Rühmkorfs Briefwaage

Ich habe mich heute eigenmächtig von der Truppe, pardon, der Familie entfernt und war endlich im Altonaer Museum, bei „Lass leuchten!”, das war mir doch eine Herzensangelegenheit. Natürlich immer so eine Sache, Ausstellungen zur Literatur, textlastig wie nur was, auch wenn man da heute, Generation Powerpoint, mit Animationen und Projektionen alles belebt und helle erhebt – es bleibt doch Text. Nur Text. Und wenn der Zauber, aus diesem Text Welten und Paradiese werden zu lassen, in der geneigten Besucherin nicht bereits angelegt ist, dann taugt das wohl nichts, nehme ich an. Und es muss ja auch gar nicht für alle taugen. Wie etwa ich mich in einer Ausstellung über Fayencen und Keramik mutmaßlich zu Tode öden würde, während andere da voller Begeisterung von Objekt zu Objekt gieren – das ist ja alles in Ordnung so. Wer aber literarisch angefixt ist, für den ist das mit großer Sicherheit was, und wer Rühmkorf las oder liest, der wird es eh bereits als Pflichtprogramm auf dem Zettel haben.

In einer Vitrine steht dort Rühmkorfs Briefwaage, in einer steht seine Dope-Dose, in einer seine Olympia-Schreibmaschine. Da steht man dann so davor.

 

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Ich hatte einen leisen Verdacht, gerade bei der Briefwaage: Wie die Menschen sinnend da herumstanden, wie sie näher rangingen ans Glas und dann auch das Schildchen daneben studierten, auf dem natürlich “Briefwaage” stand, wie sie schließlich doch wieder einen Schritt zurücktraten und dann abschließend und schon halb im Weitergehen sicherlich dachten: “Nun ja, seine Briefwaage eben”, genau dieser kleine Moment, dieses Situatiönchen nur, das wäre doch etwas für ihn gewesen. So eine Beobachtung am Rande, darüber würde er, ich möchte fast darauf schwören, später am Tag in seiner Mansarde über der Elbe ein paar Zeilen schreiben, wäre er denn noch unter uns.

Und würde er spuken, dann würde er sicher im Museum sein und den Besuchern hier so grinsend über die Schulter, aber jede Wette doch –  da habe ich mich kurz umgedreht.

 

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Was ich also nur kurz sagen wollte, ich mochte die Ausstellung.

Noch einmal mein Lieblingsstück, das muss jetzt einfach so. “Wenn ich mal richtig ich sage, wieviele da wohl noch mitreden können?” Immer wieder gut.

 

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Und außerdem bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte. 

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Es folgt Werbung für eine Veranstaltung in Hamburg:

2 Kommentare

  1. wie sie schließlich doch wieder einen Schritt zurücktraten und dann abschließend und schon halb im Weitergehen sicherlich dachten: “Nun ja, seine Briefwaage eben”

    … ach kommen Sie, wen wollen sie hier veralbern? Die meisten dachten doch: „Was ist das für ein merkwürdiges Utensil?“, traten näher, lasen „Briefwaage“ und verfielen in kurzes, gleichwohl heftiges Gegrübel, was das denn nun wieder gewesen sein könne. 🙂

  2. …und dann gibt es die, die mit wissendem Lächeln weitergehen, weil sie eine intuitive Verbindung zwischen Dope und Briefwaage ziehen… 😉

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