Ich habe Andersens “Die Galoschen des Glücks” als Hörbuch gehört. Dabei fiel mir wieder ein, wie ich das Märchen als Kind gelesen habe und gar nicht wusste, was Galoschen waren, aus irgendwelchen Gründen aber niemanden danach gefragt habe, auch noch nicht im Nachschlagealter war und es also nur geraten habe, was denn Galoschen wohl sein könnten. Es waren noch mehr rätselhafte Begriffe in dem Märchenbuch, ich habe die alle so als Rätsel hingenommen. Warum etwa hießen Kutschen da Droschken? Was war der Unterschied, gab es überhaupt einen? Droschken und Galoschen, mit Galoschen in die Droschke, das waren Wörter mit äußerst merkwürdigem Klang. Die Söhne würden das heute einfach googeln und das ist nicht besser oder schlechter, es ist nur anders.
Ein schönes Detail gibt es übrigens in diesem Märchen, in dem gleich am Anfang zwei Feen auftreten und die Handlung beginnen. Eine der beiden ist nämlich nur eine höchst subalterne Vertreterin des für das Glück zuständigen Flügels der Feenwelt, eine Dienerin der Dienerin der Glücksfee ist sie nur, die andere Fee aber ist nicht irgendwer, die andere ist die Sorge in Person: “Denn die Sorge kümmert sich immer um alles selbst.”
Ich schreibe diese Zeilen übrigens gerade im Garten, das ist ungeheuer passend. Um mich herum blühen die Obstbäume und sprießt das erste Gemüse, es ist je nach Blickrichtung geradezu märchenhaft schön und die Kohlmeise vom Dienst turnt so dicht in den Weidenzweigen über mir herum, sie könnte ab und zu einen Satz mitlesen – ich wundere mich ja über gar nichts mehr.
Ein weiteres Märchen habe ich noch gehört, es war auch von Andersen, “Die Eisjungfrau”. Das war schon deswegen interessant, weil ich es überhaupt nicht kannte und jetzt erst darauf komme, dass in dem Märchenband, den ich als Kind hatte, also gar nicht alles drin war. Nachholbedarf! Wie schön ist das denn. In der Eisjungfrau übrigens wird genau erklärt, dass alle Kinder die Tiere verstehen, solange sie noch klein sind und nicht selbst in der Menschensprache reden können, und dass es nur bei einigen wenigen und allerdings eher etwas zurückgebliebenen oder sagen wir sehr spät entwickelten Menschen so ist, dass sie die Tiere auch weiterhin verstehen, manche vielleicht sogar ein Leben lang. Aber wie gesagt, das sind nur sehr wenige und besonders helle sind sie wohl nicht.
“Es sind wirklich verdammt wenige”, sagt die Kohlmeise von oben, nickt lebhaft und fliegt mit einem so hellen Lachen weiter, fast klingt es wie ganz normales Gezwitscher.
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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.
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Sie können hier Geld für Galoschen oder anders in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
Wie schön ich Ihre Texte finde… danke für die poetischen Zeile .
<3 für die Kohlmeise!
Ich habe als Kind die gesammelten Andersen-Märchen in 2 Bänden immer wieder gelesen und gerade die unbekannten haben mich verzaubert. Bis heute meine liebsten Märchen! Danke für den schönen Text!
Nun, da Ihre Einzigartigkeit auch vor den Kohlmeisen nicht halt zu machen scheint, befürworte ich ohne zu zögern ihre Berufung als Kulturbotschafter.
Bestimmt haben Sie uns viel zu erzählen, die Kohlmeisen. Wenn auch sicherlich nicht viel Schmeichelhaftes