Eine Dankespostkarte

Rückseite

Ich habe zu danken für die überaus freundliche Zusendung von Füllfederhaltern, von einer Fleece-Decke und einem Puzzle, in einem Paket war auch das neue Buch von Bob Dylan: „Die Philosophie des modernen Songs“, Deutsch von Conny Lösch. Es gab ferner auch noch einmal Beträge, die sicher als Weihnachtsgeld oder Jahresendbeitrag gemeint waren. Ich war wiederum hocherfreut und begeistert, ganz herzlichen Dank an alle!

Vorderseite

Das Bild ist ein schnell geknipstes, nur nebenbei aus dem Fenster geschossen am Abend, einfach raus ins Dunkel. Und was sieht man da? Kaum etwas, es ist eben winternachtschwarz. Den Kirchturm ahnt man, ein aufragendes Schwarz im etwas anders getönten Schwarz der Nacht, der Weihnachtsstern oben im Fenster, etwas blass, eher zurückhaltend. Wenige beleuchtete Fenster ringsum, nur vereinzelte Lichterketten, sparsam und dünn fallen sie aus. Und ganz hinten sehen wir das, worum es mir heute geht, das sind aber auch nur zwei Glühbirnen. Zwei Lichter im fernen Dunkel sehen wir da, eines leuchtet rot, eines blau. Die Lichter sind, aber das weiß ich, das kann man nicht sehen, Teil der mäßig kreativen und auf eine altmodische Art bunten Außendekoration einer Kneipe, eines Kneipenrestaurants oder wie man das auch immer korrekt benennt. So ein rustikaler Laden mit eher bodenständiger Küche, Bratkartoffeln, Schnitzel, Gulasch und dergleichen, überraschungsfrei und verlässlich. Ich sehe nur diese beiden Lichter, ich weiß, die haben geöffnet. Ich war schon lange nicht mehr da, Jahre ist es her, obwohl es das erste Etablissement in Sichtweite ist, obwohl ich mit dieser Kneipe den Vornamen teile.

Es gibt dort gerade, ich habe es neulich im Vorbeigehen auf einem Schild im Fenster gesehen, Grünkohl. Mit Kochwurst und Kasseler (auch mal interessant: die Herkunft des Namens Kasseler), für 14,50. Und ich möchte jetzt nicht darauf herumreiten, dass das früher mal billiger war, nein. Ich möchte lieber erwähnen, dass es einen auch trostreichen, angenehmen Aspekt hat, dass es das dort gibt. Denn es ist ja so – ich könnte es mir leisten. Ich könnte da auch tatsächlich hingehen, es ist nur einen Steinwurf entfernt, ich kann da sogar jederzeit hingehen. Ich könnte es nämlich auch zeitlich einrichten. Wie lange braucht man zum Grünkohlessen, das geht schnell, das geht zwischendurch, eine halbe Stunde wird man etwa dort sitzen, wenn man es eilig hat, und wer hat es nicht eilig. Ich mag Grünkohl gerne. Ich hatte in diesem Winter auch noch keinen Grünkohl, und er schmeckt in der Kneipe vielleicht besser als bei mir, wahrscheinlich wird es so sein.

Ich gehe da nicht hin, nein. Aber ich könnte. Jetzt etwa, jetzt könnte ich gehen. Einfach so. Jetzt auch. Und ich stehe am Küchenfenster, sehe in die Dunkelheit und finde es ganz hervorragend, dass ich könnte. Nicht im Sinne einer sachbuchgerechten Übung in Achtsamkeit und Dankbarkeit, eher im Sinne der ab und zu wiederholten Erkenntnis, dass es doch auch Sinn hat, in der Stadt zu wohnen, wo alles ist, und wo alles sogar um die Ecke ist, und wo man es schon leuchten sieht, sogar beim Schreiben, wenn man nur kurz hochsieht. Überall diese Optionen, und sei es nur eine auf Grünkohl.

Von hier aus, denke ich, von hier aus, und kurz fühlt es sich an, als könnte ich das halbwegs geistreich fortsetzen, aber dann überwiegt doch der beim Schreiben entstandene Hunger und ich gehe in die Küche, öffne den Kühlschrank und vergesse den Gedanken, der wie auch immer hätte enden sollen.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!

3 Kommentare

  1. „Was man von hier aus sehen kann …“ – danke, Herr Buddenbohm, für diesen Blick.

    „Schäufele“ für Schulterstücke war mir bekannt, über die Herkunft der Bezeichnung „Kassler“ (wie es hier am Niederrhein heißt, eben nicht“Kasseler“) dachte ich in der Tat noch nie nach. Also auch danke für diesen Link.

    Ihnen und all‘ Ihren Lieben schon mal schöne Weihnachten, eine gute „stille Zeit“ zwischen den Jahren und natürlich einen geschmeidigen Übergang nach 2023 – möge es ein gedeihliches Jahr werden!

  2. Musste beim Lesen grinsen – den Laden kenne ich auch, sogar noch in der alten Location, wo ich mal mit Freunden Skat spielte und Bratkartoffeln aß. In der neuen Version war ich auch ein oder zwei Mal, aber sie war nicht ganz so hübsch. Danke für die Erinnerungen und weiter alles Gute.

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