Es gibt Reis

Es gibt herumfliegende Reste und was weg muss, und zwar gebraten und mit Reis. Wer Reis auftischt, so steht es auf der Packung, die ich beim Kochen durchlese, als wären wir noch in der Zeit vor der Erfindung der Smartphones, die Älteren erinnern sich, wer Reis auftischt, so steht es da tatsächlich, der sorgt immer für strahlende Gesichter in der Runde.

Ich kann das nicht bestätigen.

Nebenbei fasse ich den ersten guten Vorsatz für 2023, was übrigens eine Jahreszahl ist, die irgendwie nicht so gelungen aussieht, aber das heißt hoffentlich nichts. 2022 sah sehr schön aus, war es dann aber gar nicht, also bitte. Im Jahr 2023, so nehme ich mir jedenfalls fest vor, werde ich weitere 12 Monate lang keinen eigenen Podcast starten. Man muss irgendwo anfangen mit den guten Absichten, nicht wahr. Irgendwie Ruhe reinbringen und Klarheit.

Ich höre weiter den Felix Krull, er tauscht gerade die Identität mit dem Marquis und der Witz, den Thomas Mann mit dem Tonfall im Roman angestrebt hat, hätte meiner Meinung nach vielleicht für ein Novellchen gereicht, nicht aber für einen Roman in unendlich epischer Erstreckung. Aber nun bin ich schon über der Hälfte, höre ich das jetzt bis zum Ende oder nicht, immer diese quälenden Konflikte. Man ist, wenn man das einmal ernsthaft durchdenkt, verblüffend schnell bei der Frage, warum man überhaupt irgendwas macht. Nur aus Spaß, nur aus Pflichtbewusstsein, weil man etwas erreichen oder haben will, aus Prinzip, weil man es immer schon so gemacht hat, weil halbe Sachen doof sind, weil man seiner Lust folgt, und der Erste, der das entsetzliche Wort Bauchgefühl sagt, wird sofort des Raumes verwiesen.

Wenn man das alles zurückverfolgt, dann landet man doch wieder bei Adam und Eva, die im Paradies lebten und nur ihren Instinkten folgten, happy go lucky. Dann die Frucht der Erkenntnis, die erste bewusste Entscheidung, gleich war sie grundfalsch, versteht sich, und von Stund an war von uns stets alles zu entscheiden, bewusst zu entscheiden, und wie gottverdammt unendlich mühsam ist das bis heute, was für ein elender Fluch ist das, was für eine überaus grausame Vertreibung aus dem Reich der dösenden Seligkeit, in dem jede Katze seit dem Anbeginn der Zeit und auch weiterhin 20 Stunden täglich und selig liegt, während wir irgendwelche Jobs, Essenspläne und Wartungstermine fürs Auto machen, Weihnachtsgeschenke suchen, Therapeuten googeln und dabei dauernd um die allerkleinsten Entscheidungen ringen wie mit dem Engel des Herrn. Egal.

Ich höre das jetzt bis zum Ende, weil ich ein ordentlicher Mensch sein möchte.

Ich höre das jetzt bis zum Ende, weil sonst auf meiner Liste der gehörten Bücher ein Titel stehen würde, den ich in Wahrheit gar nicht ganz gehört habe. Das wäre dann also ein Lügenwerk, ein trügerisches, ein hochstaplerisches gar, passend zum Krull. „Flunkerei“, wie eine frühere Kollegin von mir da gesagt hätte, „Flunkerei.“ Und dabei so ein neckisches Drohen mit dem Zeigefinger und ein Augenzwinkern, es schaudert mich noch bei der Erinnerung.

Nein, ich höre das jetzt bis zum Ende, weil ich zum Jahresende hin keine losen Fäden mag, bei einfach gar nichts. Schulden aller Art begleichen.

Nein.

Ich höre das jetzt bis zum Ende, weil ich nicht alle Latten am Zaun habe. Ja, das wird es sein. Immer realistisch bleiben.

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3 Kommentare

  1. Wieder mal ein Dankeschön für dieses Blog, das schon länger zu meinen Lieblingsblogs gehört.

    Auf meiner Liste der gelesenen und gehörten Bücher gibt es übrigens eine Extraspalte für die Bewertung meines Leseerlebnisses. Da steht dann auch mal: Abgebrochen. Auf die Liste kommen alle, auch die Abgebrochenen, außer ich habe schon ganz am Anfang abgebrochen. (Vielleicht wäre eine zweite Liste, mit all den abgebrochenen Büchern, sinnvoll?)

    Als Kind mochte ich Reis nicht, da gab es eben immer diesen igitten Parboiled. Seit ich selbst Reis koche und eben herausgefunden habe, was es da alles so gibt, liebe ich Reis. Und mein Gesicht strahlt dazu.

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