Blogbuden von oben

Noch einen Film gesehen: „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war.“

Das war eine Verfilmung, die mir gegenüber dem Buch sehr rücksichtsvoll vorkam, die sich behutsam angenähert hat und die Stimmung, zumindest meiner Erinnerung nach, getroffen hat. Ich bin nicht gut darin, mich an Handlungen zu erinnern, aber die Stimmung eines Buchs weiß ich meistens auch viel später noch, und ja, der Roman war so, diese Bilder passten und alle Figuren kamen mir perfekt besetzt vor. Sehr schöne Bilder dabei, eindringlich, Sonderlob für das Kamerateam. Wer das Buch gemocht hat, wird den Film vermutlich als Bereicherung empfinden, mir ging es jedenfalls so.

Es gab in diesem Film Drohnen-Aufnahmen des zentralen Gebäudekomplexes von oben, das fand ich bemerkenswert, denn die gab es in „Der Pfau“ auch, ganz so, als würden die jetzt eben in jedem Film vorkommen, weil es die Technik dafür nun einmal gibt. Das macht man jetzt so, es ist state of the art. Wenn ein Gebäude eine wichtige Rolle spielt, zeigt man es ausgiebig von oben. Ich nehme auch an, es ist einer der billigeren Momente des Films. Und ganz hübsch, doch, doch.

Ich stelle mir spaßeshalber vor, dass das auch in Blogs üblich wird. Man macht die Seite auf und im auto-abspielenden Intro läuft dann sofort das Drohnen-Filmchen. Erst der Schreibtisch der Bloggerin oder des Bloggers, Schnitt, dann das Dach des Hauses und danach in durchgehender Kamerafahrt, bzw. in durchgehendem Kameraflug, das ganze Haus, der Block, das Viertel, die Stadt, je nach Lage auch noch etwas Landschaft, in meinem Fall also noch etwas die Elbe entlang oder so, vielleicht dem gerade ablegenden Katamaran nach Helgoland hinterher, bei der Kaltmamsell sieht man erst die laufenden Menschen an der Isar, schließlich die Alpen am Horizont, bei Frau Herzbruch den Rhein, bei Frau Novemberregen Bürotürme usw.

Na, was man sich vor vorstellt.

Auf dem Rückweg vom Kino nach Hause auf einmal eine fast überzeugende Anmutung von Sommernacht in der Luft, es war seltsam. Die ersten Menschen in kurzen Hosen und T-Shirts, that escalated quickly.

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Im Tagesbild die Bille, rechts abgeschnitten das Ufer der Insel, auf der unser Garten ist, links am Ufer die Weide, an der man im März zuverlässig den Fortschritt des Frühling sehen kann. „Und es kämmt ein sanfter Wind das grüne Haar der Trauerweiden, hörst du auch die Stimme, dieses Raunen überm Fluss?“ Hannes Wader, Am Fluss.

Blick von der Braunen Brücke über die Bille an einem sonnigen Vorfrühlingstag, wenige weiße Wolken im Bild vor sehr blauem Himmel.

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3 Kommentare

  1. Hannes Wader, Am Fluss. Danke dafür, aus dem hintersten Hirnwinkel wieder hochgekommen und soooo schön

  2. Ob Sie’s glauben oder nicht, das stell ich mir bei Ihnen meistens so vor.
    Schreibtisch mit Dachfenster (wahlweise mit Prasselregen), manchmal Küche mit versteckten Spekulatius, Häuserreihe von oben, Spielplatz, Kirche, Massagestudio, Mutterland, Junge, Schauspielhaus, Bahnhofsvorplatz, Gleise. Bis zur Elbe oder Alster fahr/flieg ich nicht. Höchstens mal rüber zur Bibliothek oder in den Bahnhof rein, wenn es gerade Thema ist.
    Und am gemeinsten beim verfrühten Aufwachen: „Herr Buddenbohm ist jetzt schon richtig produktiv.“

  3. Ich habe alle Bücher von Joachim Meyerhoff sehr gern gelesen. Wahrscheinlich wäre ich aber gar nicht auf die Idee gekommen, wenn er, der mir damals noch unbekannte Schauspieler, mich vor Jahren, neben Edgar Selge als Faust, er als Mephisto, im Deutschen Schauspielhaus nicht so überaus stark beeindruckt hätte. Von da an war mir klar, dass ich mir diesen Namen merken muss. Zu Recht, wie sich herausstellte.
    Den Film werde ich mir unbedingt ansehen und die Besetzung der Vaterfigur mit Devid Striesow scheint mir genial: entspricht total meiner Vorstellung beim Lesen.
    Den Pfau will ich auch ansehen, das Buch war sehr vergnüglich und ich habe es mehrfach verschenkt. Bin gespannt und kann nur hoffen, dass beide Filme im Mai noch laufen, wenn ich wieder daheim sein werde.
    Mitunter lese ich Bücher, die ich für verfilmenswert halte und dann habe ich das Casting schon im Kopf. Wie z.B. bei Julie Zehs „Nullzeit“. Die Rechte dafür sind zwar längst vergeben, aber…es passiert leider nichts.

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