Mit fröhlichem Winken

Eine Kreditkarte pro Woche

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Bitte, bitte mehr Verbote & Das Land braucht mehr Verbote

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Der Sohn mit dem eingegipsten Fuß sieht auf einmal überall andere Menschen mit gebrochenen und gegipsten Gliedmaßen auf der Straße, da schon wieder und da! Das Eingegipstsein bestimmt das Bewusstsein, das haben wir dann gleich ausführlich diskutiert.

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Ich habe “Frankenstein” von Mary Shelley angefangen, in der Übersetzung von Karl Bruno Leder und Gerd Leetz. Davon bin ich gar nicht mal so angetan, schon der Einstieg in die Rahmenhandlung ist doch etwas plump, ist er nicht? Und die Erzählung etwas nervtötend wehleidig? Aber egal, das Buch aus der Büchergilde hat immerhin schöne Illustrationen von Martin Stark, da kann man vom Text ja auch einmal abschweifen. Ich bin aber nicht sicher, ob ich das ganz lesen möchte.

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Begeistert war ich dagegen von den Essays der Virginia Woolf: “Der Tod des Falters”, Deutsch von Hannelore Faden und Joachim A. Frank. Schon der erste Text, alter Schwede, wie viel Intelligenz auf ein paar Seiten passt. Virginia Woolf habe ich auch noch nie gelesen, dieses Frauennachholprogramm, das ich bei Büchern gerade recht konsequent durchziehe, das lohnt sich enorm.

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In diesem Text über die Tagebücher von Alice Schmidt habe ich die Abkürzung “WaT” sehr gemocht.

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Ich war wieder auf einer Veranstaltung der Körber-Stiftung, diesmal war es ein Gespräch zwischen Irina Scherbakowa und Jörg Ganzenmüller. Ich kannte keinen der beiden vorher und habe erst kurz vor Beginn die Fachkompetenz der beiden nachgelesen, die es allerdings in sich hat, hier sie und hier er. Das sind allerdings wieder so Kompetenznachweise, bei deren Lektüre ich merke, dass ich von eher gar nichts eine Ahnung habe – das aber seltsam textreich.

Das Thema des verblüffend gut besuchten Abends war “Wenn das Private politisch ist”, was im Kontext von Diktaturerfahrungen zu verstehen war, nicht im Sinne der auch in Blogs oft geführten Diskussion über die politischen Aspekte “unseres” Privatlebens, wobei es natürlich mehrere Verbindungslinien gibt. Eine hörte ich aus einem Nebensatz, der besagte: “Auch Literatur formt am kollektiven Gedächtnis”. Wenn man also Blogs als Literatur betrachten möchte – et voilà.

Es ging aber vor allem um den Bruch zwischen privaten Erinnerungen und dem staatlichem Gedenken nach Diktaturerfahrungen. Wer da aufgrund aktueller Diskussionen sofort an die DDR denkt, der liegt nicht ganz falsch, die kam auch ausführlich vor, etwa mit der Frage, was es denn heißt, wenn die eigene Erinnerung keinen Platz im allgemeinen Gedächtnis einer Gesellschaft findet. Ich habe seitenlang mitgeschrieben, allmählich gewöhne ich mich an diese Art, Termine wahrzunehmen und ich denke, das gefällt mir. Ob sich daraus etwas fürs Blog ergibt, das muss ich noch sehen.

Heute wird die Zeit sowieso nicht reichen, aber ganz unabhängig davon merke ich, was natürlich eine Binse ist, dass mir das Mitschreiben nämlich geistig gut bekommt, sofern man das überhaupt selbst beurteilen kann oder auch nur darf. Ich meine jedenfalls, mit ausführlicher Mitschrift deutlich mehr von solchen Leuten und solchen Themen zu haben, ganz egal, ob das hier nun später ein Text wird oder nicht, das ist bei mir ja eh keine Pflichtaufgabe. Na, irgendwas fließt hier oder in Kolumnen immer ein, und sei es Jahre später.

Was ich sagen wollte – jene Irina Scherbakowa also, zu ihr dann doch schnell und trotz des Zeitdrucks heute zwei knappe Bemerknisse. Nämlich erstens war sie, die ich vorher, wie gesagt, gar nicht kannte, mir gerade erstmalig begegnet, als ich auf dem Rückweg von der Veranstaltung auf dem Handy Nachrichten las und auf diesen Artikel stieß, in dem sie ausführlich zitiert wird, und das auch noch mit Sätzen, die sie da auf der Bühne ebenfalls von sich gegeben hat. Da habe ich dann doch gestaunt und im Geiste wieder dem Freundeskreis Zufall fröhlich zugewunken.

Zweitens hat sie ein Buch geschrieben, das ich wohl lesen werde, diesen Tipp reiche ich also schon einmal durch: “Die Hände meines Vaters”. Aus dem Russischen von Susanne Scholl, der Verlag schafft es leider nicht, den Namen der Übersetzerin auf der Seite zu nennen. Schlimm.

Und morgen schon wieder ein Termin! Ich werde mehr Notizbücher brauchen.

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Musik! Hope Sandoval.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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