Phasen und Level

Phäake News – Odysseus als schwieriger Mensch betrachtet.

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Am letzten Tag des alten Jahres waren wir noch am Nachmittag im Kino, was übrigens ein sehr guter Zeitpunkt dafür ist, wenn man kein Gedränge mag. Wir sahen die aktuelle Jumanji-Fortsetzung, und obwohl ich mit, wie soll ich sagen, unterirdischen Erwartungen da saß, fand ich es erstaunlich unterhaltsam, was zu der sehr speziellen Situation führte, dass wir alle vier mit einem Film zufrieden waren. Ich bin mir nicht sicher, ob es das überhaupt schon einmal gab, Filme sind bei uns ein traditionell schwieriges Thema. Neulich hatte ich die pädagogisch spitzenmäßige Idee, den Kindern nach und nach alte und ganz alte Filme zu zeigen, die also eher nicht in Streamingdiensten vorkommen, denn das ist doch auch Allgemeinbildung, gar keine Frage. Das Projekt ist teils erstaunlich gründlich gescheitert, etwa bei einem Film, der für uns damals ein wahrer Kracher war, unfassbar komisch: Wilde Kreaturen mit John Cleese und Jamie Lee Curtis. Wenn Sie einmal ernste Kinder sehen wollen, führen Sie ihnen diesen Film vor. Der Humor funktioniert bei der Generation einfach nicht mehr. Toll fanden sie dann aber z.B. James Bond, bei dem ich wiederum nicht mitziehen kann – es bleibt schwierig.

Exkurs. Apropos Humor. Sie werden es vielleicht mitbekommen haben, Patricia Cammarata und Marcus Richter haben einen neuen Podcast, “Nur 30 Minuten”. Wie alle Eltern sofort anhand des Titels erraten, geht es da um Medienerziehung, wie man aber nicht unbedingt sofort errät, sind die Folgen 45 Minuten lang, also einigermaßen gründlich und auch umfassend recherchiert. Zu diesem Podcast beantworte ich Ihnen jetzt eine Frage, die Sie mir gar nicht gestellt haben, aber das macht ja nichts, es ist nämlich dennoch eine brennende Frage. Ist nämlich so ein Podcast überhaupt interessant, so lautet die Frage, wenn man doch seit Jahren ambitionierter Elter ist und sich daher bereits bis zum Erbrechen mit dem Thema Medienerziehung beschäftigt hat, vorn vorne bis hinten und zurück und aus allen nur denkbaren Richtungen und auch durch endlose Familiensituationen und Phasen hindurch?

Ich habe das natürlich ausführlich getestet und befinde nach diesen Versuchen, dass ja. Denn man hat das alles ja nicht wie in der Schule gelernt und daher auch für die nächste Klassenarbeit parat, nein, man vergisst dauernd irgendwelche Aspekte und Umstände, Fakten und Erkenntnisse. Es schadet daher absolut nicht, sich noch einmal vieles aufzählen zu lassen, zumal die beiden das natürlich sehr gut machen, wer hätte es anders erwartet. Und es schadet auch nicht, Perspektiven aus anderen Familien zur Kenntnis zu nehmen. Klare Empfehlung also! Hören Sie sich das an, da lernen Sie dazu. In der aktuellen Folge geht es um Youtube, Patricia schildert darin u.a., wie sie versteinert vor den Videos sitzt, die ihre Kinder wahnsinnig lustig finden, wer kennt die Situation nicht. Aber siehe oben – das gilt auch andersherum. Exkursende.

Zurück zu Jumanji. Entweder der Film ist wirklich recht kurzweilig oder meine Ansprüche sind über Weihnachten irgendwie verschrumpelt, es ist im Grunde auch egal. Der Bösewicht heißt da “Jürgen der Brutale”, ich war sehr amüsiert. Wobei der volle Name noch ein anderer war, wir haben es nicht ganz verstanden, aber es klang für uns alle genau wie “Jürgen von Seppmaier”, vielleicht war es ja genau das, warum auch nicht. Ein recht knuffiger Bösewicht war das übrigens.

Vor einiger Zeit waren wir auf der “Blogfamiliär”, einem Ableger der Blogfamilia. Da hat Katja Seide in ihrem Vortrag (guter Vortrag übrigens, hören Sie sich die Dame an, wenn Sie eine Gelegenheit haben) die Froschdomse zitiert, die auf Twitter einmal geschrieben hat, man solle Kinder nicht als Endgegner, sondern als Quest betrachten. Das fiel mir wieder ein, als wir Jumanji gesehen haben, in dem die ganze Handlung in einem Spiel stattfindet und also alles als Quest zu betrachten ist. Ich halte das in der Erziehung und in alltäglichen Stresssituationen für eine erstaunlich brauchbare Sichtweise, wenn Sie das nicht kennen, probieren Sie es ruhig einmal aus. Man kommt erstaunlich weit damit und auch die Sache mit dem Level-Wechsel passt seltsam gut zu den Phasen der Kindheit. Es mangelt nur auffällig an diesen besonderen Gegenständen, die in den Spielen immer so wichtig sind. Oder ich habe nicht genug Fantasie, das kann natürlich auch sein.

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Musik! Noch einmal Dota Kehr mit Mascha Kaléko. Ganz kurz, ganz schön.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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3 Kommentare

  1. Vielen Dank für die Empfehlung unseres Podcasts!
    Zur Erklärung vielleicht noch. Er heisst so, weil mein Buch „Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss!“ heisst und der Buchtitel wiederum bezieht sich auf das geflügelte Elternwort, weil man ja doch irgendwie überall hört, dass 30 Minuten am Tag genügen sollen bzw. sogar müssen, denn sonst wird das Hirn weich.
    Die Folgen sind 45 min lang, weil wir nach ausführlicher Recherche ermittelt haben, dass das die Länge ist, die man als Elter im Alltag erübrigen kann, um eine Sache nebenher zu machen, z.B. auf dem Weg zur Arbeit oder beim Kochen.

    Wie dem auch sei: Da bei jedem Vortrag, den ich bislang zum Thema gehalten habe, irgendwann jemand aus dem Publikum euer Medienexperiment zitiert hat, fühle ich mich besonders geehrt, dass Du uns als medienerfahrener und kulturoptimistischer Vater empfehlen kannst. Vielen Dank!

  2. Der verkaufsoffene Sonntag, und das wurde mir selbst erst gerade eben klat, ist zum Gutscheineeinlösen. Eine Sache die mir persönlich sehr schwer fällt. Alle paar Jahre werfe ich die abgelaufenen weg. Was für eine Verschwendung! Aber jetzt weiß ich wies geht. Danke!

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