Da mal drüber nachdenken

Ein Sohn hat eine Frage in der Homeschool. Ich kann sie sofort und aus dem Stand beantworten, wie so ein gebildeter Mensch. Das ist immer schön, das ist ein erhebendes Gefühl. Also zumindest kurz. Ich frage, ob er vielleicht eine Eselsbrücke braucht, um sich die Antwort künftig besser merken zu können. Ich bin nämlich sehr gut darin, Eselsbrücken zu finden, es ist wirklich eine Spezialbegabung von mir. Der Sohn sieht mich an, wie Mr. Spock drollige Lebensformen mit viel Körperbehaarung auf abgelegenen Planeten angesehen hat und sagt: „Papa. Man kann sich Sachen auch einfach so merken.“

Ich gehe leise und rückwärts aus dem Kinderzimmer. Ich setze mich wieder an meinen Computer und gebe das Passwort ein, das ich mir nur merken kann, weil … ach, lassen wir das.

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Wie lange ich schon keinen Rollkoffer mehr gehört habe – das immerhin ist doch schön an der Pandemie. Niemand rollkoffert mehr morgens um 5 an unseren Fenstern vorbei zum Bahnhof und weckt dabei die ganze Straße. Und ich höre auch keine betrunkenen Fußballfans mehr, die nachts die Straße entlang grölen und sich brüllend immer wieder versichern, wie toll sie sind, um sich schließlich an Laternen zu übergeben. Oh ja, wir wollen Vorteile sammeln, Pandemiegewinne. Was noch? Ja, was noch. Da mal drüber nachdenken. Irgendwann.

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Wenn ich aus dem Küchenfenster sehe, befindet sich ganz am Ende des Blickfeldes eine Kneipe. Die ist selbstverständlich geschlossen, da ist kein Licht an. Über der Kneipe sind mehrere Büros, Kanzleien und Agenturen und dergleichen. In denen ist auch niemand. Da ist alles dunkel, das ganze Haus ist nicht beleuchtet. Es ist 19:14, es ist eine Winternacht. Ich sehe die Kneipe also gar nicht. Ich sehe sie doch. Ich sehe sie, weil ich weiß, dass sie da ist. Das Stück Dunkelheit da. Das muss sie sein.

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