Im Garten gewesen II

Auch am Sonntag im Garten gewesen. Zum ersten Mal in diesem Jahr dort Kaffee getrunken, wir haben das Wasser heute wieder angestellt. Saisoneröffnung bei freundlichen 19 Grad, die morgen allerdings schon brutal und auch für länger abstürzen werden, man weiß es.

Ich setze mich doch einmal in die Sonne. Ich lasse mir von der Merlin-App die Vogelstimmen aus den Bäumen ausdeuten. Das ist ein wenig so, als würde man bei den Songs in den Streamingdiensten dauernd nachsehen, wer gerade singt. Ich höre Rotkehlchen, Amsel, Zilpzalp, Fitis und Mönchsgrasmücke. Die letztere sehe ich nie, die höre ich nur, wie lange ich auch in die Büsche und in das Geäst der Weide starre. Ich höre die Meisenherren Blau und Kohl, es ist ein gut besetztes Orchester um mich herum, eine lange Darbietung mit etlichen Zugaben. Nur die Heckenbraunelle höre ich in diesem Jahr nicht, sehe sie auch nicht auf ihrem früheren Stammplatz. Vielleicht macht sie ein Sabbatical, das ist ja mittlerweile recht weit verbreitet, wenn ich das kurz aus meinem Bekanntenkreis ableiten darf.

Ich gehe den Stapel der Bücher durch, die in der Laube überwintert haben. Ich blättere durch den dicken Band mit sämtlichen Gedichten von Sarah Kirsch, ich lese hier und da eines. Ich verstehe wenig, das kenne ich schon und das macht nichts. Das Jahr ist jetzt angekirscht, denn ich sitze gerne neben den Kirschbäumen und lese Kirsch, man hat so seine Vorlieben, nicht nur für Alliterationen. Wichtig bei ihrer Lyrik auch, dass die Umbrüche seltsam

sind.

Neben der Kirsch steht der Krolow, da auch einmal kurz reinsehen. Alte Bekannte. Dann noch die Kaléko, auch das Gesamtwerk, warum fangen eigentlich alle mit K an? Und warum ist kein Kästner da?

Vom Nachbargrundstück höre ich Stimmen, die sind gerade eben so laut, dass man weiß, da ist jemand, aber sie sind nicht so laut, dass man etwas verstehen und sich also vielleicht auch aufregen könnte. Es ist gut und angenehm, Stimmen in dieser geringen Lautstärke zu hören. Ein wenig Mittagsschlaf würde dieser Gartenstunde jetzt guttun.

Aber die Wolken ziehen zwischendurch dicht, es sieht nach Regen aus und der Wind versucht schon einmal, ob er hier oder in einem der anderen Gärten nicht vielleicht etwas umwerfen könnte, und ob der Mann mit dem Notizbuch, der da Seite um Seite vollschreibt, nicht vielleicht etwas erschauert, wenn man ihm so am Hals entlang und in das Polohemd … aber da geht der Typ schon in die Laube. Ist wohl nicht das wetterfesteste Exemplar.

In der Laube sitzt Sohn II und guckt auf sein Handy. Er sitzt exakt wie im letzten Jahr, gleiche Haltung, gleiche Stelle, nur ist er größer geworden und seine Beine passen nicht mehr ganz in die gewohnte Ecke. Er wächst jetzt aus seinem Platz heraus. Denn so geht es nun einmal zu in der Kindheit.

Wir stellen altes Spielzeug der Söhne vorne an die Hecke, darüber freuen sich Menschen mit kleineren Kindern und nehmen es mit. Playmobil, wie lange ist diese Phase schon her.

Ein lilafarbenes Hausboot auf der Bille unter bewölktem Himmel

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Schreibwelten

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