Ich sehe runter auf den Spielplatz, dort krabbelt gerade ein Kleinkind durchs Bild. Und weil der Spielplatz vom Rand her üppig begrünt ist, sehe ich nur die Mitte der Fläche, sehe also die Bänke nicht, auf denen die Eltern sitzen. Ich nehme jedenfalls an, dass sie dort sitzen. Sie sitzen da immer, ich saß da ja früher auch dauernd. Ich sehe jetzt aber nur das Kleinkind, es ist ganz allein auf einer ziemlich großen Fläche und macht ordentlich Strecke. Die Eltern lassen es einfach krabbeln, sie sehen es ja. Es ist nicht allein, sicher nicht, es sieht nur von hier oben so aus. Für einen Moment, das ist ein seltsamer Zufall, ist überhaupt kein anderer Mensch zu sehen, auch nicht auf den Fußwegen ringsum, auch nicht vor der Kirche, ich sehe nur dieses eine kleine Kind da. Es kann noch nicht laufen, ist aber kurz davor, da fehlt nicht mehr viel. Aber heute noch nicht. Es krabbelt und richtet sich zwischendurch versuchsweise auf, was aber nicht klappt, dann sackt es wieder zusammen und krabbelt entschlossen weiter, ein Staubwölkchen in Fahrt. Viele interessante Dinge am Weg, die dringend begutachtet werden müssen, da, eine Taube, ein Stein, ein Baum, ein Ast, eine Plastikschaufel! Noch eine! Und hier, ein Irgendwas, das kann man anfassen und befühlen. Toll.
Es ist alles überaus interessant, die Welt hat heute etwas zu bieten und das Kind dreht sich nicht um und zieht eine Bahn, eine Spur. Eine deutlich sichtbare Spur zieht es im Sand, immer voran, weiter und weiter, was kommt noch, was kommt noch? Kein Blick zurück, kein einziger. Da vorne die riesige Schaukel, das ungeheure Spaßgerät! Da muss es jetzt hin, denn Schaukeln ist lustig, vermutlich weiß es das längst. Natürlich kann es ohne Hilfe nicht auf die Schaukel, gar kein Gedanke. Aber es kann immerhin schon ein Ärmchen heben und der Schaukel Schwung geben, kräftig sogar. Wie die sich in Bewegung setzt, wie eine Bewegung eine Bewegung macht!
Und dann natürlich das Elend mit der Physik, die Schaukel kommt direkt nach der schönen Vorwärtsbewegung zurück und haut dem Kind eins auf die Nase, dass dem kurz Hören und Sehen vergeht, bevor dann andere das Kind recht deutlich hören und aus dem Grün am Spielplatzrand ein Papa auftaucht, der tröstet und wiegt und mit ihm schaukelt und auf die Tauben zeigt, die auffliegen und den Blick des Kindes nach sich ziehen, nach oben, über die Dächer und weiter, dorthin, wo noch andere Straßen und Häuser sein müssen. Da später auch mal hin!
Aber erst einmal schaukeln. Ganz wichtig.
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Wunderbar beobachtet und in Sprache umgesetzt. Das Kind, scheinbar allein auf der Welt, voller Neugier, ohne Angst. Es gibt noch soviel zu entdecken. Jetzt. Danke für diese Momentaufnahme.
Wunderbar beobachtet und in Sprache ausgedrückt. Ein Kind, scheinbar allein auf der Welt, neugierig, beweglich, ohne Angst. Es gibt noch soviel zu entdecken und auszuprobieren. „ und dann natürlich das Elend mit der Physik…“ autsch. Musste kurz lachen, aber auch mitfühlen. Das Kind völlig im Jetzt. Danke für diese Momentaufnahme.