Der Himmel über Altona

Donnerstag, der 8.6. Ich habe nach der Arbeit für eine andere Arbeit, so geht es nämlich zu bei den Menschen mit mehreren Berufen, noch einen Termin in Altona. Auch da war ich lange nicht mehr, schon vor Corona nicht, Bezüge zu Altona habe ich eher selten. Ich erkunde gerade nach und nach meine Stadt neu, die mir in den Pandemiejahren überraschend fremd geworden ist, wie mir immer klarer wird.

Wenn es um neue Häuser und Straßen und Plätze geht, fallen die Veränderungen in Altona fast so krass aus wie in der Hafencity, wenn man nur lange genug nicht dort war, und von der S-Bahn aus müsste ich mich schon einigermaßen anstrengen, um mich an „meine“ alte Einfahrt in diesen Bahnhof zu erinnern. Wie sah es da damals aus und wann war damals eigentlich. Die Achtziger, die Neunziger, die Zehner, so in etwa, da verschwimmt eh alles längst, ein unklarer Vergangenheitsbrei. Anders war es jedenfalls, für wie lange Zeit auch immer. Da war doch diese weite, leere Fläche, die Bahnbrache, nicht als Gleise und Ödnis. So leer war es, dass ich die Erinnerungsbilder mit den Filmbildern aus „Der Himmel über Berlin“ zusammenwerfe. Urbane Karstlandschaften. Ich gehe ein wenig durch die in den letzten Jahren neu bebauten Straßen und staune. Da wohnen Menschen wie in Architekturmodellen, und sie gehen in die Häuser raus oder rein wie in Marketinganimationen, die von einer KI in Szene gesetzt wurden. Da sitzt ein Kind symbolhaft auf einer Schaukel, hier wächst ein Prospektbäumchen, so lebt man also in einer Präsentation.

Später kaufe ich im Discounter im Bahnhof Altona ein, es passt heute nicht mehr anders ins Programm, es ist eine Spontanlösung. Mir fällt etwas auf, was mir ohne meine Abokarte gar nicht in den Sinn gekommen wäre – bei Regen könnte ich hier auch absichtlich und sogar gut einkaufen. Es dauert natürlich länger, erst dorthin zu fahren, aber ich käme immerhin trocken hin und zurück, das ist auch interessant. Das mal für die regenreicheren und kälteren Saisonvarianten vormerken. Der Discounter da ist sogar größer als der bei uns im kleinen Bahnhofsviertel, es gibt mehr von allem.

Das ist nur ein winziges, ein eher lapidares Beispiel, und doch denke ich dabei gerade meine Mobilität neu. So geht das also, denke ich mir.

Der Himmel über Altona, er zeigt währenddessen die ganze Zeit das makellose Azur des allzu trockenen Sommers. Ich fahre in der S-Bahn zurück zum Hauptbahnhof, lasse mir etwas Passendes dabei vorsingen und lobpreise die Technik, die solche Lieder und Videos jederzeit auf Abruf bereithält. Man müsste sonst sicher enormen Aufwand betreiben, um den Herrn, der diesen Song geschrieben hat (mit einem Text von Vito Pallavicini), mal eben für sich singen zu lassen.

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2 Kommentare

  1. Spannend die Beobachtung zur Mobilität. Vielen Dank, dass Sie uns auch daran Anteil haben lassen. Eine Frage – und die ist ausdrücklich nicht als Kritik gemeint – stellt sich mir dann doch:

    Ist es mit neuen Netztickets wie mit neuen Straßen? Bringen auch diese statt der vorgesehenen Entlastung anderer Verkehrswege bzw. -träger einfach ein Ansteigen der Verkehrsbewegungen des Einzelnen im ohnehin schon überlasteten System? Und wohin führt das dann?

    Nun, die Expertinnen werden es bedacht haben oder alsbald bedenken.

  2. Erstaunlich, was das Ticket alles kann. Ich bin ein bisschen neidisch.
    Hier „auf`m Dorf“ besteht der öffentliche Nahverkehr aus Anruf-Sammel-Taxis, die stündlich auf Bestellung, je nach Bedarf in etwa die Buslinien abfahren. Meist sind das Autos, also vier Plätze, in Stoßzeiten manchmal Kleinbusse. Wenn die Plätze ausgebucht sind, muss man die nächste Tour nehmen – oder die übernächste. Das ist unpraktisch, im Alltag. Wir werden das Schüler-Hessen-Ticket nicht verlängern und brauchen vielleicht in der Wintersaison ein drittes Auto.

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