Wir machen uns einen Begriff

Ich habe gerade gar keine Zeit für einen Blogartikel, diese überaus unheilvolle Mischung aus Home-Office und Home-School verwirbelt sich immer weiter und nimmt rasant neue Fahrt auf, noch ein paar Wochen und ich gehe davon aus, dass danach weder ein Urlaub noch ein Sabbatical meine Nerven werden retten können und ich werde in diesem Zusammenhang jetzt einen wichtigen Begriff erstmalig bei Google verankern, der kommt dort bislang nämlich noch gar nicht vor, aber gleich. Sie werden vermutlich noch von ihm hören, das ist die “posthomeschoolische Belastungsstörung”, bitte sehr, das hat gefehlt. Ich erkläre den Begriff aber nicht weiter, ich erkläre nach der Homeschool überhaupt nie wieder irgendwas irgendwem. Vielleicht rede ich auch nie wieder mit jemandem, ich möchte das nicht ausschließen. Reden führt zwischen Home-Office und Home-School irgendwie nie zu Lösungen, immer nur zu weiteren Sätzen und Fragen. 

Schreiben dagegen ist schön, Schreiben bleibt. 

Ich erzähle Ihnen drei Neuigkeiten auf die abendliche Schnelle. Erstens gibt es jetzt im kleinen Bahnhofsviertel das erste Restaurant, das nicht wieder öffnen wird. Das kommt natürlich nicht unerwartet, aber erst wenn es eintritt, muss man es wirklich zur Kenntnis nehmen, wie bei jedem drohenden Unheil. Das ist also jetzt und ja, es gehen tatsächlich Läden und Restaurants usw. dabei drauf. Ich kann also das allgemein empfundene und nun schon reichlich oft gelesene “Die Welt wird nie wieder so sein …” dahingehend präzisieren, dass es etwa an dieser einer Straßenecke da, in genau diesem Haus, vor Corona anders war. Und in zehn Jahren kann ich dann bei den Veteranengesprächen sagen, ich weiß auch noch, wie es da vorher aussah. Wenn ich es dann wirklich noch weiß. 

Zweitens war ich in der Innenstadt, in den bekannten Fußgängerzonen, und habe bei einem Modelabel zum ersten Mal überhaupt stylishe Masken in einem der großen Schaufenster gesehen. 25 Euro kosteten die pro Stück, nicht gerade ein Schnäppchen, aber es war auch keine billige Marke. Ich habe mich umgesehen, es war aber nur ein einziges Schaufenster weit und breit mit diesem Top-Accessoire der Saison zu sehen. Die großen Modeketten ziehen sicher bald nach, da sind die Container wohl noch unterwegs. In dem Laden war übrigens kein Mensch, aber es war in etlichen Läden kein Mensch oder es liefen doch nur einige wenige Kunden darin herum. An den Eingängen stand Sicherheitspersonal und wartete darauf, jemandem Anweisungen geben zu können und etwas kontrollieren zu können, die sahen aber teils erheblich gelangweilt aus und mussten sich sehr an ihren Stehtischchen festhalten. Da wage ich glatt mal eine fundierte Umsatzprognose – viel kommt da nicht zusammen in dieser Woche und also in diesem Monat. 

Drittens gab es eine neue Maskenvariante, die Sohn I und ich interessant fanden, uns kam nämlich im Bahnhof ein Mann entgegen, der sich einen Waschlappen mit einem Einweckgummi vors Gesicht geschnallt hatte. Wenn man von vielen Menschen entgeistert angesehen werden möchte, diese Methode empfiehlt sich, der Mann hatte einen ganz beachtlichen Erfolg damit. Wenn ich seinen grimmen Blick richtig gedeutet habe, dann trug er das aus Protest, also wenn ich schon den Quatsch mit den Masken mitmachen muss, dann aber so, dann könnt ihr mal sehen … 

Und was soll ich sagen, da hat er es uns aber gezeigt. 

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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2 Kommentare

  1. Wie schade, dass es von der Waschlappenmaske kein Foto gibt … Leider habe ich keine Einmachgummis im Haus, sonst würde ich selber experimentieren. Vielleicht kann einer der Herren Söhne bei der Visualisierung behilflich sein? Vorausgesetzt, es gibt Einmachgummis im Hause Buddenbohm. Aber als Gartenbesitzer hat man da doch sicher vorgesorgt? Herzliche Grüße vom linken Niederrhein und bleiben sie gesund.

  2. „Vielleicht rede ich auch nie wieder mit jemandem…“ Das sollte gut überlegt sein.

    In meiner Kindheit habe ich eine sehr entschleunigte Art des Redens kennengelernt. Mein Vater und sein ältester Bruder, Westfalen aus dem Sauerland, trafen sich bei einer Erstkommunion in der Familie. Nach dem reichlichen Mittagessen standen sie jeder mit dem Genuss einer Verdauungszigarre beschäftigt auf der Terasse und schwiegen sich ausgiebig an. Endlich mein Vater „Und die Familie?“ Onkel: „Joah“ Vater: „Und sonst so?“ Onkel: „Och joah, muss ja.“

    Mehr kam da nicht mehr. Diese Art der Konversation kann vielleicht auch nach einem anstrengenden Homeschooling entspannen.

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