was, gar keine Frage. Denn er sagt, ohne auch nur ansatzweise beeindruckt zu sein: “Mir sind schon sechs Tiere weggestorben.”

Dann sehen beide ernst aus dem Fenster, vor dem schon die sieben Türme auftauchen. Das Leben ist ein Wettbewerb, man muss sehen, wie man durchkommt.

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Der Sohn und ich fahren weiter und gehen zur gerade eröffneten Sandskulpturenausstellung, die wir beide zu teuer und eher entbehrlich finden. Wenn man sich nicht gerade brennend für Sand interessant, ist man da in fünfzehn Minuten durch. Sechzehn Euro kostete das für uns beide, das können wir weder aus Kinder- noch aus Erwachsenensicht empfehlen.

Das macht aber nichts, denn es gibt nun einmal keine Garantie für gelungene Ausflüge, überlegen wir uns, und wir haben schon so viele großartige Ausflüge gemacht, da ist dieser eine Fehlschlag irgendwie auch okay. Wir haben eine Stunde Zeit, bis der Zug nach Lübeck fährt und wir haben nichts weiter vor. Wir lungern also einfach etwas herum, damit kenne ich mich ja aus. In Travemünde sinnlos herumzuhängen, das ist quasi eine Kernkompetenz von mir, auch wenn ich es lange nicht mehr geübt habe.

Wir fahren nach Lübeck und essen Eis. Viel Eis. Dann fahren wir wieder nach Hamburg und den Zugteil des Tages finden wir beide sehr entspannend, Zugfahren ist super.

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Musik! The King.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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3 Kommentare

  1. Da bin ich vollinhaltlich bei Ihnen! Und Preise, als sei Gold im Sand. Ist da nicht eine Überfahrt nach Priwall? Sowas mag ich ja auch.

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